# taz.de -- Die Wahrheit: Der homosexuelle Mann ...
> ... ist nicht nur links. Nun treten rechte und ganz rechte Schwule
> populistische Parolen breit – besonders wenn es um sogenannte Islamisten
> geht.
IMG Bild: David Berger, Archivbild aus dem Jahr 2013.
… kann nicht nur Frisör, er kann auch Starkstromelektriker. Er kann nicht
nur links und fortschrittlich, er kann auch rechts und ganz rechts. Das ist
überhaupt nicht neu, auch wenn sich das charmante Vorurteil vom
gesellschaftskritischen Schwulen hartnäckig hält.
Neu ist, dass rechte Schwule jetzt nicht mehr mit Gesicht und Namen hinterm
Berg halten, sondern sich stolz als Emanzipanzis gerieren, auch wenn sie
noch nie einen Handschlag dafür getan haben, dass sich homopolitisch was
nach vorn bewegt. Nein, sie trumpfen jetzt auf und tun so, als ob sie mit
den übrigen Flügeln der Emanzipationsbewegung an einem Strang ziehen. Die
geteilte Begeisterung für den Analverkehr wird auf einmal konstituierend
für angeblich gemeinsame politische Ziele.
So feiern es „Lesben und Schwule in der Union“ (LSU) als Etappensieg, dass
sie ihren Jahresempfang in der Parteizentrale ausrichten durften. Und dass
der schwule CSU-Politiker Bernd Fabritius zum neuen Chef des „Bundes der
Vertriebenen“ gewählt wurde, wird gerühmt wie die Erfüllung eines alten
Bewegungstraums. Da wollen die Mitglieder der „Bundesinteressengemeinschaft
Homosexuelle in der AfD“ nicht hintanstehen und beweisen, „dass bürgerliche
Homosexuelle mit links-grünen Schreihälsen nicht vergleichbar sind“. Und in
Köln wurde der schwule Michael Gabel zum neuen Vorsitzenden der
rechtsextremen Wählervereinigung „Pro Köln“ gewählt, davon überzeugt, dass
seine Muslimfeindlichkeit von den meisten schwulen Männern geteilt wird.
Publizistischer Lautsprecher der neuen Sichtbarkeit schwuler Rechter ist
David Berger. Der einstige Herausgeber der papsttreuen Zeitschrift
Theologisches ist heute Chefredakteur des schwulen Hochglanzmagazins
Männer. Innerhalb kürzester Zeit hat er es geschafft, das einst politisch
indifferente Blatt auf strammen Rechtskurs zu bringen. Berger nutzt jede
Plattform, die das Internet hergibt, um seine konservativen Überzeugungen
einer ständig steigenden Anhängerschar nahezubringen. Dabei beleidigt und
diffamiert er Einzelpersonen, Gruppen und Institutionen, seine Abneigung
gilt allem Linken, besonders der gleichnamigen Partei, aber auch
Queerpolitikern, Lesben, Tunten, Muslimen und – wenn es opportun erscheint
– den Grünen und der SPD.
Neben seinen eigenen Internetpräsenzen nutzt Berger Meinungsabwurfplätze
wie die Huffington Post oder The European, um seine populistischen Parolen
breit zu treten. Der Siegeszug rechter Homos sei nicht mehr umkehrbar,
verkündet er, „ein gutes Zeichen für eine zunehmende Integration
homosexueller Menschen“. Argumente dagegen seien „nur noch Rückzugsgefechte
einer kleinen Minderheit, zusammengesetzt aus meist tragischen Gestalten,
die sich als die sinngebenden Hohepriester der fiktiven ,Community‘
verstehen“.
Da wächst zusammen, was zusammengehört – die Homo-Rechte lässt sich
begünstigen von einem, der im Schoß der katholischen Kirche gründlich
gelernt hat, jeglichen Fortschritt im Keim zu ersticken.
18 Nov 2014
## AUTOREN
DIR Elmar Kraushaar
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