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       # taz.de -- Euthanasie-Befürworter in Langenhorn: Straßennamen aus der Nazi-Zeit
       
       > Mehrere Langenhorner Straßen tragen Namen von Nazi-Ärzten und
       > Euthanasie-Befürwortern. Bezirk Nord fordert vom Senat
       > Umbenennungs-Konzept.
       
   IMG Bild: Trug dazu bei, dass die Euthanasie-Praxis der Nazis salonfähig wurde: Max Nonne, hier um 1949 mit Ehefrau Henny .
       
       Er gilt als Nestor der deutschen Neurologie, hat Wegweisendes über Syphilis
       geschrieben und war bis 1933 Professor am Eppendorfer Krankenhaus: Max
       Nonne war eine Koryphäe. Sein Wort hatte Gewicht – auch in der NS-Zeit, in
       der er maßgeblich an der Akzeptanz der Kinder-Euthanasie mitwirkte.
       
       In einer Denkschrift von 1942 etwa hat er das Leben geistig Behinderter
       „lebensunwert“ genannt. Und 1946 verhinderte sein Entlastungs-Gutachten die
       Anklage der Ärzte Wilhelm Bayer und Friedrich Knigge, die in der „Heil- und
       Pflegeanstalt Langenhorn“ sowie im Kinderkrankenhaus Rothenburgsort
       mindestens 67 Kinder teils töteten, teils töten ließen.
       
       Nach diesem Max Nonne hat das NS-Regime 1942 eine Straße in
       Hamburg-Langenhorn benannt, und so heißt sie noch heute. Nicht weit davon
       liegt die Konjetznystraße, benannt nach Georg Ernst Konjetzny, ab 1935
       Chirurg am inzwischen umbenannten UKE. Konjetzny war Mitglied von NSDAP und
       SA, förderte die SS und agierte als Beratender Chirurg der Wehrmacht.
       
       Lange ist das niemandem aufgefallen, aber die 2013 von den Grünen aus
       Hamburg-Nord entfachte Debatte über die Umbenennung der Hindenburg-Straße
       hat jetzt Kreise gezogen: Am 13. November fasste der Bezirk Nord einen
       Beschluss, demzufolge der Senat ein Konzept für den Umgang mit
       NS-belasteten Straßennamen entwickeln soll.
       
       Die Vorarbeit soll laut Kulturbehörde die Landeszentrale für politische
       Bildung leisten, die am Freitag nicht erreichbar war. Sie arbeite, heißt
       es, an einer Broschüre, die alle problematischen Namen enthalte. Halte man
       diese erst einmal in Händen, könne man in Ausnahmefällen umbenennen, sagt
       die Kulturbehörde.
       
       In den bereits bekannten Fällen gibt sich der Senat allerdings zögerlich:
       Sowohl zur Max-Nonne-Straße als auch zur Konjetzny-Straße haben die Grünen
       Umbennungs-Anfragen gestellt. Passiert ist nichts: „Die Meinungsbildung ist
       noch nicht abgeschlossen“, schrieb das zuständige Staatsarchiv im Januar
       und Februar dieses Jahres. Zudem müsse man zunächst prüfen, wie viele
       Anwohner von einer Umbenennung betroffen wären.
       
       Die aber seien, sagt Medizinhistorikerin Johanna Meyer-Lenz, die Max Nonnes
       Geschichte bereits mehrfach öffentlich referierte, recht wohlwollend. „Nach
       meinem Vortrag in der Langenhorner Gemeinde St. Jürgen waren Pastor und
       Gemeinde sehr bereit, sich für die Umbenennung der Max-Nonne-Straße
       einzusetzen“, erzählt sie.
       
       16 Nov 2014
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Petra Schellen
       
       ## TAGS
       
   DIR Schwerpunkt Nationalsozialismus
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   DIR Drittes Reich
       
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