URI: 
       # taz.de -- Regierungspläne der Grünen: Sie wollen an die Macht
       
       > Die Doppelspitze ist zerstritten, aber die Grünen liebäugeln mit einer
       > Regierungsbeteiligung im Jahr 2017. Sie wollen nicht mehr als
       > „Verbotspartei“ auftreten.
       
   IMG Bild: Hier ist „Grün“ schon ganz oben angekommen. Sogar mit Krönchen
       
       HAMBURG dpa | Die Grünen wollen sich auf ihrem Parteitag in Hamburg für
       eine Regierungsbeteiligung auch im Bund rüsten. Vor der am Freitag
       beginnenden dreitägigen Bundesdelegiertenkonferenz sprach Parteichef Cem
       Özdemir von einem erfolgreichen Jahr 2014 mit guten Wahlergebnissen. „Wir
       sind wieder zweistellig geworden.“
       
       Mit der rot-rot-grünen Koalition in Thüringen seien die Grünen demnächst an
       acht Landesregierungen beteiligt. „Jetzt geht es darum, auch auf
       Bundesebene anzumelden, dass die Grünen die Oppositionspartei sind zur
       großen Koalition und sich bereitmachen, 2017 auch im Bund zu regieren“,
       sagte Özdemir der Deutschen Presse-Agentur.
       
       Auf dem Parteitag in der Hansestadt stehen bis zum Sonntag Themen wie
       Freiheit und Selbstbestimmung sowie die Ernährungs- und
       Landwirtschaftspolitik im Vordergrund. Debattiert wird auch über Außen- und
       Sicherheitsfragen. Intensive Diskussionen werden zudem zur Asyl- und
       Flüchtlingspolitik erwartet. Die Grünen wollen auch ihr Image als
       Verbotspartei loswerden. Dieses war mit für das schlechte Abschneiden der
       Partei (8,4 Prozent) bei der Bundestagswahl 2013 verantwortlich gemacht
       worden.
       
       Unmittelbar vor dem Parteitag räumte die zweite Vorsitzende Simone Peter
       Fehler ein. „Die Abstimmung auf Führungsebene war sicher nicht immer
       optimal“, sagte sie Spiegel Online. Ihre Konsequenz: „In Zukunft werde ich
       lieber einmal mehr zum Telefonhörer greifen.“ In den vergangenen Monaten
       hatten sich Peter und Özdemir mehrfach öffentlich widersprochen. „Dass es
       in einer Doppelspitze auch mal verschiedene Akzente gibt, ist doch ganz
       normal“, sagte Peter jetzt weiter. „Aber manche Irritation lässt sich durch
       eine bessere Abstimmung vermeiden.“
       
       ## „Die FDP ist kein Jungbrunnen“
       
       Als „neue FDP“ werden die Grünen Özdemir zufolge „ganz sicher“ nicht
       auftreten: „Die FDP ist nun alles, nur kein Jungbrunnen für Bündnis90/Die
       Grünen.“ Es gehe um die Frage, auch im Bund deutlich über zehn Prozent der
       Stimmen zu kommen und an die Länderergebnisse anzuknüpfen: „Bei der FDP
       stellen sich gerade ganz andere Fragen.“
       
       Auch die Vorsitzende der Grünen-Bundestagsfraktion, Katrin Göring-Eckardt,
       hält einen Vergleich mit der FDP nicht für statthaft. „Uns geht es bei der
       Freiheit nicht um die Freiheit des dicken Geldbeutels“, sagte sie der
       Passauer Neuen Presse. „Mit der überholten Politik à la Westerwelle hat das
       Profil der Grünen nichts zu tun. Wir kümmern uns um Bürgerrechte und
       stellen Freiheit als Wert in den Mittelpunkt.“ Göring-Eckardt betonte, bei
       der Bundestagswahl 2017 wollten die Grünen „mehr Optionen“ haben und sich
       nicht allein auf Rot-Grün fixieren wie 2013.
       
       Özdemir sieht die Grünen bei Bürgerrechten, Datenschutz,
       Informationsfreiheit oder Mittelstand schon lange gut aufgestellt. Für
       viele Unternehmen, die es mit ökologischer Modernisierung ernst meinen,
       seien die Grünen der richtige Partner: „Da ist für die Grünen viel Raum,
       das füllen die Grünen jetzt“, sagte er.
       
       Nach einer Emnid-Umfrage für den Sender N24 wünschen sich viele Deutsche
       bei den Grünen eine wichtigere politische Rolle vor allem für
       Realpolitiker: 39 Prozent der Befragten wollten künftig mehr Einfluss für
       den baden-württembergischen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann oder
       für Özdemir (35 Prozent) und für Göring-Eckardt (34 Prozent). Von
       Co-Parteichefin Peter sagten dies nur 15 Prozent, von Co-Fraktionschef
       Anton Hofreiter 16 Prozent und von Ex-Umweltminister Jürgen Trittin 26
       Prozent.
       
       21 Nov 2014
       
       ## TAGS
       
   DIR Schwarz-rote Koalition
   DIR Bundesregierung
   DIR Bündnis 90/Die Grünen
   DIR Doppelspitze
   DIR Freiheit
   DIR Bündnis 90/Die Grünen
   DIR Schwerpunkt Landtagswahlen
   DIR Außenpolitik
   DIR Cem Özdemir
   DIR Cem Özdemir
   DIR Schwerpunkt Rot-Rot-Grün in Berlin
   DIR Cem Özdemir
   DIR Jürgen Trittin
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Debatte Bündnis 90/Die Grünen: Grüne Überzeugungen
       
       Der nun anstehende Generationswechsel ist zwar eine entscheidende Zäsur für
       die Partei. Doch ihre Grundwerte bleiben.
       
   DIR CDU in Baden-Württemberg: Wolf tritt gegen Kretschmann an
       
       Die CDU will Baden-Württemberg zurückerobern und wählt Guido Wolf zum
       Spitzenkandidaten. Er wird 2016 gegen Kretschmann antreten. Das kam
       unerwartet.
       
   DIR Kommentar Außenpolitik der Grünen: Ein konsequentes Sowohl-als auch
       
       Die Grünen wollen sich in der Außenpolitik neu positionieren. Frieden
       schaffen ohne – oder mit noch mehr Waffen? Heraus kommt ein klares Jein.
       
   DIR Bundesparteitag der Grünen: Für ein Leben vor dem Schnitzel
       
       Die Grünen beerdigen den Veggie Day und nutzen die Debatte zur
       Kursbestimmung: Wie moralisierend, wie liberal, wie industrienah wollen sie
       künftig sein?
       
   DIR Cem Özdemir eröffnet Grünen-Parteitag: Die neuen Liberalen
       
       Man müsse den Freiheitsbegriff vor den Marktliberalen retten, fordert
       Özdemir in Hamburg. In internationalen Krisen reiche humanitäre Hilfe
       allein nicht aus.
       
   DIR Kommentar Rot-Rot-Grün in Thüringen: Wer hat Angst vorm roten Mann?
       
       Konservative stilisieren Rot-Rot-Grün in Erfurt zur Gefahr. Was die
       Gegenwart nicht hergibt, muss die Vergangenheit erfüllen.
       
   DIR Zoff um Grünenchefs Peter und Özdemir: Duo mit Nervfaktor
       
       Seit Monaten zoffen sich die Grünen-Chefs öffentlich – zum Leid ihrer
       Mitstreiter. Beim Parteitag am Wochenende soll es versöhnlicher zugehen.
       
   DIR Anton Hofreiter und seine Grünen: „Niemand hat Angst vor der Mitte“
       
       Witze über Grüne? Bitte nicht! Hü und hott in der Grünen-Führung? Keine
       Spur! Vor dem Bundesparteitag wirkt der Fraktionschef angespannt.