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       # taz.de -- Kommentar deutsches Klimaprogramm: Ein Etappensieg für Hendricks
       
       > Die Koalition hat in Sachen Klimapolitik viel geleistet. Es ist
       > ungerechtfertigt, dass die Opposition die Regierungspläne derart
       > verteufelt.
       
   IMG Bild: Barbara Hendricks ist trotz ihrer Herkunft aus NRW kein Kohle-Fan
       
       Natürlich wäre beim Klimaschutz immer noch mehr nötig und wünschenswert.
       Und tatsächlich ist mit dem Programm, das die Bundesregierung am Mittwoch
       verabschiedet hat, nicht garantiert, dass Deutschland seine selbst
       gesteckten Ziele erreicht. Dennoch ist die Art und Weise, in der die
       Opposition die Pläne verteufelt, nicht gerechtfertigt.
       
       Denn bei aller Kritik im Detail hat die Große Koalition wesentlich mehr
       zustande gebracht, als viele Klimaschützer ihr zugetraut hätten. Sowohl aus
       der Industrie als auch aus der Energie-Gewerkschaft hatte es deutliche
       Forderungen gegeben, lieber das deutsche Klimaziel aufzugeben, als die
       konventionelle Wirtschaft weiter zu belasten. In Teilen von Union und SPD
       stieß diese Forderung auf offene Ohren, auch in Sigmar Gabriels
       Wirtschaftsministerium wurde ernsthaft darüber nachgedacht.
       
       Dass dieser Versuch am Ende keine Chance hatte, ist auch ein Verdienst von
       Barbara Hendricks. Die Umweltministerin hat bewiesen, dass sie trotz ihrer
       Herkunft aus Nordrhein-Westfalen alles andere als eine Vorkämpferin für die
       Kohle ist. Geschickt hat sie den Klima-Gipfel in Lima genutzt, um Sigmar
       Gabriel und Angela Merkel bei ihrer Glaubwürdigkeit zu packen – schließlich
       haben die beiden das deutsche Klimaziel einst verkündet.
       
       Neben der sinnvollen Förderung von Energiesparmaßnahmen an Gebäuden und bei
       Unternehmen ist das wichtigste Ergebnis, dass mit den Beschlüssen der
       Ausstieg aus der Kohlenutzung eingeleitet wird. Zwar sträubt sich Gabriel
       noch gegen eine solche Formulierung, faktisch bedeuten die am Mittwoch
       verkündeten Ziele aber, dass der deutsche Kohlekraftwerkspark bis zum Jahr
       2020 deutlich schrumpfen muss. Und wenn entsprechende Mechanismen erst mal
       etabliert sind, könnte der Kohleausstieg damit später fortgesetzt werden.
       
       Womit die Kritiker recht haben, ist, dass der Klima- und Effizienzplan
       bisher vor allem Ankündigungen enthält, die erst noch in Gesetzesform
       gegossen werden müssen. In diesem Prozess wird die Kohlelobby alles
       versuchen, um die Ziele noch abzuschwächen. Der Kabinettsbeschluss ist
       darum nur ein Etappensieg. Doch statt die Ziele der Regierung pauschal zu
       bezweifeln, sollte die Opposition ihre Kraft lieber darauf konzentrieren,
       darauf zu achten, dass sie am Ende wirklich umgesetzt werden. Denn das wäre
       wirklich ein großer Fortschritt.
       
       3 Dec 2014
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Malte Kreutzfeldt
       
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