# taz.de -- Kommentar Opec und Ölpreis: Schlechte neue Welt
> Die Organisation erdölexportierender Staaten herrscht nur noch über etwa
> ein Drittel der weltweiten Produktion. Der Ölpreis sinkt – fragt sich,
> wie lange.
IMG Bild: Gut für Autofahrer: Der Benzinpreis ist gerade niedrig.
Die Opec verliert immer mehr an Boden. Seit den „Ölkrisen“ in den 1970er
Jahren sinkt schleichend die Bedeutung der Organisation erdölexportierender
Staaten (Opec), wie auch der Ölkonzerne Exxon, Shell und Co. Die
Industriestaaten haben seither ihren relativen Verbrauch gesenkt, und neue
Förderländer spielen mit ihren Staatskonzernen eine tragende Rolle auf dem
Weltmarkt.
In diesem Jahr hat sich die geostrategische Lage erneut verschlechtert:
Durch den Fracking-Boom in den Vereinigten Staaten und Kanada sind zwei
neue große Spieler auf dem Weltmarkt aufgetaucht. Die USA sind zurzeit
sogar der größte Erdölproduzent – noch vor Russland und Saudi-Arabien.
Zugleich gingen mit den beiden nordamerikanischen Ländern wichtige
Großkunden für die Saudis und Venezuela flöten, die mit ihrer kapitalen
Nachfrage jahrzehntelang den Preis quasi automatisch hinreichend hoch
hielten.
Die Opec herrscht inzwischen nur noch über etwa ein Drittel der weltweiten
Produktion. Damit nicht genug, haben Nicht-Opec-Länder wie Russland und
eigensinnige Opec-Spieler wie Irak und Libyen den Ölhahn weit, weit
aufgedreht, um trotz Minipreisen ihre Staatshaushalte finanzieren zu
können.
Bankanalysten sprechen von einem „Paradigmenwechsel“, politische Beobachter
von „einer neuen Welt“ für die Opec. Da ist es schon fast egal, was die
zudem in arme und reiche Spieler gespaltene Organisation jeweils für
Kompromisse findet. Die Musik spielt zukünftig auch in Moskau, Washington
und Caracas.
Für ein nachhaltiges Dauertief dürfte jedoch selbst in dieser neuen Welt
kein Platz sein. Unruhen in Libyen, der schwelende Konflikt
Ukraine/Russland oder eine Destabilisierung des Irak könnten den Ölpreis
wieder in die Höhe schießen lassen.
27 Nov 2014
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DIR Hermannus Pfeiffer
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