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       # taz.de -- Selbstauflösung: Rechte Hooligans kneifen
       
       > Nach einem BGH-Urteil prüfen Innenminister eine Strafverfolgung
       > rechtsextremer Hooligan-Gruppen. Die „Standarte Bremen“ ist schon mal
       > weg.
       
   IMG Bild: Mit Hasskappe auf Bootstour: Standarte-Hools beim Nordderby im März 2014 in Bremen
       
       HAMBURG taz | Zum 25. Jubiläum hat sich die „Standarte Bremen“ aufgelöst.
       Das erklärt der „Fußball-Fanklub“ auf seiner Internet-Seite. Die
       rechtsextreme „Standarte“, die lange „88“ als Code für „Heil Hitler“ im
       Namen führte, befürchtet eine strafrechtliche Verfolgung. Denn Bremens
       Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) will nach einem Urteil des
       Bundesgerichtshofes (BGH) jetzt gegen Mitglieder von Hooligan-Vereinigungen
       vorgehen.
       
       ## Grundsatzurteil vom BGH
       
       In der vergangenen Woche hatte der BGH in Karlsruhe ein Urteil des
       Landgerichts Dresden bestätigt, mit dem fünf Angeklagte der früheren
       rechtsextremen Gruppe „Hooligans Elbflorenz“ wegen Mitgliedschaft in einer
       kriminellen Vereinigung verurteilt wurden. Das Landgericht verurteilte die
       Angeklagten auch wegen schweren Landfriedensbruchs und gefährlicher
       Körperverletzung zu Haftstrafen von bis zu vier Jahren. Im Sommer 2008
       sollen sie mit knapp 80 Anhängern nach dem EM-Halbfinalspiel zwischen
       Deutschland und der Türkei türkische Gaststätten angegriffen haben. Mit dem
       Urteil des BGH vom 22. Januar können nun feste Hooligan-Gruppen als
       „kriminelle Vereinigung“ angesehen werden.
       
       Über „die klaren Worte aus Karlsruhe“ zeigte sich auch Niedersachsens
       Innenminister Boris Pistorius (SPD) erfreut. „Immer wieder werden Hooligans
       auch als vermeintlich subkulturelle Gruppe innerhalb des Fußballs
       glorifiziert, durch Filme, Magazine und im Netz“, sagte Pistorius der taz.
       „Dabei geht es denjenigen, die Sportveranstaltungen nur dafür nutzen, für
       Randale und Gewalt zu sorgen, zu allerletzt um den Sport.“
       
       Von Ermittlungen will sein Ministerium noch nicht sprechen. „Wir müssen das
       Urteil erst einmal in Ruhe bewerten“, sagt Pistorius. Man müsse sehen, ob
       „Straftaten in diesem Milieu zukünftig durch dieses Urteil noch
       konsequenter“ verfolgt werden könnten.
       
       ## Offen rechtsextrem
       
       Die „Standarte“ um Henrik Ostendorf hat ihre rechtsextreme Ausrichtung seit
       ihrer Gründung hat nicht verheimlicht. Mit der Selbstauflösung ist sie den
       Bremer Behörden allerdings nicht entwischt. „Die ’Standarte Bremen‘ wird
       überprüft“, sagt Rose Gerdts-Schiffler, Pressesprecherin des Innenressorts.
       Gleiches gelte für die Hooligan-Gruppen „City Warriors“ und „Nordsturm
       Brema“. Weitere könnten folgen.
       
       Die rechtsextremen Anhänger der drei Gruppen sind in der Vergangenheit
       regelmäßig durch Gewalttaten aufgefallen. Seit 1990 hatte die „Standarte“,
       die eng mit NPD und Freien Kameradschaften verbunden war, immer wieder
       linke Fangruppen und Feiern angegriffen.
       
       Den Sound dazu liefert die bundesweit erfolgreiche Hooligan-Band „Kategorie
       C – Hungrige Wölfe“ (KC). Henrik Ostendorfs Bruder Hannes ist der Sänger
       der Band. Die Bremer Szene ist stark bei den „Hooligans gegen Salafisten“
       involviert.
       
       27 Jan 2015
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Andreas Speit
       
       ## TAGS
       
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