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       # taz.de -- Umweltsenator Joachim Lohse über Klimaschutz: „Hier sind wir auf Kurs“
       
       > Die CO2-Emissionen in Bremen sinken durch energetischen Wohnbau und
       > Sanierungen. Nur über das Offshore-Terminal sind die Grünen uneins.
       
   IMG Bild: Wer gegen das Offshore-Terminal Bremerhaven ist, ist gegen die Energiewende, meint Joachim Lohse
       
       taz: Herr Lohse, der BUND bezweifelt, dass das angekündigte bremische
       Klimaschutzgesetz in dieser Legislaturperiode noch in Kraft tritt – sind
       die Zweifel berechtigt? 
       
       Joachim Lohse: Nein, wir arbeiten hinter den Kulissen sehr intensiv daran
       und ich gehe davon aus, dass wir uns noch in diesem Jahr verständigen
       werden und das Gesetz so auf den Weg gebracht werden kann, dass es noch
       rechtzeitig verabschiedet wird.
       
       Als Sie den Gesetzentwurf im Frühjahr vorgestellt haben, waren Sie sich
       sicher, dass es auf keinen Widerspruch stößt – aber dann hat sich die SPD
       vor allem daran gestört, dass Sie ihn im Alleingang vorgestellt haben. Gab
       es auch inhaltliche Uneinigkeit? 
       
       Nun, manchmal ärgern sich auch die Grünen über Alleingänge der SPD, aber:
       Ja, es gab auch inhaltliche Diskussionen, die jetzt aber weitestgehend
       beigelegt sind.
       
       Um was ging es da und worauf haben Sie sich geeinigt? 
       
       Es ging zum Beispiel um energetische Standards in öffentlichen Gebäuden,
       die einigen zu streng sind. Wir haben dafür aber eine bereits seit 2010
       geltende Richtlinie in Bremen, an der halten wir fest. Aber bei temporären
       Bauten wie für Flüchtlinge sehen wir von ganz strengen Auflagen ab, weil
       die in der Regel nach zwei bis vier Jahren wieder abgebaut werden und
       ökobilanziell natürlich nicht sehr ins Gewicht fallen. Ein weiterer Punkt
       war der Passus, in dem es um die Frage ging, was denn passieren soll, wenn
       wir unsere Klimaziele nicht erreichen. Auch hier haben wir eine
       Formulierung gefunden, die den Senat nicht aus seiner Verantwortung
       entlässt.
       
       Worin liegt überhaupt der Unterschied zwischen dem 2009 beschlossenen
       Klima- und Energieprogramm (KEP) und dem geplanten Klimaschutzgesetz? 
       
       Wir arbeiten das KEP systematisch ab, einschließlich eines regelmäßigen
       Monitorings, um festzustellen, wo wir gerade stehen. Aber das Gesetz macht
       unsere Klimaziele und die regelmäßige Fortschreibung des KEP rechtlich
       verbindlich und muss im Gegensatz zu einem Programm auch von einer
       Regierung eingehalten werden, die es vielleicht nicht so mit dem
       Klimaschutz hat.
       
       Nicht nur zwischen Ihnen und der SPD knallt’s hin und wieder, auch
       innerhalb Ihrer Partei gibt es nicht nur Einigkeit in Sachen Klimapolitik:
       Das Thema Offshore-Terminal in Bremerhaven stößt nicht überall auf
       Gegenliebe. 
       
       Aber bei der großen Mehrheit schon – das hat unser Programm-Parteitag ja
       gezeigt. Die Bedenken, das Terminal würde nicht ausgelastet, teile ich
       nicht. Es gibt dafür keinen besseren Standort als Bremerhaven. Wer für die
       Energiewende mit einhundert Prozent Strom aus erneuerbaren Energien ist,
       kann nicht gegen das Terminal sein.
       
       Der BUND bemängelt aktuell, dass der Punkt „Verkehr“ im geplanten
       Klimaschutzgesetz fehlt. Dabei verursacht er rund ein Viertel des
       CO2-Ausstoßes in Bremen. 
       
       Das Klimaschutzgesetz setzt Ziele und den Rahmen. Konkrete Maßnahmen sind
       Sache von Programmen wie dem Verkehrsentwicklungsplan 2025, den wir in den
       vergangenen zwei Jahren mit großer öffentlicher Beteiligung erarbeitet
       haben und der den Umweltverbund stärkt. Unser externer Gutachter hat
       prognostiziert, dass wir mit dem VEP in diesem Bereich 33 Prozent
       CO2-Einsparungen erreichen können. Weitere Potenziale liegen bei der
       Antriebstechnik und den Kraftstoffen, die sind aber nicht Sache der Länder.
       
       Der Verkehrsentwicklungsplan gilt für 2025 – das Ziel ist aber doch, bis
       2020 40 Prozent zu erreichen ... 
       
       Im Gebäudebereich werden wir das auch schaffen, da sind wir jetzt schon bei
       35 Prozent weniger CO2-Ausstoß gegenüber 1990. Natürlich wünschen wir uns
       mehr Geld vom Bund, dann könnten wir im Bereich Wohnbau und Sanierung noch
       mehr erreichen, aber hier sind wir auf Kurs.
       
       Das Kohlekraftwerk in Hastedt soll mindestens bis 2025 laufen, das in Farge
       bis 2024 – wie realistisch ist der Plan, bis 2020 den CO2-Ausstoß
       tatsächlich um 40 Prozent zu reduzieren? 
       
       Das hängt vor allem davon ab, wie ernst Bundeswirtschaftsminister Gabriel
       seine Kehrtwende meint, dass er nun doch an die älteren Kohlekraftwerke ran
       will. Mit einem vollständigen Kohleausstieg kann Bremen sein
       40-Prozent-Ziel auf einen Schlag erreichen und direkt auf das
       90-Prozent-Ziel für 2050 zusteuern.
       
       27 Nov 2014
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Simone Schnase
       
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