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       # taz.de -- Sicherheitslücken im Mobilnetz: Dieser Anschluss ist schon geortet
       
       > Nicht nur Hacker können Mobilfunkgeräte orten und abhören. Tracking ist
       > auch für Privatpersonen und Kriminelle ein Leichtes.
       
   IMG Bild: Überall gefunden und abgehört werden: Selbst im Urlaub sind wir nicht sicher.
       
       HAMBURG taz | Was der Programmierer Tobias Engel zeigen will, geht alle
       etwas an: Authentifizierungsmethoden, MSC und SS7. Engel fand heraus, wie
       er den Standort einer völlig beliebigen Handynummer bestimmen kann,
       wichtiger noch: wie er auch gleich noch die Telefongespräche mitschneiden
       kann.
       
       Der neongrüne Punkt, den Engel bei seinem Vortrag beim 31C3-Treffen in
       Hamburg über die Deutschlandkarte reisen lässt, ist der Standort einer
       Testperson, die am Vortag auf der Autobahn gen Norden von Darmstadt nach
       Hamburg fuhr. Am Ende kam sie im Kongresszentrum an.
       
       Tracking nennt sich diese Methode, das ist an sich nichts Neues. Doch weil
       es Sicherheitslücken im Handynetz und darüber hinaus fragwürdige
       Zugangsberechtigungen dazu gibt, ist es inzwischen auch für Kriminelle und
       Privatpersonen offenbar eine Leichtigkeit, beliebige Mobiltelefone zu
       attackieren.
       
       Die Lücken liegen im sogenannten SS7-Protokoll. Dieses gewährleistet unter
       anderem, dass Gesprächspartner in aller Welt sich per Handy unterhalten
       können, auch wenn sie von verschiedenen Betreibern in unterschiedlichen
       Ländern aus anrufen. Es ist eine global gültige gemeinsame Sprache, die
       Telekommunikationsfirmen verstehen und gemeinsam benutzen. Damit
       verschlüsseln sie auch die Gespräche, die sie weiterleiten, und schützen
       sie vor Mithörern.
       
       Engel und auch der Programmierer Karsten Nohl fanden nun Sicherheitslücken,
       mit denen sie sich Zugang zu diesem Protokoll verschaffen und Ortungsdaten
       abfangen, SMS-Inhalte mitlesen und die Telefone beliebiger Handynummern
       über eigene Geräte umleiten konnten. Die vier großen deutschen
       Telekommunikationsbetreiber reagierten umgehend und konnten die Lücken nach
       eigenen Angaben inzwischen beheben.
       
       Doch längst sollen auch viele dubiose Firmen Zugangsberechtigungen zum
       SS7-Protokoll und damit zu den Entschlüsselungsverfahren haben. Diese
       können problemlos gezielte Attacken starten – und bieten diesen Service
       nach Angaben von Engel teils auch gegen Bezahlung auf dem Markt an.
       
       29 Dec 2014
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Martin Kaul
       
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