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       # taz.de -- Strittiger EU-Investitionsplan: Wunschliste von vorgestern
       
       > 1.300 Milliarden Euro sollen in der EU investiert werden – doch die gibt
       > nur 21 Milliarden. Davon soll auch die Atomindustrie profitieren.
       
   IMG Bild: Wird David Cameron mit EU-Hilfe bald weitere Atomreaktoren bauen können?
       
       BRÜSSEL taz | 2.000 Projekte mit einem Gesamtvolumen von 1.300 Milliarden
       Euro: Auf den ersten Blick ist das Echo auf EU-Kommissionspräsident
       Jean-Claude Juncker überwältigend. Vor vierzehn Tagen hatte der Luxemburger
       seine mit Spannung erwartete Investitionsoffensive gestartet. Am Dienstag
       beugten sich schon die EU-Finanzminister über die gewaltige Wunschliste aus
       allen 28 Mitgliedsländern.
       
       Dabei kehrte schnell Ernüchterung ein: Viele Projekte sind gar nicht neu,
       sondern altbekannt, andere sind extrem vage. Vieles ist erst langfristig
       realisierbar, so dass die Summe auf 500 Milliarden Euro schrumpft. Und die
       Finanzierung ist selbst für diesen Betrag weiter unklar.
       
       Der Juncker-Plan sieht nämlich nur Investitionen von 315 Milliarden Euro
       vor – verteilt auf drei Jahre. Und selbst diese Summe kommt nur zusammen,
       wenn sich private Investoren finden. Die EU gibt nämlich nur 21 Milliarden,
       und zwar als Garantien, nicht als Darlehen. Juncker hofft auf eine
       gewaltige Hebelwirkung – und auf Eigenbeiträge der Staaten.
       
       Doch davon war beim Treffen der Finanzminister nichts zu sehen. Stattdessen
       rangeln die EU-Mitglieder schon jetzt um die besten Plätze auf der
       „Shortlist“, die aus dem gewaltigen Wunschprogramm zusammengestellt werden
       soll. Das Gedrängel ist so groß, dass sich Eurogruppen-Chef Jeroen
       Dijsselbloem zu einem Ordnungsruf genötigt sah. Über die Umsetzung würden
       „nicht die Politiker entscheiden“, sondern Experten unter Aufsicht der
       Europäischen Investitionsbank, warnte er.
       
       ## 100 Milliarden Euro für neue Atompläne
       
       Im Vordergrund stehen – wie schon bisher in der EU üblich – Verkehrs- und
       Energieprojekte. Zukunftsträchtige Ideen sind selten, einige Pläne weisen
       eher in die Vergangenheit. So wollen die Briten mit dem Juncker-Plan drei
       neue Atomreaktoren bauen, die Polen wollen sogar ganz neu in die
       Kernenergie einsteigen.
       
       Insgesamt summieren sich die Atompläne auf 100 Milliarden Euro, haben die
       Grünen ausgerechnet. „Juncker darf nicht zulassen, dass der
       Investitionsplan zu einem Subventionsprogramm für die Atomindustrie
       verkommt“, warnte die Fraktionsvorsitzende Rebecca Harms. Mit nachhaltigem
       Wachstum habe diese „vorweihnachtliche Wunschliste“ nämlich nichts zu tun.
       
       9 Dec 2014
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Eric Bonse
       
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