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       # taz.de -- Erneuerbare Energie: Unter die Fahrräder gekommen
       
       > In den Niederlanden testet „Solaroad“ auf 70 Metern Länge einen
       > energieerzeugenden Radweg. Das enorme Potenzial treibt die Firma an.
       
   IMG Bild: In Krommenie soll der erste stromerzeugende Fahrradweg der Welt bis zu 70 Kilowattstunden pro Quadratmeter produzieren
       
       FREIBURG taz | Solarmodule statt Asphalt: In der Provinz Nordholland in den
       Niederlanden hat die Firma Solaroad auf 70 Metern Länge einen Strom
       erzeugenden Fahrradweg angelegt. Noch ist das Ganze nur ein Pilotprojekt,
       doch die Firma hofft, in einigen Jahren eine Serienfertigung der
       eingesetzten Spezialmodule starten zu können.
       
       Bis dahin sind viele Fragen zu klären, zum Beispiel zur Rutschfestigkeit.
       Unsicher ist auch noch, wie sich Verschmutzungen auswirken oder wie robust
       die Module bei Belastungen sind.
       
       Hinter dem Unternehmen Solaroad steht ein Konsortium aus vier öffentlichen
       Institutionen und Privatfirmen, nämlich die niederländische
       Forschungsorganisation TNO, die Provinz Nordholland, die niederländische
       Straßenbaufirma Ooms Civiel und das Technologieunternehmen Imtech.
       
       3,5 Millionen Euro hat Solaroad in den vergangenen fünf Jahren in die
       Entwicklung der 3,5 mal 2,5 Meter großen Solarmodule gesteckt. Klassische
       Siliziumzellen sind darin zwischen einem Betonunterbau und einer speziell
       aufgerauten, einen Zentimeter dicken Glasscheibe eingebettet. Die Scheibe
       hält nach Firmenangaben auch schwere Fahrzeuge aus.
       
       ## Laub und Verschmutzung beeinflussen Ertrag
       
       Was die Module in Zukunft kosten sollen, will oder kann die Firma noch
       nicht sagen. „Wir hoffen, dass die durch die Solarzellen bedingten
       Mehrkosten gegenüber einer normalen Asphaltfläche in 15 Jahren durch den
       Stromertrag refinanziert werden können“, sagt eine Firmensprecherin
       lediglich.
       
       Doch der Ertrag lässt sich bisher nur schätzen. Die Ingenieure der Firma
       hoffen auf eine jährliche Ausbeute von 50 bis 70 Kilowattstunden pro
       Quadratmeter. Das wäre etwa halb so viel, wie eine gute Dachanlage bringt.
       Schließlich bringen flach liegende Module weniger Ertrag als solche, die
       nach Süden geneigt sind. Auch die dicke Glasscheibe schluckt nach Schätzung
       der Ingenieure etwa ein Zehntel der Energie.
       
       Auch die Verschmutzung spielt eine Rolle: Laub zum Beispiel kann den Ertrag
       stark verringern. Je nach Lage gibt es auch Verschattungen, etwa durch
       Häuser oder Bäume. Die Schatten der Radfahrer dürften sich auf stark
       befahrenen Routen bemerkbar machen. Diese Fragen soll nun die Teststrecke
       beantworten. Nur einer der beiden Fahrstreifen des Radwegs wurde mit
       Solarmodulen belegt. Der andere wird als Versuchsstreifen für
       unterschiedliche Oberflächen genutzt.
       
       ## Typisch holländisch
       
       Das enorme Energiepotenzial treibt die Firma an. Denn die 140.000
       Straßenkilometer in den Niederlanden summieren sich auf eine Fläche von
       mehr als 400 Quadratkilometern – „signifikant mehr“ als die im Land
       verfügbaren Dachflächen, wie die Firma betont. Die Dächer allein reichten
       nur aus, um etwa ein Viertel des nationalen Strombedarfs zu decken.
       
       Doch zunächst müssen sich die Testmodule bewähren, die zwischen den
       Gemeinden Krommenie und Wormerveer ausgelegt wurden. Da hier ohnehin eine
       neue Fahrbahndecke nötig gewesen sei, habe sich der Ort angeboten, heißt es
       bei Solaroad. Auf die Frage, warum man für den ersten Test einen Radweg
       wählte, gibt die Firma eine durchaus plausible Antwort: „Ein Radweg ist ein
       typisch holländisches Produkt.“
       
       17 Nov 2014
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Bernward Janzing
       
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