URI: 
       # taz.de -- Kritik an Werbeversprechen: Trickserei auf der Verpackung
       
       > Gesunde Lebensmittel liegen im Trend. Die Hersteller werben damit
       > großspurig. Doch Verbraucherschützer kritisieren das als „Schönfärberei“.
       
   IMG Bild: Ist das wirklich gesund? Ein Fitness-Müsli mit viel Calcium und Vitaminen.
       
       BERLIN taz/dpa | Viele Lebensmittel mit versprochenem Extranutzen für die
       Gesundheit locken Kunden nach Angaben der Verbraucherzentralen mit
       irreführenden Aufdrucken auf der Packung. Zu oft betrieben die Hersteller
       „Schönfärberei auf dem Etikett“, kritisierte der Chef des
       Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv), Klaus Müller, vor der Agrarmesse
       Grüne Woche in Berlin.
       
       In einer Stichprobe seien bei 22 von 46 Produkten gesundheitsbezogene
       Aussagen über die EU-weit erlaubten Formulierungen hinaus verstärkt worden.
       Vielfach würden Hinweise wie etwa „ungesüßt“ missverstanden. Produkte mit
       viel Zucker und Fett sollten gar nicht mit Gesundheitsbezug beworben werden
       dürfen, heißt es vonseiten der Verbraucherschützer.
       
       Beanstandet wurden in der Stichprobe zum Beispiel überzogene Aussagen auf
       der Packung. So stand statt der zulässigen Formulierung „tragen zu einer
       normalen Herzfunktion bei“ auf dem Etikett eines Speiseöls „für ein
       gesundes Herz-Kreislauf-System“. Hintergrund ist, dass der Wortlaut von
       Gesundheitsversprechen nach EU-Regeln vorgegeben ist.
       
       Die Verbraucherschützer forderten zudem, die Formulierung bestimmter
       Kennzeichnungen zu überprüfen. Laut einer Umfrage für die Analyse wird die
       Angabe „ungesüßt“ oft falsch verstanden. Solche Produkte dürfen Süßstoffe
       enthalten, was 70 Prozent der Befragten aber für unzulässig gehalten
       hätten. Befragt wurden insgesamt 750 Menschen. Der vzbv forderte zudem,
       dass wichtige Informationen für den Kauf auf die Vorderseite der Packung
       gehörten. Dies sollten mehr Hersteller freiwillig umsetzen, sagte Müller.
       
       ## Wirtschaft sieht Verbraucher in der Verantwortung
       
       Der Lobbyverband der deutschen Lebensmittelwirtschaft, der Bund für
       Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde e. V. (BLL), wies indes den Vorwurf
       zurück, bei Gesundheitsversprechen zu tricksen. Es sei zum Beispiel sehr
       wohl erlaubt, nicht den exakten Wortlaut der EU-weit erlaubten
       Gesundheitskennzeichnungen („Health-Claims“) auf den Produkten zu
       verwenden, sondern eine Formulierung mit derselben Botschaft, teilte der
       BLL der taz mit.
       
       Die Lebensmittelwirtschaft sieht die Verantwortung vor allem beim
       Verbraucher: Der Kunde sei selbst in der Lage, sich über den Inhalt der
       Produkte zu informieren. Schließlich sei eine Nährwertkennzeichnung
       verpflichtend.
       
       15 Jan 2015
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Julian Gutberlet
       
       ## TAGS
       
   DIR Gesundheit
   DIR Grüne Woche
   DIR Lebensmittelkennzeichnung
   DIR Verbraucherschutz
   DIR Erdbeeren
   DIR Veganismus
   DIR Resistenz
   DIR Bio-Lebensmittel
   DIR Schwerpunkt TTIP
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Kolumne Wir retten die Welt: Ohne ist das neue Mit
       
       Auch jenseits der Grünen Woche zeigen sich Lebensmitteltrends. Zum Beispiel
       auf der Messe „The Allergy & Free From Show“.
       
   DIR Bauernverband in der Kritik: Veganer gegen „Grüne Woche“
       
       Die Landwirtschaftsmesse propagiere die Ausbeutung von Tieren, kritisiert
       eine Aktionsgruppe. Die Demo gegen die Agrarindustrie reicht ihnen nicht.
       
   DIR Untersuchung zu Bakterien: Filet mit gefährlichen Keimen
       
       Umweltschützer finden antibiotika-resistente Bakterien auf Putenfleisch,
       zum Beispiel von Aldi. Sie sehen die Schuld bei der industriellen
       Tierhaltung.
       
   DIR Drogeriekette dm denkt um: Biolabel startet im April
       
       Neue Produkte einer eigenen Ökomarke sollen in die Filialen kommen – keine
       gute Nachricht für die bisherige Hauslinie Alnatura.
       
   DIR TTIP und regionale Lebensmittel: Dammbruch in der Regierung
       
       Niedrigere Standards durch Freihandelsabkommen: Bundesminister Schmidt hält
       Kennzeichnungspflicht für verzichtbar.