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       # taz.de -- Wahlkampf in Griechenland: Papandreou spaltet Sozialisten
       
       > Mitten im Wahlkampf wird die einst mächtige griechische Regierungspartei
       > der Sozialisten gespalten. Die neue Abspaltung wird auch für andere
       > Parteien Folgen haben.
       
   IMG Bild: Papandreou spaltet die historische Partei „Pasok“, die sein Vater 1974 gegründet hatte.
       
       ATHEN dpa | Drei Wochen vor der vorgezogenen Parlamentswahl in Griechenland
       formiert sich das politische System neu. Die traditionsreiche
       sozialistische Partei Pasok ist seit Samstag gespalten: Der ehemalige
       Regierungschef Giorgos Papandreou hat die Pasok verlassen und die „Bewegung
       der Demokraten (und) Sozialisten“ (KIDISO) gegründet. Papandreous neue
       Partei tritt auch bei der Wahl am 25. Januar an. Als Symbol dient eine Rose
       auf rotem Hintergrund.
       
       „Wir werden Geschichte schreiben“, sagte der 62-jährige Papandreou. Die
       neue Bewegung soll das Land aus der Krise führen, indem jeder nach eigener
       Kraft die Lasten trägt, hieß es. Die Anhänger aber, die Papandreou
       zujubelten, waren in ihrer Mehrheit alte Genossen, darunter auch Minister
       der Pasok-Regierungen, die zum Teil für die Vetternwirtschaft in
       Griechenland verantwortlich sind.
       
       Papandreou erklärte feierlich, er werde diese Vetternwirtschaft bekämpfen.
       Das Land werde trotz der Hilfe seiner Partner in der EU nie aus der Krise
       herauskommen, wenn es nicht von sich aus Reformen in Kraft setze.
       
       Papandreou spaltet damit die historische Panhellenische Sozialistische
       Bewegung (Pasok), die sein Vater Andreas Papandreou 1974 gegründet hatte
       und die das Land mehr als 20 Jahre lang regierte. Giorgos Papandreou war
       bis vor wenigen Tagen noch Pasok-Abgeordneter.
       
       ## Risiken und Nebenwirkungen der neuen Bewegung
       
       Beobachter gehen davon aus, dass Papandreous Vorstoß Folgen auch für andere
       Parteien haben könnte. Die Konservativen unter Regierungschef Antonis
       Samaras reiben sich bereits die Hände: Papandreou zielt nämlich auch auf
       die Stimmen ehemaliger Pasok-Wähler, die zur Linkspartei Syriza abgewandert
       waren. Diese führt in allen Umfragen mit drei bis vier Prozentpunkten das
       Rennen vor den Konservativen. Wenn Papandreou es gelingt, ein bis zwei
       Prozentpunkte von den Linken abzuwerben, wäre dies „super“, sagte ein hoher
       Funktionär der konservativen Partei Nea Dimokratia (ND) der Deutschen
       Presse-Agentur am Sonntag.
       
       Schlimme Folgen könnte dagegen die Papandreou-Bewegung für die Sozialisten
       der Pasok haben. Sie werden zurzeit nur mit etwa vier bis fünf Prozent von
       den Demoskopen gemessen. Fallen sie unter drei Prozent, werden sie an der
       Drei-Prozent-Klausel für den Einzug ins Parlament scheitern und damit zum
       ersten Mal seit 40 Jahren nicht im Parlament vertreten sein. Das Risiko
       besteht allerdings auch für Papandreous neue Bewegung. Umfragen dazu werden
       in dieser Woche erwartet.
       
       ## Parlamentswahl im Januar
       
       Der Chef der Pasok, Evangelos Venizelos, nannte die Abspaltung ein
       „trauriges Ereignis“. Die Pasok lasse sich aber durch Papandreous „Gebilde“
       aber nicht irritieren.
       
       Die Parlamentswahl in Griechenland wird am 25. Januar stattfinden. Diese
       wurde nötig, weil die Wahl eines Staatspräsidenten im Parlament dreimal
       gescheitert war.
       
       Giorgos Papandreou hatte Griechenland zwischen 2009 und 2011 während der
       schlimmsten Phase der Finanzkrise regiert. 2010 hatte er die EU und den
       Internationalen Währungsfonds (IWF) um Hilfe gebeten und ein hartes
       Sparprogramm verhängt. Im November 2011 musste er nach einer nicht mit den
       Geldgebern vereinbarten Ankündigung einer Volksabstimmung über die
       Euro-Politik seiner Regierung zurücktreten. Das Referendum fand dann nicht
       statt.
       
       Papandreous Kabinett wurde von einer Übergangsregierung abgelöst. Die
       Parteiführung übernahm der heutige Pasok-Chef Evangelos Venizelos.
       
       4 Jan 2015
       
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