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       # taz.de -- Flüchtlingsunterkunft in Berlin: „Das wäre nie genehmigungsfähig“
       
       > Neuköllns Sozialstadtrat hat eine Wohnung besichtigt, die ein Hostel als
       > Flüchtlingsunterkunft anbietet. Die Zustände seien unzumutbar, findet er.
       
   IMG Bild: Sieht nicht doll aus, ist aber immerhin sauber: noch unbezogenes Zimmer für Flüchtlinge.
       
       taz: Herr Szczepanski, Sie haben Anfang Januar eine Unterbringung für
       Flüchtlinge im Hostel Rixpack besichtigt. Warum? 
       
       Bernd Szczepanski: Ich bin vom Jugendamt darauf aufmerksam gemacht worden,
       dass dort offenbar Kinder unter unzumutbaren Verhältnissen wohnen. Die
       Familie hat das Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso) dort
       untergebracht. Ich habe dem Lageso, das ja zeitlich und personell sehr
       überlastet ist, vorgeschlagen, dass ich für sie dahingehe und mir das
       angucke, und bin mit unserer Heimbegeherin dort gewesen.
       
       Was haben Sie dort gesehen? 
       
       Wir haben im Vorderhaus, das total vermüllt und verdreckt war, eine
       ebenfalls völlig verdreckte Vierzimmerwohnung vorgefunden. In einem von
       zwei Zimmern, die ich sehen konnte, war eine siebenköpfige Familie
       untergebracht, Eltern und fünf Kinder im Alter von eins bis acht Jahren!
       Sie hatten nur vier relativ schmale Betten, auch hier war alles schmutzig
       und vergammelt. Die Küche starrte vor Dreck, eine Herdplatte war an und
       glühte. Der Herd hatte keine Schalter, nur den Backofenknopf, den habe ich
       abgemacht und die Platte ausgedreht. Da liefen ja kleine Kinder rum, die
       hätten jederzeit draufpacken können.
       
       Seit wann lebt die Familie dort? 
       
       Seit Dezember. Außerdem waren noch acht Männer in der Vierzimmerwohnung
       untergebracht, in zwei Zimmern je zwei und in einem Zimmer vier Personen.
       Es gibt eine Toilette und eine davon getrennte Dusche
       
       Für 15 Leute? 
       
       Ja. Es gibt noch zwei weitere Wohnungen im Vorderhaus, die wohl auch vom
       Rixpack-Hostel angemietet wurden und dem Lageso für Unterbringungszwecke
       zur Verfügung gestellt worden sind. Das Amt hat die Gelegenheit gleich
       genutzt, die haben ja viel zu wenige Plätze. Aber sie haben sich das
       niemals angesehen – das wäre nie genehmigungsfähig gewesen. Der Vermieter
       kümmert sich überhaupt nicht darum, es gibt keine Reinigung, gar nichts.
       
       Was bekommt er dafür vom Lageso? 
       
       Das kann ich nur schwer sagen. Die Unterbringungssätze für eine
       Einzelperson bewegen sich um die 15 Euro pro Nacht, je nach angebotenen
       Leistungen.
       
       Ist denn so etwas legal? 
       
       Die Umwandlung muss von der bezirklichen Baubehörde genehmigt werden.
       Inzwischen ist ein Antrag eingegangen, der jedoch keine Aussicht auf
       Genehmigung haben wird.
       
       Sie haben diese Zustände dem Lageso gemeldet? 
       
       Meine Heimbegeherin hat sofort ihren Bericht abgefasst, den haben wir am 8.
       Januar ans Lageso geschickt. Aber erst nach nochmaligem Nachfragen haben
       sie jetzt zugesagt, in dieser Woche eine Begehung zu machen.
       
       1 Feb 2015
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Susanne Memarnia
       
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