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       # taz.de -- G20-Gipfel in Brisbane: Russland und die „Gefahren der Welt“
       
       > Die EU droht Russland mit neuen Sanktionen, während der US-Präsident das
       > Land verbal kritisiert. Beim G20-Gipfel geht es auch um die Ebola-Krise
       > und den Klimaschutz.
       
   IMG Bild: Ein Amerikaner in Australien, der Russland angreift: Barack Obama.
       
       BRISBANE afp/dpa/rtr | US-Präsident Barack Obama hat die russische Politik
       im Ukraine-Konflikt erneut scharf kritisiert. Russland verfolge einen
       aggressiven Kurs, der eine Gefahr für die Welt sei, sagte Obama am Rande
       des G20-Gipfels im australischen Brisbane am Samstag. Dort treffen sich die
       führenden Industrie- und Schwellenländer.
       
       Dies sei etwa beim schrecklichen Abschuss der malaysischen Passagierfluges
       MH 17 in der Ost-Ukraine im Juli zu sehen gewesen. Pro-russische
       Separatisten und die ukrainische Regierung werfen sich gegenseitig vor, für
       den Absturz der Maschine verantwortlich zu sein, bei dem alle 298 Menschen
       Bord ums Leben kamen. Wie kürzlich beim Gipfel der Asien-Pazifik-Staaten
       (Apec) wird Obama auch beim Treffen der Staats- und Regierungschefs der 20
       führenden Industrie- und Schwellenländer (G20) mit Russlands Präsident
       Wladimir Putin zusammenkommen.
       
       Russland trat der US-Kritik entgegen und wies Darstellungen zurück, Schuld
       an der jüngsten militärischen Eskalation in der Ukraine zu sein und die
       Rebellen mit Waffen zu unterstützen. „Wir haben damit nichts zu tun“, sagte
       Putins außenpolitischer Berater Juri Uschakow in Brisbane. Putin habe bei
       einem Treffen der Schwellenländer-Gruppe Brics im Übrigen Unterstützung
       erhalten. Die Brics-Partner hätten erklärt, dass die westlichen Sanktionen
       illegal sind, die UN-Regeln verletzten und der weltwirtschaftlichen
       Erholung schadeten, ergänzte er.
       
       Kurz vor Obama hatte EU-Ratspräsident Herman van Rompuy in Brisbane
       Russland bereits mit einer Verschärfung der Sanktionen gedroht. Die
       Europäer würden alle ihre diplomatischen Mittel, inklusive weitere
       Sanktionen, nutzen, wenn Russland nicht einlenke und nicht endlich seinen
       Zusagen zur Befriedung der Lage nachkomme, hatte er gesagt.
       
       ## Informelle Gespräche
       
       Van Rompuy hatte zudem angekündigt, dass sich die europäischen Teilnehmer
       des Gipfel am Sonntag mit Obama treffen, wobei es auch um den
       Ukraine-Konflikt gehen soll. Die Europäische Union und die USA sind zu
       neuen Strafmaßnahmen gegen Russland in der Ukraine-Krise bereit. Noch sei
       aber keine Entscheidung gefallen, sagte EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy
       am Samstag am Rande des G20-Gipfels im australischen Brisbane.
       
       Die europäischen Staats- und Regierungschefs wollen am Sonntag mit
       US-Präsident Barack Obama das weitere Vorgehen abstimmen. Das Thema steht
       offiziell nicht auf der Gipfel-Tagesordnung, dürfte aber bei den meisten
       informellen Gesprächen angesprochen werden.
       
       Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel und Russlands Präsident Wladimir Putin
       haben sich in Brisbane verabredet. Sie sollten im Lauf des Abends
       zusammentreffen, sagte ein Regierungssprecher. Putin streitet eine
       Beteiligung seines Landes an dem Konflikt ab. Die Strafmaßnahmen des
       Westens gegen sein Land nennt er „illegal“.
       
       Die EU-Außenminister werden am Montag in Brüssel beraten, wie sich die
       Situation darstellt und ob neue Sanktionen gegen Russland nötig sind, wie
       Van Rompuy sagte. „Wir müssen die Rückkehr zu einem groß angelegten
       Konflikt verhindern.“ Russland müsse seinen ganzen Einfluss nutzen, um auf
       die prorussischen Separatisten einzuwirken. Ziel sei die Umsetzung des
       Friedensplanes von Minsk. Rompuy forderte die russische Führung auf,
       Waffentransporte und Verstärkung für die Separatisten zu unterbinden.
       
       UN-Generalsekretär Ban Ki Moon forderte in Brisbane die USA, die EU und
       Russland auf, eine friedliche Lösung zu finden. Es handele sich um eine
       Krise im Herzen Europas wie einst im Kalten Krieg, die den Weltfrieden und
       die Wirtschaft bedrohe.
       
       ## Unverbindlich und unkonkret
       
       Die G20 wollen darüber hinaus den Kampf gegen die Ebola-Seuche verstärken.
       In einer Erklärung auf dem Gipfel im australischen Brisbane blieben sie am
       Samstag allerdings unverbindlich und unkonkret: „Die G20-Mitglieder sind
       entschlossen, alles Notwendige zu tun, um sicherzustellen, dass die
       internationalen Bemühungen den Ausbruch beenden können.“ Auch wollten sie
       bei der Bewältigung der mittelfristigen wirtschaftlichen und humanitären
       Kosten helfen.
       
       Die Verteilung von Geldmitteln und anderer Hilfe solle beschleunigt werden.
       Regierungen, die bisher nicht geholfen haben, sollten sich den Bemühungen
       anzuschließen. Die Wissenschaft und Pharmaunternehmen wurden zu größeren
       Anstrengungen aufgefordert, wirksame und bezahlbare diagnostische
       Hilfsmittel, Impfstoffe und Behandlungsmethoden zu entwickeln.
       
       ## Grüner Klimafonds
       
       US-Präsident Obama verkündete am Rande des Gipfeltreffens Zusagen der USA
       über drei Milliarden Dollar (2,4 Milliarden Euro) für den Grünen Klimafonds
       (GCF) der Vereinten Nationen. Der Fonds soll Entwicklungsländern Geld zur
       Verfügung stellen, damit sie den Klimawandel bekämpfen und die Folgen der
       Erderwärmung besser bewältigen können.
       
       „Kein Land ist immun, jedes Land hat die Verantwortung, seinen Teil
       beizutragen“, sagte Obama. Die überraschende Einigung zwischen den USA und
       China auf gemeinsame Emissionsziele bezeichnete er als ermutigendes Signal
       für ein globales Klimaschutzabkommen: „Wenn China und die USA sich darauf
       einigen können, dann kann sich auch die Welt einigen.“
       
       Gastgeber Australien hatte außerdem den internationalen Kampf gegen
       Steuerflucht als zentrales Thema des G-20-Gipfels angekündigt. Der neue
       EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker erklärte in Brisbane, er sei
       für einen „fairen Steuerwettbewerb in Europa“. Er sei überzeugt, dass „wir
       alle auf globaler Ebene gegen die Steuerflucht kämpfen müssen“. Auch die EU
       werde entschlossen dagegen vorgehen. Steuerkonstrukte, mit denen
       Unternehmen legal eine „sehr geringe Besteuerung“ erreichen können, müssten
       verhindert werden. Juncker steht derzeit wegen der Berichte über ein
       großangelegtes System zur Steuerumgehung während seiner Zeit als
       luxemburgischer Regierungschef unter Druck.
       
       15 Nov 2014
       
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