# taz.de -- Kommentar Roma in Frankreich: Fremdenfeindlich bis ins Jenseits
> Die verweigerte Beerdigung eines Roma-Mädchens im französischen Champlan
> steht exemplarisch für die Fremdenfeindlichkeit im Land.
IMG Bild: Ungeliebt: Eine Roma-Siedlung, hier in Triel-sur-Seine nahe bei Paris.
Der französische Bürgermeister Christian Leclerc hat seinen Friedhof für
seine Steuerzahler reserviert. Denn auch den Tod und die Beisetzung gibt’s
nicht umsonst. Dass der Lokalpolitiker keine andere Erklärung, geschweige
denn eine Rechtfertigung liefert für die Weigerung, ein in seinem Vorort
mit zwei Monaten gestorbenes Roma-Baby von einem Bestattungsunternehmen in
seiner Gemeinde beerdigen zu lassen, spricht Bände. Da eine stichhaltige
offizielle Begründung fehlt, darf man spekulieren. Man muss vermuten, dass
diese Vorgehensweise wenn nicht von purem Fremdenhass bis ins Jenseits, so
doch von einem verabscheuungswürdigen Opportunismus gegenüber der
verbreiteten Roma-Feindlichkeit diktiert ist.
Die meist am Rand der Dörfer und Städte in improvisierten Lagern hausenden
Familien aus Rumänien und Bulgarien sind nicht gern gesehen. Frankreich ist
in dieser Hinsicht kein Einzelfall in Europa. Zu den echten Problemen der
Integration kommen überkommene Vorurteile gegen diese „Zigeuner“ hinzu. Ein
Bürgermeister, der solche Camps polizeilich räumen und die Roma-Familien
vertreiben lässt, kann mit Beifall und einer Wiederwahl rechnen.
Die Eskalation in der fast unverhüllt fremdenfeindlichen Haltung hat
dennoch in Frankreich schockiert. Das Friedhofsverbot von Champlan nicht
weit vom südlichen Stadtrand Paris’ droht zu einem unheilvollen
Präzedenzfall zu werden.
Hier geht es längst nicht mehr um die Auslegung kommunaler
Friedhofsvorschriften, sondern um elementare Menschenrechte oder schlicht
Menschlichkeit. Es bleibt nur zu hoffen, dass dieser Eklat genügend
aufrüttelt, um einen Rest humaner Gefühle zum Protest gegen diesen stumpfen
Fremdenhass von Amtes wegen zu mobilisieren.
4 Jan 2015
## AUTOREN
DIR Rudolf Balmer
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