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       # taz.de -- Illegale Jagd auf Nashörner: Wilderer haben keine Flak
       
       > Rhinozerosse werden wegen ihres teuren Horns illegal gejagt. Um sie zu
       > schützen, will Südafrika die Tiere per Hubschrauber umsiedeln.
       
   IMG Bild: Freiflug: Schon seit 2011 siedeln Wildschützer Nashörner per Hubschrauber um.
       
       JOHANNESBURG taz |1.040 Nashörner haben Wilderer dieses Jahr in Südafrika
       schon erwischt, gut 5 Prozent der Population. Und jetzt machen auch die
       Ranger Jagd auf die vom Aussterben bedrohten Unpaarhufer. Aber während es
       die illegalen Jäger auf das Horn abgesehen haben, das vor allem in Asien
       als vermeintliches Wundermittel gegen Krankheiten, Impotenz und andere
       Leiden begehrt ist, wollen die Wildhüter die Tiere komplett und lebend. Die
       Nashörner sollen in die „intensive Schutzzone“ des Krüger-Nationalparks
       umgesiedelt werden, wo Regierung und Tierschützer sie besser bewachen
       können.
       
       Die Schutzzone erstreckt sich über knapp ein Viertel des Parks und wird im
       Zuge der Anti-Wilderer-Bemühungen derzeit mächtig aufgerüstet.
       Infrarot-Kameras an gigantischen Luftballons, Aufklärungsflieger und mobile
       Ranger-Teams sollen Wilderer rechtzeitig aufspüren, wenn sie aus dem
       benachbarten Mosambik über die Grenze kommen.
       
       Denn die schwer bewaffneten Banden gehen schnell und skrupellos vor: Mit
       Kettensägen oder Macheten trennen sie das Horn ab und lassen die Tiere
       liegen, die elend verenden. Die Beute wird aus dem Land geschmuggelt – ein
       Kilo Horn bringt in Asien rund 1.000 US-Dollar ein.
       
       Schon länger versuchen ebenfalls bewaffnete Ranger und Soldaten, die
       Nashorn-Jäger mit Hubschraubern und Hunden ausfindig zu machen. Aber die
       Fläche ist zu groß, der Krüger-Nationalpark, in dem rund zwei Drittel der
       Tiere getötet werden, umfasst 22.000 Quadratkilometer – also in etwa so
       viel wie das Land Hessen.
       
       ## Verurteilungen gibt es nur selten
       
       Entsprechend gering ist der Erfolg: 344 Wilderer wurden in diesem Jahr
       verhaftet, die meisten davon kamen gegen Kaution wieder auf freien Fuß. Nur
       selten kommt es zu einer Verurteilung wie bei dem Jäger, der im Juli 77
       Jahre Haft bekam, weil er im Auftrag eines Syndikats gewildert hatte.
       
       „Die Syndikate sind sehr gut ausgestattet“, sagt Rose Masela vom
       Umweltministerium in Pretoria. „Wir dagegen müssen uns an die staatlichen
       Grenzen halten.“ Immerhin gebe es einige Erfolge in der Zusammenarbeit mit
       Vietnam, wo Kampagnen zu weniger Handel führten. Die Handelsroute nach
       China, dem größten Absatzmarkt, geht über Vietnam und Hongkong.
       
       Ein anderer Vorstoß der Regierung spaltet die Tierschützer: Im kommenden
       Jahr will sie versuchen, den Handel mit Horn wieder zu legalisieren. Sie
       hofft, dadurch den illegalen Handel einzuschränken und die Nachfrage zu
       verringern. Kritiker glauben, dass das Gegenteil passiert.
       
       Auch für die Wildpark-Besitzer ist die seit sechs Jahren eskalierende Jagd
       auf die Nashörner ein großes Dilemma. „Wir sind allein“, sagt Pelham Jones,
       Vorsitzender des Privatverbands der Nashorn-Besitzer, „ohne Armee, ohne
       Hubschrauber“. Der private Sektor habe schon eine Milliarde Rand (rund 74
       Millionen Euro) verloren, die Sicherheitsmaßnahmen seien teuer. Wie die
       Tierschützer monieren auch die Eigentümer, dass die Gesetze nicht
       ausreichten, Wilderer in schnellen Verfahren zu bestrafen. Zudem gebe es
       Korruption und Absprachen zwischen Rangern und Wilderern, Polizeiakten
       gingen verloren.
       
       ## Dreineinhalb Tonnen im Einzeltransport
       
       Der Kampf gegen die Wilderei müsse von den Sicherheitskräften geführt
       werden, meint Masela. Wichtig sei aber auch die Aufklärungsarbeit in den
       armen Gemeinden, in denen die Syndikate immer wieder willige Helfer finden.
       „Aber es ist ein sensibles Unterfangen: den Menschen verständlich zu
       machen, dass die Gemeinde profitiert, wenn sie helfen, den Park zu
       schützen.“
       
       Derweil mühen sich die Ranger mit dem Einzeltransport der Nashörner in die
       „intensive Schutzzone“. Die betäubten Tiere wiegen bis zu dreieinhalb
       Tonnen. 45 Exemplare haben die Ranger seit Oktober umgesiedelt. Im nächsten
       Jahr soll das Projekt ausgeweitet werden. Ziel ist es nicht nur, einen
       geschützten Bestand zu haben, sondern von hier aus auch neue
       Ansiedlungsprojekte zu starten.
       
       24 Nov 2014
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Martina Schwikowski
       
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