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       # taz.de -- Rechte Demos gegen Flüchtlinge: Innenminister sind besorgt
       
       > Die Bewegung gegen eine angebliche „Islamisierung des Abendlandes“ bringt
       > tausende Rechte auf die Straßen - aber auch tausende Gegner.
       > Innenminister sind besorgt.
       
   IMG Bild: Mehr als 9000 Menschen beteiligten sind an Gegendemonstrationen in Dresden
       
       DRESDEN/BERLIN dpa | Unter den Innenministern wächst die Besorgnis über die
       „Pegida“-Bewegung gegen eine angebliche „Islamisierung des Abendlandes“.
       „Die Initiatoren schüren mit ausländerfeindlicher Hetze und
       islamfeindlicher Agitation Vorurteile und Ängste“, sagte der Vorsitzende
       der Innenministerkonferenz, Ralf Jäger (SPD), der Neuen Osnabrücker
       Zeitung.
       
       Mit Blick auf die ebenfalls anti-islamisch auftretende Gruppe „Hooligans
       gegen Salafisten“ („HoGeSa“) kündigte der nordrhein-westfälische
       Ressortchef eine Untersuchung zur Zusammensetzung und Motivation an. Dieses
       Thema stehe auch auf dem Programm der Ministerkonferenz in dieser Woche.
       
       Der CDU-Innenexperte Wolfgang Bosbach warnte die Bürger in der Zeitung vor
       einer Teilnahme an „Pegida“-Demonstrationen. „Man sollte sich nicht für
       extreme politische Ziele instrumentalisieren lassen, die man selbst nicht
       teilt.“
       
       „Pegida“ ist die Abkürzung der Bezeichnung „Patriotische Europäer gegen die
       Islamisierung des Abendlandes“. Das Bündnis tritt unter anderem für eine
       Verschärfung des Asylrechts ein.
       
       ## 9000 Gegendemonstranten in Dresden
       
       In Dresden beteiligten sich am Montagabend nach Polizeiangaben 10.000
       Menschen an der wöchentlichen „Pegida“-Demonstration, so viele wie noch
       nie. Zugleich gingen aber rund 9000 Menschen gegen Fremdenfeindlichkeit und
       Nationalismus auf die Straße.
       
       Organisator des Sternlaufs der Gegendemonstranten war ein breites Bündnis -
       daran beteiligt unter anderem die christlichen Kirchen, das Islamische
       Zentrum, die Jüdische Gemeinde, der Ausländerrat, das Bündnis „Dresden
       Nazifrei“, die Studierendenschaften und die Technische Universität.
       
       Die Polizei war mit 1200 Beamten aus mehreren Bundesländern im Einsatz.
       Nach Ende der „Pegida“-Kundgebung näherten sich einige der Teilnehmer der
       Gegendemonstration vor dem Rathaus. Dabei flogen auch Feuerwerkskörper in
       Richtung Gegendemonstranten. Vereinzelt kam es zu Rangeleien.
       
       In Düsseldorf dagegen beteiligten sich an einer „Pegida“-Kundgebung nur 400
       statt der erwarteten 2000 Menschen. Zu Gegendemonstrationen kamen nach
       Polizeiangaben dagegen fast dreimal so viele: etwa 1100.
       
       ## Verletzte bei Demo in Berlin
       
       Im Streit um den Bau von Flüchtlingsunterkünften sind im Berliner Bezirk
       Marzahn-Hellersdorf am Montagabend erneut Hunderte Demonstranten auf die
       Straße gegangen. Am Rande kam es zu kleineren Zwischenfällen, wie ein
       Polizeisprecher sagte. Zwei Teilnehmer der Demonstration gegen die
       geplanten Wohncontainer für Flüchtlinge wurden demnach von 30 Unbekannten
       angegriffen und mit Schlagstöcken verletzt. Sie kamen ins Krankenhaus. 17
       Polizisten wurden nach Angaben des Sprechers leicht verletzt. Sie blieben
       aber im Einsatz. Außerdem wurden zwei Gegendemonstranten vorläufig
       festgenommen.
       
       Am frühen Montagabend war zunächst ein Aufzug von rund 700 Anhängern linker
       Gruppen an einem Einkaufszentrum nahe dem S-Bahnhof Marzahn gestartet. Die
       Veranstalter selbst sprachen von 1000 Teilnehmern. Sie trugen Transparente,
       auf denen etwa „Wir heißen Flüchtlinge willkommen“ und „Berlin steht auf
       gegen Rassismus“ zu lesen war.
       
       Auf einer anderen Seite des Einkaufszentrums versammelten sich etwa 800
       Gegner der Wohncontainer. Darunter waren auch Politiker der rechtsextremen
       NPD, wie der Polizeisprecher sagte. Die Polizei war nach eigenen Angaben
       mit einem Aufgebot von rund 600 Beamten vor Ort, um die beiden Gruppen
       voneinander getrennt zu halten.
       
       Eine Sprecherin des Bündnisses „Berlin nazifrei“ zeigte sich mit dem
       Verlauf der Proteste zufrieden: „Wir haben heute gezeigt, dass wir immer
       mehr werden“, erklärte sie in einer Mitteilung. „Während die Nazis
       offensichtlich ihr Mobilisierungspotenzial erschöpft haben und sichtlich
       frustriert waren, werden wir erst warm.“
       
       In den vergangenen Wochen gab es immer wieder in Marzahn sowie in Köpenick
       Proteste von Anwohnern und Neonazis gegen die Unterbringung von
       Flüchtlingen. Laut Verfassungsschutz nutzen Neonazis den Unmut von
       Anwohnern für ihre Zwecke und organisieren Demonstrationen.
       
       9 Dec 2014
       
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