# taz.de -- NPD-Funktionärin verlässt die Partei: „Hexe Ragnar“ gibt auf
> Sigrid Schüßler, Exchefin des Rings Nationaler Frauen, rechnet mit der
> NPD ab. Die Partei bediene das Bild des „hässlichen Deutschen“.
IMG Bild: Eine weniger
HAMBURG taz | Vor wenigen Wochen wollte Sigrid Schüßler die Partei noch
führen. Auf dem NPD-Parteitag am ersten Novemberwochenende kandidierte die
studierte Schauspielerin für den Parteivorsitz. „NPD – mach’s ohne! Und
zwar ohne mich!“, erklärt nun die langjährige Funktionärin auf ihre
Facebook-Seite. „NPD-Mitgliedsnummer 89961 kann ab sofort anderweitig
vergeben werden!“
Der Austritt der rothaarigen Frau aus Aschaffenburg ist nicht alleine ihrer
erfolglosen Kandidatur gegen den Bundesvorsitzenden Frank Franz geschuldet.
Seit Monaten liegt sie mit Funktionsträgern quer. Im August hatte sie den
NPD-Kreisverband Aschaffenburg/Miltenberg verklagt, da dieser im
Europawahlkampf ihr Bild verwendet hatte. Später legte sie den Vizevorsitz
der NPD Bayern nieder, weil gegen den Vorsitzenden Sascha Roßmüller im
Zusammenhang mit Straftaten der Rockergruppe „Bandidos“ ermittelt wird.
Die Austrittserklärung ist denn auch eine Abrechnung. Schüßler stört,
offensichtlich mit Blick auf die Pegida-Märsche, dass die NPD „nicht die
Sprache dieses Volkes spricht“. Die Partei habe „erfolgreich ein Image des
hässlichen Deutschen etabliert“. Ein „Schreckgespenst“ hätte die Partei
kultiviert, schreibt sie weiter, das „dankbar“ in der Berichterstattung
hervorgezaubert werde, wenn „ein Funke erwachender Identität“ im „unfreien
Volke“ aufblitze. Schon nach dem Parteitag hatte Schüßler Franz angesichts
seiner Äußerung, auf „Krawallos“ verzichten zu wollen, aufgefordert, dann
doch gleich „bitte mit den Frauenschlägern, Erpressern, Posträubern,
Autoschiebern und Bandenkriminellen in der eigenen Partei“ zu beginnen.
Vor zehn Jahren eröffnete Schüßler das „Theater Hollerbusch“. Als „Hexe
Ragnar“ trat sie bei Grundschulen und Kindergärten auf. Auch bei der NPD
gab sie Vorstellungen. Als ihre Position und ihre Auftritte bei der NPD
bekannt wurden, hatte dies gravierende berufliche Folgen: Die vierfache
Mutter, deren erklärtes Vorbild Marine Le Pen vom französischen Front
National ist, verlor massiv Aufträge.
Kämpferisch, wie sie sein will, gründete sie „Jeanne D.“ mit – eine
„Selbsthilfegruppe für politisch verfolgte Frauen, Männer und deren
Familien in Zeiten des BRD-Regimes“. Nun rechnet sie ebenso harsch mit der
Partei ab: „Eine Sigrid Schüßler ist raus aus Eurer Nummer! Schickt
unterwürfige Frauen vor, die den Mund nicht aufbekommen“, und „macht Euch
gegenseitig vor, was Ihr für tolle Kerle seid“.
29 Dec 2014
## AUTOREN
DIR Andreas Speit
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