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       # taz.de -- Kommentar Islamismus in Frankreich: Bumerang aus der Banlieue
       
       > Die Ignoranz gegenüber den Bedürfnissen migrantischer Jugendlicher rächt
       > sich: Der radikale Islam liefert ihnen Antworten auf ihre
       > Marginalisierung.
       
   IMG Bild: Eine Polizistin am Tatort in Dijon. Erst wurde vermutet, dass der Vorfall einen islamistischen Hintergrund habe
       
       Die Vorstellung, dass es sich bei dschihadistischen Einzelkämpfern und
       ihren Aktionen in Frankreich um Taten von geistig Verwirrten handeln
       könnte, trägt keineswegs zur Beruhigung bei. Im Gegenteil wächst wegen der
       Irrationalität die Angst vor dem Phänomen. Auch erscheinen die Justiz- und
       Polizeibehörden in ihren Versuchen, die Vorbereitung von Terrorakten durch
       Aufklärung, Kontrollen und Überwachung zu vereiteln, eher hilflos.
       
       Die rassistischen Rechtspopulisten nutzen diese seit Längerem latent
       existierende Angst, um die Stimmung gegen Muslime und Immigration
       anzuheizen. Ihnen kommt entgegen, dass seit Jahren die Furcht vor einem
       Teil der Vorstadtjugend den Boden für diese Paranoia im Hintergrund
       vorbereitet hat.
       
       Die soziale, ökonomische und kulturelle Diskriminierung der Jugendlichen
       aus Migrantenfamilien in der Banlieue hat bei vielen Betroffenen ein
       verständliches Gefühl der Verbitterung geschaffen. Die Gräben sind sehr
       real. Die Banlieue-Unruhen von 2005 sind unvergessen. Damals gingen aus Wut
       über diese Situation in den Vorstädten Autos in Flammen auf.
       
       Jetzt droht sich zu rächen, dass in Frankreich die nicht integrierten
       Jugendlichen marginalisiert wurden. Die Gewalt kommt wie ein Bumerang aus
       der Banlieue zurück – in einer anderen Gestalt.
       
       So kann man es nämlich analysieren, dass eine Minderheit der
       Banlieue-Jugend im radikalen Islam eine Antwort auf die Fragen zur eigenen
       Randstellung in der französischen Gesellschaft sucht oder im Extremfall den
       islamistischen Terroristen in die Arme getrieben wird.
       
       Das soziologische Profil dieser jungen Franzosen und Französinnen, die nach
       Syrien oder in den Irak in den unheiligen Krieg ziehen, bestätigt fast
       immer diese Betrachtungsweise – die sich in der Folge nur allzu schnell zum
       Klischee und Feindbild zu verfestigen droht.
       
       22 Dec 2014
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Rudolf Balmer
       
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