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       # taz.de -- Arbeitszeugnisse für Führungskräfte: „Stets mit großem Eifer“
       
       > Arbeitszeugnisse müssen nicht um jeden Preis positiv sein, urteilt ein
       > Gericht. Aber wie ehrlich dürfen sie sein? Die taz hat ein paar
       > Vorschläge.
       
   IMG Bild: Frau Jäkel war eine geradlinige sowie fürsorgliche Vorgesetzte.
       
       Arbeitszeugnis für: Julia Jäkel 
       
       Position: Vostandsvorsitzende Gruner+Jahr 
       
       Im Unternehmen seit: 1999 
       
       Führungskraft seit: 2004 
       
       Frau Jäkel hat sich innerhalb kürzester Zeit in die ihr gestellten Aufgaben
       eingearbeitet. Mit höchstem Erfolg hat sie die Zielvorgabe verfolgt, den
       Verlag umzustrukturieren und Arbeitsfelder effizienter zu gestalten. Die
       beindruckende, hervorragende Qualität ihrer Arbeit entsprach selbst unter
       extremen Belastungen den hohen Erwartungen des Unternehmens, die nicht
       selten sogar übertroffen wurden. Schwierige Aufgaben ging sie mit großem
       Elan an und fand dabei immer sinnvolle und praktikable Lösungen.
       
       Frau Jäkel war eine geradlinige sowie geachtete und fürsorgliche
       Vorgesetzte. Sie führte ihre Mitarbeiter zielorientiert und sachlich und
       erreichte eine außergewöhnliche Leistungssteigerung auf durchgängig hohem
       Niveau sowie eine sehr gute Teamatmosphäre.
       
       Leider ist auch unser Unternehmen von der schlechten konjukturellen
       Situation ohne Aussicht auf Besserung betroffen. Deshalb können wir Frau
       Jäkel nicht mehr weiterbeschäftigen. Wir bedauern diese Entwicklung
       außerordentlich, weil wir mit Frau Jäkel eine wertvolle und wichtige
       Mitarbeiterin verlieren. Wir bedanken uns bei ihr für ihre stets sehr gute
       Arbeitsleistung und wünschen ihr für die berufliche und persönliche Zukunft
       alles Gute und weiterhin viel Erfolg. ANNE FROMM 
       
       Arbeitszeugnis für: Klaus Wowereit 
       
       Position: Regierender Bürgermeister Berlin 
       
       Im Unternehmen seit: 1979 
       
       Führungskraft seit: 2001 
       
       Herr Wowereit ist seit 1979 für das Land Berlin tätig. Schon als Mitglied
       der Bezirksverordnetenversammlung in Tempelhof erledigte er alle Arbeiten
       mit großem Fleiß und Interesse. Ab 1995 war er für die SPD im
       Abgeordnetenhaus, seit 1999 als Vorsitzender der SPD-Fraktion. Hier zeigte
       Herr Wowereit, dass er eine ganz außerordentliche Führungskraft ist, die
       stets mit den Mitarbeitern sehr gute Gespräche geführt hat.
       
       Seit 2001 war Herr Wowereit Regierender Bürgermeister. Er zeigte in dieser
       Position ein Engagement, das über die normalen Arbeitszeiten hinausging und
       trug durch seine Geselligkeit zur Verbesserung des Arbeitsklimas bei. Herr
       Wowereit verfügt über ein bemerkenswertes Bildungsniveau, mit dem er alle
       gesellschaftlichen Anlässe stets bereicherte.
       
       Herr Wowereit hat unserem Unternehmen großes Interesse entgegengebracht.
       Aufgaben wie den Aufsichtsratsvorsitz des Flughafens Berlin-Brandenburg
       ging er mit großem Eifer an und war stets willens, sie termingerecht zu
       beenden. Mit den Leistungen von Herrn Wowereit waren wir insgesamt recht
       zufrieden. Er verlässt unser Unternehmen zum 11. Dezember 2014 in
       gegenseitigem Einvernehmen. Wir wünschen ihm für seine berufliche Zukunft
       alles Gute. MALTE GÖBEL 
       
       Arbeitszeugnis für: Jean-Claude Juncker 
       
       Position: Finanz- und Premierminister von Luxemburg 
       
       Im Unternehmen seit: 1984 
       
       Führungskraft: seit 1989 
       
       Als Finanz- und Premierminister war Jean-Claude Juncker von 1989 bis 2013
       für Luxemburg tätig. In dieser Zeit erfüllte Herr Juncker die ihm
       gestellten Aufgaben zu unserer vollsten Zufriedenheit. Selbstständiges
       Arbeiten sowie eine ergebnisorientierte Arbeitsorganisation zählen zu
       seinen Fähigkeiten. Solidarität und Kollegialität prägen Herrn Junckers
       Persönlichkeit.
       
       In seiner langen Dienstzeit gestaltete Herr Juncker als Gouverneur von
       Luxemburg den EU-Vertrag von Maastricht entscheidend mit und brachte auch
       die Gemeinschaftswährung Euro mit viel Ehrgeiz voran. Trotz seines
       engagierten Einsatzes für ein solidarisches Europa behielt er jedoch die
       Interessen unseres Landes fest im Blick. Insbesondere im Bereich der
       Finanzen und des Steuerrechts war Herr Junckers profundes Wissen stets eine
       große Bereicherung für Luxemburg. Wir können ihn wärmstens weiterempfehlen
       und wünschen ihm für seine persönliche und berufliche Zukunft alles Gute.
       JANNIS HAGMANN 
       
       Arbeitszeugnis für: Waltraud Wende 
       
       Position: Bildungsministerin Schleswig-Holstein 
       
       Im Unternehmen seit: Juni 2012 
       
       Führungskraft seit: Juni 2012 
       
       Frau Wende hat sich bereits mit dem Beginn Ihrer Tätigkeit als
       außerordentlich flexibel und karriereorientiert gezeigt. Ohne Angst hat sie
       sich direkt der Verantwortung einer Führungsposition gestellt und das ganz
       ohne eine Bindung an die verpflichtenden Strukturen des Unternehmens SPD.
       Auch unter großem Druck hat Frau Wende stets mit viel Engagement und einem
       hohen Maß an Eigeninitative Projekte vorangetrieben.
       
       Mit einer nicht zu unterschätzenden Außenwirkung hat Frau Wende die Themen
       ihres Verantwortungsbereichs öffentlich sichtbar gemacht und stets für
       anregende Diskussionen gesorgt. Vor allem die ihr unterstellten
       Mitarbeiterinnen in den Bildungseinrichtungen der Landes hat Wende durch
       ihre Initiativen zu einer nie geahnten Debattenkultur bewegen können.
       
       Besonders zu schätzen ist Frau Wendes Weitsicht, bereits mit Arbeitsbeginn
       für eine Karriere nach der Karriere vorzusorgen. Nicht nur hat Frau Wende
       damit einen zu begrüßenden engen Kontakt zur Wirtschaft gehalten. Mit ihrer
       Planungssicherheit hat sie darüber hinaus eigenverantwortlich dafür Sorge
       getragen, sich ihre Unbeschwertheit in einer herausfordernden Tätigkeit zu
       bewahren. Frau Wende hat das Unternehmen im September 2014 in gegenseitigem
       Einvernehmen verlassen. Wir bedanken uns bei Frau Wende für ihren kurzen,
       intensiven Einsatz und wünschen ihr für Ihre Zukunft in der
       Privatwirtschaft alles Gute. RIEKE HAVERTZ 
       
       Arbeitszeugnis für: Ulrich Hoeneß 
       
       Position: Präsident FC Bayern 
       
       Im Unternehmen seit: 1970 
       
       Führungskraft seit: 2010 
       
       Herr Hoeneß ist unserem Unternehmen seit langen Jahren verbunden. In seiner
       aktiven Karriere auf der Außenbahn gewann Herr Hoeneß nahezu alle wichtigen
       Titel im Vereinsfußball. Insofern hat Herr Hoeneß seine Aufgaben stets und
       in jeder Hinsicht zu unserer vollsten Zufriedenheit erfüllt. In seinem
       letzten Jahr als aktiver Fußballer waren wir mit den Leistungen von Herrn
       Hoeneß insgesamt recht zufrieden. Dann wechselte er nach Nürnberg und stieg
       mit denen ab.
       
       Hernach wurde Herr Hoeneß als Manager in unserer Niederlassung Säbener
       Straße eingesetzt. Hier hat er die ihm übertragenen Aufgaben stets zu
       unserer vollsten Zufriedenheit erledigt. Dabei verfügte er über Fachwissen
       und zeigte ein gesundes Selbstvertrauen, das ihm auch ermöglichte, 2010 das
       Amt des Präsidenten zu erfüllen. Herr Hoeneß war stets in der Lage, seine
       eigene Meinung zu vertreten.
       
       Herr Hoeneß zeigte Engagement auch über die Grenzen des Unternehmens
       hinaus. In seiner Freizeit engagierte er sich in Sachen Wurstfabrikation
       und Steuerkreativität. Er hat in seinem sowie auch im Interesse unserer
       Firma gearbeitet. Im Jahr 2013 kam es zu offenen Fragen an Herrn Hoeneß,
       deren erschöpfende Beantwortung in keinerlei Zusammenhang mit seiner
       Tätigkeit für unser Unternehmen steht. Herr Hoeneß scheidet aus diesem rein
       objektiven Grund auf eigenen Wunsch aus unseren Diensten aus. Wir wünschen
       ihm für seine Zukunft alles Gute. MALTE GÖBEL
       
       18 Nov 2014
       
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