URI: 
       # taz.de -- Miese Arbeitsbedingungen bei der Post: Der Post geht die Puste aus
       
       > Kunden ärgern sich über späte, teilweise nicht zugestellte Sendungen.
       > Ver.di kritisiert befristete Arbeitsverhältnisse und zu große
       > Zustellbezirke.
       
   IMG Bild: Manchmal ganz schön in Eile: Zusteller der Post.
       
       HAMBURG taz |Die Deutsche Post muss sich mit Beschwerden ihrer Kunden
       auseinandersetzen. In mehr als 30 Orten Norddeutschlands sind nach Angaben
       des Norddeutschen Rundfunks in den vergangenen zwölf Monaten Briefe und
       Pakete entweder Wochen später angekommen oder gar nicht erst zugestellt
       worden. Die Gewerkschaft Ver.di macht dafür die Arbeitsbedingungen der
       Deutschen Post verantwortlich. Diese streitet die Vorwürfe ab.
       
       Bis zum Oktober dieses Jahres gingen 1.340 Beschwerden bei der
       Bundesnetzagentur ein. Diese hat den gesetzlichen Auftrag, sicherzustellen,
       dass Post pünktlich und zuverlässig zugestellt wird. 2013 waren insgesamt
       1.230 Beschwerden bei der Netzagentur eingegangen, im Jahr davor 1.300. Bei
       etwa 25 Prozent der Beschwerden im laufenden Jahr ging es um die
       Nichtzustellung einer Sendung, die restlichen 75 Prozent bezogen sich auf
       zu späte Lieferungen oder Zustellungskärtchen in den Briefkästen, obwohl
       die Zusteller nicht an der Haustür geklingelt hatten.
       
       Thomas Ebeling, Sekretär der Gewerkschaft Ver.di in Hamburg, macht die
       Sparpolitik der Post dafür verantwortlich. „Die Zustellbezirke werden immer
       größer“, sagt Ebeling. „Für die Zusteller bedeutet dies, dass sie mehr
       Arbeit in der gleichen Zeit zu leisten haben.“ Oft könne das Pensum nicht
       erreicht werden. Zudem seien die Krankheitsfälle nicht zu kompensieren.
       
       Der Krankenstand im Geschäftsbereich Betrieb Brief Nord lag im Juni bei 8,9
       Prozent, genau wie im Juni 2013. Aktuell liegt er bei 10,1 Prozent. Das
       sind vier Prozent über dem von der Deutschen Post eingeplanten
       Krankenstand.
       
       Schließlich seien die vielen befristeten Verträge ein Problem, sagt
       Ebeling. Allein im Norden arbeiten etwa 6.000 Angestellte befristet.
       Bundesweit sind es etwa 24.000. „Das Problem ist, dass sich ungelernte
       Teilzeitkräfte regelrecht durch den Zustellungsalltag kämpfen müssen“, sagt
       Ebeling.
       
       Verzögerungen seien die logische Konsequenz. „Wenn die Deutsche Post nichts
       an ihrer Zustellstruktur ändert, Kollegen entfristet und den Krankenstand
       ernst nimmt, werden Kunden weiterhin unzufrieden sein, insbesondere
       diejenigen, die am Ende einer Zustelltour wohnen“, prognostiziert Ebeling.
       
       Die Post wehrt sich: „Unsere Zustellbezirke sind so geschnitten, dass
       unsere Zustellerinnen und Zusteller sie in der zur Verfügung stehenden
       Arbeitszeit schaffen“, versichert Markus Wohsmann, Sprecher der Deutschen
       Post AG Nord. „Darüber hinaus haben wir eine hohe Vertreterabsicherung.“
       Leider könne es immer mal vorkommen, dass Mitarbeiter kurzfristig ausfallen
       und so schnell kein Ersatz zur Verfügung stehe.
       
       Befristungen verschafften der Post die nötige Flexibilität. „Bei allen
       Arbeitsverhältnissen handelt es sich um voll sozialversicherungspflichtige
       Beschäftigungen, unabhängig davon, ob unbefristet oder befristet“,
       versichert Wohsmann.
       
       13 Nov 2014
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Sebastian Schulten
       
       ## TAGS
       
   DIR Deutsche Post
   DIR Bundesnetzagentur
   DIR Logistik
   DIR Gewerkschaft
   DIR Verdi
   DIR Amazon
   DIR Deutsche Post
   DIR Deutsche Post
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Betriebsseelsorger über Arbeitnehmer: „Prekär Beschäftigte sind abgekoppelt"
       
       Festangestellte können angesichts der guten Konjunktur bessere
       Arbeitsbedingungen aushandeln. Doch der Rest bleibt abgehängt, kritisiert
       Erwin Helmer.
       
   DIR Briefpost wird teurer: 62 Cent unter Vorbehalt
       
       Die Deutsche Post erhöht erneut die Preise. Den Aufschlag muss sich der
       Ex-Monopolist wegen seiner Marktmacht aber noch genehmigen lassen.
       
   DIR Deutsche Post will mehr Geld verdienen: Weniger Lohn, höheres Porto
       
       Post-Vorstandschef Frank Appel denkt über niedrigere Löhne für neue
       Mitarbeiter nach. Außerdem soll im Herbst über ein höheres Briefporto
       entschieden werden.