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       # taz.de -- EU-Fangquoten 2015: Fischer haben gewonnen
       
       > Von wegen Reform: Die aktuellen Fischereiquoten für den Nordatlantik und
       > die Nordsee enttäuschen Umweltschutzorganisationen.
       
   IMG Bild: Fischer werden sich über die neuen Fangquoten wohl freuen
       
       STOCKHOLM taz | Im Vergleich zu diesem Jahr deutlich mehr Scholle, gleich
       viel Hering und 15 Prozent weniger Seelachs: So lauten die Fangquoten 2015
       für deutsche Fischer, die im Nordatlantik und der Nordsee aktiv sind.
       Darauf – und auf ähnliche Vorgaben für andere Länder – einigten sich die
       EU-Fischereiminister am Dienstagabend.
       
       Der maltesische EU-Fischereikommissar Karmenu Vella lobte das Ergebnis und
       betonte, eine „schonende Bewirtschaftung der Fischbestände“ sei unter den
       EU-Staaten mittlerweile „breit akzeptiert“. Umweltverbände zeigten sich
       jedoch enttäuscht.
       
       Mit den Verhandlungen waren dieses Mal besondere Erwartungen verbunden
       worden: Hatte die EU doch erst 2013 eine Fischereireform beschlossen, die
       die verfehlte Fischfangpolitik der vergangenen drei Jahrzehnte beenden
       sollte – zuletzt waren drei Viertel der Bestände überfischt. Nun sollten
       die Quoten stärker nach wissenschaftlichen Kriterien festgelegt werden.
       
       ## Wissenschaftliche Empfehlungen wurden ignoriert
       
       Daraus wurde aber nichts. Das gab der dänische Agrarminister Dan Jørgensen
       unumwunden zu: Die Fischer könnten aufatmen, „nachdem die EU-Kommission in
       den letzten Monaten Unsicherheit verbreitet“ habe. Nicht nur dürfe unterm
       Strich in der Nordsee deutlich mehr Fisch gefangen werden, auch die von der
       Kommission vorgesehene Kürzung der Seezungen-Quote um 42 Prozent habe man
       erfolgreich stoppen können. Zu guter Letzt seien die Regeln zum Beifang so
       aufgeweicht worden, dass den dänischen Fischern Kosten von mehr als 100
       Millionen Euro erspart blieben.
       
       Dieses kurzsichtiges Denken kritisiert Markus Knigge, Direktor des
       Marineprogramms der Umweltorganisation PEW: Auch die Fischfanglobby wisse,
       dass Überfischung sich nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch rächen
       werde. Die Meeresschutzorganisation Oceana kritisierte, dass bei mehr als
       der Hälfte der Quoten die wissenschaftlichen Empfehlungen ignoriert wurden.
       
       17 Dec 2014
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Reinhard Wolff
       
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