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       # taz.de -- Protest in Bahrain: Oppositioneller vor Gericht
       
       > Der schiitische Sheikh Ali Salman lehnt Gewalt ab und befürwortet einen
       > friedlichen Wandel. Trotzdem soll er für zehn Jahre ins Gefängnis.
       
   IMG Bild: Protest in Bahrain mit Fotos von Sheikh Ali Salman in Manama.
       
       ISTANBUL taz | So lange Sheikh Ali Salman in Freiheit ist, gibt es in
       Bahrain noch Hoffnung auf einen friedlichen Wandel. Das glaubten nicht nur
       Schiiten, die seit vier Jahren gegen das sunnitische Herrscherhaus
       rebellieren, sondern auch westliche Diplomaten. Doch seit Ende Dezember
       sitzt Salman im Gefängnis, am 28. Januar stand er erstmals vor Gericht.
       
       Die Anklage wirft Salman unter anderem Aufruf zum „politischen Wandel mit
       gewaltsamen Mitteln und Drohungen“ und „Aufstachelung zu Hass“ vor, wie die
       staatliche Nachrichtenagentur BNA am Mittwoch mitteilte.
       
       Salman ist der Vorsitzende der Wefak-Gesellschaft, der grössten
       Oppositionsgruppierung in Bahrain. Zugleich ist der 49-jährige Schiit ein
       Geistlicher. Seine Ausbildung erhielt im iranischen Qom, aber Salman ist
       kein Anhänger des iranischen Systems. Er fordere „Gleichheit, Freiheit und
       Demokratie“, schrieb Salman am Vorabend des ersten Prozesstages auf
       Twitter. „Ich sitze wegen der gleichen Gründe im Gefängnis wie Nelson
       Mandela.“
       
       ## Das Herrscherhaus verliert den Partner für einen politischen Dialog
       
       Die zentrale Forderung der Schiiten, die in Bahrain Zweidrittel der
       Bevölkerung bilden, ist der Übergang zu einer konstitutionellen Monarchie,
       wie sie die Verfassung von 2001 vorsieht. Damals kehrte Salman nach
       jahrelangem Exil nach Manama zurück, fünf Jahre später wurde er zum
       Vorsitzenden von Wefak gewählt.
       
       Über die Grenzen des kleinen Inselstaats hinaus bekannt wurde er nach den
       Protesten im Februar 2011 als Stimme der Mässigung. Während sich Teile der
       Protestbewegung radikalisiert haben und sich frustrierte Jugendliche
       Strassenschlachten mit der Polizei liefern, hielt Salman an seinem Kurs
       fest: den Wandel mit friedlichen Mitteln. Das gehe auch aus den Reden
       hervor, die ihm jetzt von der Anklage zur Last gelegt werden, erklärte die
       Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) kürzlich. Nirgendwo
       finde sich ein Aufruf zu Gewalt, so HRW.
       
       Mit Salman hat das Herrscherhaus den wichtigsten Ansprechpartner für einen
       politischen Dialog mit den Schiiten hinter Gitter gesteckt. Sein Verdienst
       ist es, dass der Konflikt bisher nicht eskaliert ist. Der Prozess soll am
       25. Februar fortgesetzt werden. Die Anklage fordert zehn Jahre Haft.
       
       28 Jan 2015
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Inga Rogg
       
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