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       # taz.de -- Die Wahrheit: „Keine Guillotine!“
       
       > Offener Brief: 72 Jungfrauen schreiben aus dem Paradies an Marine Le Pen.
       > Die Märtyrer sind schon kaputt genug.
       
       La Présidente du Front National,
       
       geehrte Madame Marine Le Pen,
       
       wir hoffen, dass es Ihnen und Ihrer Familie gut geht und allen, die Sie in
       Ihr französisches Herz eingeschlossen haben.
       
       Madame! Wir haben hier oben im Himmel gehört, dass Sie die Wiedereinführung
       der Todesstrafe fordern. Die Guillotine des französischen Staates soll
       unsere jungen muslimischen Männer enthaupten, die andere Bürger in einem
       unseligen Blutrausch ermorden und dies in ihren beleidigten Köpfen für eine
       gerechte Rache an beleidigenden Ungläubigen halten. Madame Le Pen, glauben
       Sie bitte nicht, dass die Frauenaufklärung vor dem Paradies haltgemacht
       hat; wir billigen keineswegs alles, was Ihre und unsere Herrschaften der
       Schöpfung auf der Erde und in diesem Paradies veranstalten. Wir lächeln
       viel, aber unser Herz ist schwer.
       
       Wir wissen nicht, wer Sie beraten hat bei Ihrer fatalen
       Kopf-um-Kopf-Politik. Aber bitte, denken Sie eine Sekunde daran, was Sie
       uns damit antun! Stellen Sie sich nur zwei französische Sekunden lang vor,
       was hier los ist! Jeden Tag werden neue Märtyrer bei uns eingeliefert –
       junge, meist ehemals hübsche Männer. Madame, Muslime können so schön sein.
       
       Und jetzt stellen Sie sich bitte vor, wie diese toten Männer hier oben bei
       uns ankommen. Sie kommen ohne Arme, ohne Beine, ohne Augen, ohne Ohren,
       verstümmelt in allen nur denkbaren Formen, manchmal in kleinste Teilchen
       zersprengt.
       
       Wir haben die Welt studiert, Madame Le Pen, aber wir sind keine
       Chirurginnen, keine Visagistinnen, wir sind nicht allmächtig. Glauben Sie,
       es macht Spaß, den Akt der Liebe mit kleinen blutenden Häuflein Fleisch zu
       vollziehen? Madame, das erzeugt keine Ekstase, das erzeugt große Übelkeit.
       Wir lieben die Ästhetik! Wenn Sie wüssten, wie schön wir sind … Sie würden
       umfallen, vielleicht.
       
       ## Es reicht
       
       Einige wenige der Märtyrer erreichen uns – intakt. Ein Loch in der Brust,
       nun ja, aber der Rest ist normal. Und nun kommen Sie und wollen die anderen
       halbwegs intakten Männer einfach köpfen?! Madame, tun Sie das nicht! Sie
       nehmen uns das Schönste am Mann. Was bleibt dann für uns? Nur noch das
       Allerunterste vom Mann! Le zizi! Tag und Nacht – la queue de l’homme! Und
       kein Lächeln, kein kluger Satz – nichts mehr, weil Sie, Madame Le Pen, die
       Köpfe behalten wollen!
       
       Madame, wir sind am Ende. Wir dürften eigentlich nicht klagen: Jede von uns
       hat 70 treue Dienerinnen, und eine ist schöner und klüger als die andere.
       Aber auch unsere Dienerinnen sind am Ende. Es sind viel zu viele junge,
       verstümmelte Männer im Paradies. Rien ne vas plus! Es reicht.
       
       Madame Le Pen, wir sind keine Freundinnen der Gewalt. Wir sind Frauen, die
       das Leben lieben. Man hat uns nicht gefragt, als diese neuen Kriege in
       Afghanistan, im Irak, in Syrien begannen –und man hat uns nicht gefragt,
       als unsere Männer sich entschlossen, dort zurückzuschlagen, wo noch keine
       Kriege herrschen. Madame, wir haben genug Arbeit bis in alle Ewigkeit –
       machen Sie uns die letzte Freude nicht kaputt, die wir haben! Nicht la
       guillotine! 
       
       ## Wir sind keine Weintrauben
       
       Wir finden es grausam genug, dass unsere Männer sich selbst in die Luft
       sprengen. Weil Ihre Männer, Madame Le Pen, unsere Männer und Frauen und
       Kinder in Ihren Kriegen zu Hunderttausenden töten. Wir haben damals am 11.
       September Ihrer Zeitrechnung hier oben eine Arbeitsgruppe gegründet – zur
       Grausamkeit von Männern im Krieg. Haben Sie die Selfies gesehen von den
       Brüdern des Islamischen Staates, die so morden, als wären sie selbst eine
       gerechte Guillotine? Wie sie dort mit ihren Kätzchen posieren! Wie lieb sie
       schauen, wie sanft, wie zärtlich sie die kleinen Babykatzen streicheln!
       Und? Was glauben Sie, wie diese Brüder mit uns umgehen? Was glauben Sie
       denn, wer hier oben die ganze Wut und Aggression und Verzweiflung ertragen
       muss, wenn diese Männer endlich merken, dass sie wirklich und wahrhaftig
       tot sind. Für alle Ewigkeit mit ihrem kleinen braquemard, mit le zizi und
       mit uns allein …
       
       Madame Le Pen, wir sind keine Weintrauben! Wir sind Frauen. Bitte glauben
       Sie uns: Nichts ist anders hier oben als da unten bei Ihnen. Wir haben das
       Sein und das Nichts. Vor allem sehr viel Nichts.
       
       In geduldiger Erwartung Ihrer Antwort und in großer Hoffnung auf Ihr Herz
       als Frau,
       
       gez. Oberster Rat der Obersten Jungfrauen / 22. Januar 2015 (1436/37, Le
       Paradis)
       
       AUFGEZEICHNET UND INS IRDISCHE ÜBERSETZT VON ELSE QUELLENBERG
       
       23 Jan 2015
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Else Quellenberg
       
       ## TAGS
       
   DIR Jean-Marie Le Pen
   DIR Manipulation
   DIR Prenzlauer Berg
       
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