# taz.de -- Verschlüsselung fürs Smartphone: Telefonieren ohne Spione
> Eine neue Verschlüsselungs-App kommt auf den Markt – doch sie ist nicht
> für jeden zu haben. Privatanwender müssen sich anderweitig umsehen.
IMG Bild: Nein, dieses Telefon wurde nicht abgehört. Die Dame nutzt mehrere
BERLIN taz | Während diverse Politiker fordern, verschlüsselte
Kommunikation einzuschränken oder zu verbieten, haben Vodafone und der
Hersteller des Merkel-Handys, Secusmart, am Mittwoch eine neue
Verschlüsselungs-App vorgestellt. Nutzer mit Android- und iOS-Smartphones
sollen damit ihre Telefonate von Ende zu Ende verschlüsseln können. Dritte,
die die Kommunikation unterwegs abfangen, können diese nicht verwerten.
Das Thema Verschlüsselung steht auch beim am Donnerstag beginnenden Treffen
der EU-Justiz- und Innenminister in Riga auf der Tagesordnung. Unter
anderem Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) und der britische
Premier David Cameron hatten sich kürzlich dafür ausgesprochen,
verschlüsselte Kommunikation soweit einzuschränken, dass
Sicherheitsbehörden darauf zugreifen können.
Secusmart – kürzlich von Blackberry übernommen – und Vodafone sind nicht
die ersten, die Kunden eine App zum Telefonieren mit
Ende-zu-Ende-Verschlüsselung anbieten. Bereits im vergangenen Jahr stellte
die Telekom in Kooperation mit der Firma GSMK aus dem Umfeld des Chaos
Computer Club ein ähnliches Angebot vor. Doch beide eint ein Manko: Die
Angebote sind vorerst nur für Firmenkunden verfügbar. Derzeit gebe es dort
größeren Bedarf, erklärt die Sprecherin von Secusmart.
Dabei geht es um einen Bereich, der in der Debatte um eine eventuelles
Verbot verschlüsselter Kommunikation nur am Rande vorkommt:
Wirtschaftskriminalität. Während es beim Abhören von Privatpersonen um die
Privatsphäre, um Kommunikationsgeheimnis und Bürgerrechte geht, sind für
Unternehmen finanzielle Interessen wichtiger: Würden sie gezwungen,
unverschlüsselt zu kommunizieren, hätten es interessierte Geheimdienste
oder Konkurrenzfirmen leicht, an Firmenintera heranzukommen.
Eine Stelle, bei der geheime Schlüssel hinterlegt werden müssten, um
gegebenenfalls darauf zugreifen zu können, wie sie der
Anti-Terror-Koordinator im Rat der EU befürwortete, hätte einen ähnlichen
Effekt: Die Server dürften binnen Kürze gehackt sein.
Die US-Bürgerrechtsorganisation Electronic Frontier Foundation hat diese
Woche einen [1][Plan] gegen Massenüberwachung vorgestellt, bei dem die
Verwendung von Verschlüsselungstechniken im Zentrum steht. Neben PGP für
Emails oder OTR für Textnachrichten gibt es auch in Sachen Telefonie
Angebote für Privatanwender: Für Android etwa die App Redphone, für iOS
heißt sie Signal. Der Hersteller der Apps, Openwhispersystems, hat den
Quellcode offen gelegt – so lässt sich überprüfen, dass es keine
Hintertüren für Geheimdienste gibt.
29 Jan 2015
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DIR [1] http://www.eff.org/deeplinks/2015/01/effs-game-plan-ending-global-mass-surveillance
## AUTOREN
DIR Svenja Bergt
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