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       # taz.de -- Kommentar „Legida“: Leipzig ist nicht Dresden
       
       > Auch in der Messestadt gibt es Rassisten und Spießer. Doch die
       > Anti-„Legida“-Demo hat gezeigt: Leipzig ist weltoffener als die Rivalin
       > an der Elbe.
       
   IMG Bild: Bunt statt braun: Legida-Gegner am Montag in Leipzig
       
       „Leipzig zeigt, wie´s geht!“ So treffend ließe sich der Spruch der Dresdner
       „Pegida“-Organisatoren abwandeln, mit dem sie auch an Lokalpatriotismus
       appellieren. Denn erwartungsgemäß bereiteten die Leipziger dem
       „Legida“-Pendant zu Dresden schon beim ersten Anlauf am Montagabend
       [1][eine herbe Niederlage]. Allein das Zahlenverhältnis von etwa zehn zu
       eins von Gegendemonstration zum „Abendspaziergang“ spricht für sich.
       
       Tatsächlich hat sich das überall mehr oder weniger ausgeprägte Grummeln der
       verängstigten Deutschen nicht zufällig zuerst in Dresden artikuliert. Die
       höfische Residenz wurde schon in den Anfängen des Journalismus zu Zeiten
       der Aufklärung als geistig besonders rückständig verspottet. Künstler
       fühlten sich vom Pathos dieser Stadt ebenso angezogen wie abgestoßen. Heute
       fällt bei Gesprächen mit Auswärtigen meist schon zu Beginn ein Satz des
       Bedauerns, „mit welchen Pegida-Problemen Ihr Euch da herumschlagen müsst“.
       
       Wenn nun Leipzig schon beim ersten Versuch, auch hier mit deutschnationalen
       Parolen Welt- und Flüchtlingskonflikte lösen zu wollen, die
       Kräfteverhältnisse gegenüber Dresden umkehrt, so schwingt zu einem guten
       Teil auch die Rivalität mit der Landeshauptstadt mit. Leipzig empfindet
       sich seit jeher eher als aufgeklärte Bürgerstadt, war durch Messen,
       Universität, Kunst, Verlage und auch den Empfang des Westfernsehens auch in
       der DDR die weltoffenere Stadt.
       
       Nicht unterschlagen werden darf aber, dass auch hier kleinbürgerliche
       [2][Ressentiments gegen Fremdes] und gegen jede Störung des Spießerdaseins
       anzutreffen sind. Gegen die dezentrale Unterbringung von Flüchtlingen
       bildeten sich in den vergangenen Jahren Bürgerinitiativen, [3][die geplante
       Moschee spaltet die Stadt]. Mehr als Dresden ist Leipzig auch eine Stadt
       sozialer Gegensätze.
       
       Umso bemerkenswerter ist die fröhliche, intelligente und kulturvolle
       Mobilisierung gegen die Verdauungsprobleme von Legida am Montagabend. Schon
       vorher war aber klar, dass die Demonstranten mit einem positiven Weltbild
       hier in der Mehrzahl sein würden. „Sachsen ist nicht nur Dresden!“, rief
       Integrationsministerin Petra Köpping ins Mikrofon.
       
       Was die konkurrierenden Städte verbindet, ist der hohe Anteil junger
       Akademiker, die die Proteste wesentlich tragen. Offenbar lösen sich
       Studierende wieder von der ihnen nachgesagten politischen Abstinenz.
       
       13 Jan 2015
       
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