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       # taz.de -- Wirbel um Behindertenbeauftragten: Sexbekenntnisse überfordern CDU
       
       > Der Behindertenbeauftragte der Stadt Koblenz spricht über seine
       > Sexualität. Die CDU ist pikiert und fordert ihn auf, nicht mehr zu
       > kandidieren.
       
   IMG Bild: Hort des Ärgers: die Rheinstadt Koblenz.
       
       BERLIN taz | Seit fünf Jahren ist Christian Bayerlein
       Behindertenbeauftragter der Stadt Koblenz. Nun will unter anderem die CDU
       eine Wiederwahl des 39-Jährigen verhindern. Weil er als Behinderter zu
       offen mit seiner Sexualität umgeht, vermutet Bayerlein.
       
       Der seit seiner Geburt durch eine schwere Muskelerkrankung behinderte
       Bayerlein hatte in der Vergangenheit nicht nur zu barrierefreien Gebäuden,
       inklusiven Schulen oder Webseiten etwas zu sagen. Vor zwei Monaten, am 18.
       Oktober, [1][veröffentlichte die taz ein Interview], in dem Bayerlein auch
       offen über seine Sexualität spricht: über Polyamorie, Erfahrungen mit BDSM
       (S/M-Praktiken) und Sexualbegleitung, über Behinderung als Fetisch.
       
       In einem privaten Blog und in sozialen Netzwerken schreibt er außerdem
       regelmäßig über selbstbestimmte Sexualität von Menschen mit Behinderung.
       
       Vor allem der Koblenzer CDU geht das zu weit. Die für Ende 2014 geplante
       Wiederwahl Bayerleins als ehrenamtlicher Behindertenbeauftragter der Stadt
       ließen die Christdemokraten kurzerhand von der Tagesordnung nehmen und
       meldeten „Redebedarf“ an. Es könne ja jeder privat machen, was er wolle,
       heißt es dazu aus der Koblenzer CDU. Aber wenn Sex mit Behinderten
       öffentlich als Lustgewinn und Fetisch für Nichtbehinderte dargestellt
       werde, so wie es Bayerlein immer wieder in sozialen Netzwerken getan habe,
       sei eine Grenze überschritten.
       
       ## Keine offiziellen Bekundungen
       
       Deshalb habe eine Wiederwahl Bayerleins, bisher einziger Bewerber, keine
       Chance mehr auf Mehrheit. Ihm solle daher nahegelegt werden, sich nicht
       wieder als Kandidat aufzustellen. „Offiziell hat noch keiner mit mir
       geredet“, sagt Christian Bayerlein, der hauptberuflich als
       Diplominformatiker im Bundesarchiv arbeitet.
       
       Offiziell äußern sich auch weder der Sprecher der Stadt noch die CDU zur
       verhinderten Wiederwahl und verweisen auf die Nichtöffentlichkeit der
       Stadtratssitzungen. So bleibt unklar, welche Fraktionen außer der CDU
       Bedenken gegen eine Wiederwahl Bayerleins haben. „Fakt ist, dass nicht die
       CDU allein entscheidet“, sagte Andreas Biebricher, Vorsitzender des
       CDU-Kreisverbands Koblenz, der taz. 21 Stimmen habe die CDU im Stadtrat,
       für eine Mehrheit brauche es 29.
       
       Nun sollen die Behindertenverbände, die 2009 Bayerlein als Kandidaten
       vorgeschlagen hatten und eigentlich auch die Wiederwahl befürworteten, neue
       Vorschläge einbringen. „Die guten Leute sind natürlich auf meiner Seite und
       stehen deshalb nicht zur Wahl zur Verfügung“, sagt dazu Christian
       Bayerlein. Die Behindertenverbände selbst müssten sich nun positionieren.
       
       2 Jan 2015
       
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