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       # taz.de -- Untersuchungsausschuss zu Edathy: Vertraute sagen aus
       
       > Ehemalige Büroleiter, Freunde und Vertraute: Im Untersuchungsausschuss
       > wird am Donnerstag Edathys Umfeld aussagen.
       
   IMG Bild: Edathy und der Zeugenstuhl im Untersuchungsausschuss.
       
       BERLIN taz | Der Edathy-Untersuchungsausschuss blickt am Donnerstag ins
       Innere der SPD-Fraktion: Eine Reihe von Mitarbeitern und Abgeordneten der
       Sozialdemokraten müssen vor dem Gremium aussagen. Dabei geht es um die
       Frage, mit wem und wann Sebastian Edathy über drohende
       Kinderporno-Ermittlungen gesproche hatte - und damit vor allem um die
       Glaubwürdigkeit des ehemaligen Bundestagsabgeordneten.
       
       Edathy gibt an, sein damaliger Fraktionskollege Michael Hartmann habe ihn
       im November 2013 darüber informiert, dass er auf einer Liste mutmaßlicher
       Kinderporno-Konsumenten stehe. Die Information habe Hartmann wiederum vom
       damaligen BKA-Chef Jörg Ziercke erhalten. Mit so einer Vorwarnung hätten
       die beiden nicht nur das Prinzip der Gewaltenteilung ignoriert, sondern
       sich möglicherweise auch strafbar gemacht. Beide dementieren Edathys
       Behauptung aber.
       
       Um seine Version zu untermauern, hatte Edathy vor zwei Wochen die Namen
       weiterer Zeugen genannt. Mit seinem damaligen Büroleiter und dessen
       Vorgänger etwa habe er sich bereits beratschlagt, kurz nachdem Hartmann ihn
       erstmals über drohende Ermittlungen informiert hatte. Wer seine Quelle ist,
       habe er ihnen auch erzählt. Die Büroleiter sind für Donnerstag Vormittag
       als Zeugen geladen und sollen aussagen, ob die Gespräche mit Edathy
       tatsächlich so verlaufen sind.
       
       Und dann wären da noch zwei seiner Vertrauten aus der SPD, eine ehemalige
       Landtagsabgeordnete und ein ehemaliger Bundestagskandidat. Ihnen will
       Edathy zwischen November 2013 und Januar 2014 ebenfalls erzählt haben, was
       auf ihn zukommen könnte und wer ihn darüber informiert hat. Auch sie sitzen
       am Donnerstag auf dem Zeugenstuhl.
       
       ## Hellseherische Fähigkeiten
       
       Beweise für Edathys Version können all diese Zeugen vermutlich nicht
       liefern, bei den vermeintlichen Gesprächen zwischen dem damaligen
       Abgeordneten und seinem Kollegen Hartmann sollen sie schließlich nicht
       dabei gewesen sein. Bestätigen sie Edathys Angaben, geriete sein
       mutmaßlicher Informant aber noch weiter unter Erklärungsdruck. „Das wäre
       ein starkes Indiz“, sagt CDU-Obmann Armin Schuster. „Edathy bräuchte
       beachtliche hellseherisch Fähigkeiten, um schon im November 2013 an einer
       fiktiven Story zu arbeiten.“
       
       Damals wusste Edathy schließlich noch nicht mit Sicherheit, dass die
       Staatsanwaltschaft tatsächlich ein Verfahren gegen ihn einleiten wird und
       seine politische Karriere am Ende ist. Erst im Februar 2014 flog er auf und
       erst dann ließ ihn seine Partei fallen. Rachegelüste, ein mögliches Motiv
       für falsche Beschuldigungen gegen Hartmann, hätte er wenn überhaupt erst ab
       diesem Zeitpunkt entwickeln können.
       
       Eine weitere offene Frage ist an diesem Donnerstag voraussichtlich
       überhaupt kein Thema: Welche Rolle die SPD-Spitze in der Affäre spielte und
       ob sie den Auftrag gegeben haben könnte, Edathy zu warnen. Um der Frage
       nachzugehen, hatte die Opposition zuletzt einen Beweisantrag eingereicht:
       Parteichef Sigmar Gabriel, Fraktionschef Thomas Oppermann und weitere
       Spitzengenossen sollten demnach SMS und WhatsApp-Nachrichten offenlegen, in
       denen es um den Fall Edathy geht.
       
       Die Vorsitzende des Ausschuss, Eva Högl (SPD), sprach sich gegen den
       Beweisantrag aus. „Das wäre ein relevanter und unverhältnismäßiger
       Grundrechtseingriff, der durch den Untersuchungsauftrag nicht gedeckt ist“,
       sagte sie. Ihr Kompromissvorschlag: Sie schreibt der SPD-Spitze einen Brief
       und bittet diese darum, entsprechende Kurznachrichten herauszurücken –
       freiwillig.
       
       29 Jan 2015
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Tobias Schulze
       
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