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       # taz.de -- EM-Qualifikationsspiel gegen Gibraltar: Nur vier Tore
       
       > Gibraltar stand hinten drin, der deutschen Nationalmannschaft fehlte die
       > Inspiration. So reichte es für die DFB-Elf nur zu einem Pflichtsieg.
       
   IMG Bild: So sah's die ganze Zeit aus: Deutschland mit Mario Götze im Angriff, Gibraltar defensiv
       
       NÜRNBERG dpa | Joachim Löw war richtig bedient. „Ich bin nicht zufrieden,
       weil ein 4:0 ganz einfach für uns zu wenig ist und zu wenig Tore gefallen
       sind. Ich hätte mir von der Mannschaft mehr erwartet“, grantelte der
       Bundestrainer nach dem zu niedrig ausgefallenen Pflichtsieg in der
       EM-Qualifikation gegen die Fußball-Amateure aus Gibraltar.
       
       Fehlendes Tempo, schlechtes Passspiel und mangelnde Torgefahr bemängelte
       Löw. Gegen den Uefa-Neuling reichte es für die deutsche
       Fußball-Nationalmannschaft nur zu den Toren von Thomas Müller (12./29.
       Minute), Mario Götze (38.) und Yogan Santos (67./Eigentor)
       
       Nach dem Titel-Rausch von Brasilien und er folgenden unbefriedigenden
       zweiten Jahreshälfte setzt der DFB-Chefcoach nun auf die Weihnachtszeit als
       dringend benötigte schöpferische Pause für seine Weltmeister. „Im neuen
       Jahr, nach einer Winterpause und drei Wochen Vorbereitung, bin ich mir
       sicher, dass sie auch körperlich und geistig frischer sind“, sagte Löw.
       
       Doppeltorschütze Müller, der sein Konto in der EM-Qualifikation auf vier
       Tore und seine Jahresbilanz sogar auf zehn Treffer schraubte, bezweifelte
       den Sinn des ungleichen Kräftemessens gegen den auf radikale Defensive
       ausgerichteten Gegner. „Ob man unseren Profikalender mit solchen
       Pflichtspielen auffüllen muss, ist die große Frage.“
       
       Zwar holte die DFB-Auswahl die fest programmierten drei Punkte in der
       EM-Qualifikation und verbesserte sich in der Gruppe D auf Platz drei,
       offenbarte aber eine mangelhafte Torausbeute gegen eine Mannschaft, die
       permanent mit neun Spielern den eigenen Strafraum verteidigte. „Es ist
       natürlich schwierig, wenn da hinten ein Mannschaftsbus drinsteht“, sagte
       Torhüter Manuel Neuer.
       
       So einseitig wie das 117. Länderspiel unter Löws Regie verlief wohl selten
       zuvor eine Begegnung der Nationalmannschaft. Das Duell gegen die
       Freizeitkicker aus dem Süden Europas geriet von der ersten Minute an zum
       Einbahnstraßen-Fußball, bei dem die voll auf Offensive getrimmten
       Weltmeister kaum eine Gelegenheit zum Abschluss ausließen. Allerdings
       hatten es die Angreifer gegen meist mit zehn Spielern am eigenen Strafraum
       versammelte Gäste schwer wie lange nicht, eine Lücke zu finden.
       
       Auch weil die Mannschaft wenig inspiriert wirkte und Ideen und Präzision
       vermissen ließ, blieb das allseits erwartete Torfestival aus. Die Spieler
       erfüllten zwar Löws Forderungen und hielten ihre Positionen, doch
       wiederholt standen sich die vielen Offensivkräfte gegenseitig im Weg.
       
       Die rechte Seite mit Shkodran Mustafi und dem sehr spielfreudigen Karim
       Bellarabi hinterließ einen stärkeren Eindruck als die linke. Dort versuchte
       sich Rückkehrer Lukas Podolski häufig mit Fernschüssen, die sich allesamt
       in der engmaschigen Abwehr verfingen. 20 Minuten vor dem Ende schickte Löw
       den Kölner Jonas Hector als 74. Neuling in seiner Amtszeit auf den Rasen.
       
       Jerome Boateng hatte in seinem 50. Länderspiel als Chef einer
       Dreier-Abwehrkette neben Mustafi und Erik Durm immer wieder Zeit, sich als
       Ballverteiler im Mittelfeld zu betätigen. Letztmals in einem 3-5-2-System
       hatte die DFB-Auswahl im November 2011 in der Ukraine gespielt, damals war
       das Experiment beim 3:3 missglückt.
       
       Nur bis zur 12. Minute mussten die erwartungsvollen Zuschauer auf den
       ersten deutschen Treffer warten, zu dem Mustafi mit einer scharfen
       Hereingabe die Vorarbeit leistete. Den vom Pfosten abprallenden Ball lenkte
       Müller zu seinem 25. Tor im DFB-Trikot über die Linie. Weiteren
       Möglichkeiten durch Bellarabi (10.), Toni Kroos (16.) und den um sein
       erstes Länderspiel-Tor bemühten Boateng (23.) stand der 23-jährige Jamie
       Robba im Tor von Gibraltar im Weg.
       
       Podolski war bei seiner Bewährungschance in der Startelf die fehlende
       Spritzigkeit deutlich anzumerken. Seine bis dahin beste Szene hatte der
       Wahl-Londoner in der 29. Minute, als er mit schnellem Antritt auf dem
       linken Flügel und scharfer Hereingabe Müllers 2:0 einleitete. Nach
       Doppelpass mit Max Kruse drang Götze sieben Minuten vor der Pause energisch
       in den Strafraum ein und sorgte für den dritten deutschen Treffer.
       
       Dass selbst gegen einen Gegner wie Gibraltar kurz vor der Pause ein
       Gegentor drohte, offenbarte die Probleme in der deutschen Not-Abwehr. Mit
       einer tollen Parade lenkte Manuel Neuer, der sich bis dahin wegen
       mangelnder Beschäftigung häufig in der Nähe des Mittelkreises aufgehalten
       hatte, den Distanzschuss von Liam Walker (45.) zur Ecke. Aufgebracht über
       diese Nachlässigkeit in der Defensive raufte sich Bundestrainer Löw auf der
       Bank die Haare.
       
       15 Nov 2014
       
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