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       # taz.de -- Rekommunalisierung: Stromnetz wieder öffentlich
       
       > Städtische Gesellschaft erhält für 20 Jahre die Konzession. Damit ist der
       > Volksentscheid vom Vorjahr zu einem Drittel umgesetzt. Gasnetz soll bald
       > folgen
       
   IMG Bild: Öffentlichkeitswirksames Kreuzchen: Ab 2015 wird das Stromnetz wieder in städtischer Hand sein
       
       Die vollständige Rekommunalisierung der Hamburger Energienetze ist einen
       bedeutenden Schritt nähergerückt. Am Mittwoch wurden die
       Konzessionsverträge zwischen der Stadt und der städtischen Stromnetz
       Hamburg GmbH (SNH) notariell beglaubigt. Ab 1. Januar 2015 wird somit das
       gesamte Stromnetz, wie vom Volksentscheid im September vorigen Jahres
       gefordert (siehe Kasten), wieder vollständig in städtischer Hand sein.
       
       Für die Nutzung öffentlicher Wege und Flächen für ihre Leitungen zahlt SNH
       eine Konzessionsabgabe an die Stadt. Diese betrage „zwischen 90 und 96
       Millionen Euro pro Jahr“, lautet die Prognose von Umweltsenatorin Jutta
       Blankau (SPD).
       
       Für SNH-Geschäftsführer Dietrich Graf bildet „die Laufzeit von 20 Jahren
       technisch und wirtschaftlich die notwendige Stabilität und
       Planungssicherheit für uns als nunmehr wieder hundertprozentig öffentliches
       Unternehmen“.
       
       Die vollständige Rekommunalisierung der drei Versorgungsnetze für Strom,
       Gas und Fernwärme hatte die Initiative „Unser Hamburg – Unser Netz“ mit dem
       erfolgreichen Volksentscheid durchgesetzt. Der SPD-Senat unter
       Bürgermeister Olaf Scholz hatte einen städtischen Anteil von jeweils 25,1
       Prozent an den Netzgesellschaften für ausreichend gehalten.
       
       Beim Gasnetz könnten die Verhandlungen mit Betreiber Eon „noch in diesem
       Jahr abgeschlossen werden“, sagte Blankau. Bei der Fernwärme soll der
       Rückkauf erst mit dem Auslaufen der Konzession 2019 umgesetzt werden.
       
       „Einen klaren Erfolg des Volksentscheids im Strombereich“ sieht auch
       Manfred Braasch, Landesgeschäftsführer der Umweltorganisation BUND und
       Vertrauensmann der Netz-Initiative. Jetzt müsse es beim Gasnetz und auch
       bei der Fernwärme mit gleicher Stoßrichtung vorangehen. Besonders
       erfreulich sei, dass SNH sich dem Klimaschutz verpflichte und im besonderen
       Maße die Integration erneuerbarer Energien in das Hamburger Stromnetz
       fördern wolle, sagte Braasch.
       
       In der Tat kündigte Graf am Mittwoch an, in den nächsten zehn Jahren rund
       zwei Milliarden Euro in den Netzausbau investieren zu wollen. Dazu gehöre
       schwerpunktmäßig die Modernisierung der Umspannwerke Mitte, Jenfeld und
       Altenwerder, um diese effektiver und umweltfreundlicher zu machen.
       
       Zugleich sollen die Netznutzungsgebühren der Stromerzeuger um etwa vier
       Prozent gesenkt werden. Ob dieser Preisnachlass an die Endkunden
       weitergegeben werde, sei jedoch Sache des jeweiligen Versorgers.
       Privatkunden sei jedoch zu empfehlen, darauf sorgsam zu achten.
       
       Ein großer Teil der Investitionen soll zudem den Anteil an erneuerbaren
       Energien – vor allem Wind, Sonne und Kraft-Wärme-Kopplung – erhöhen und den
       Ausstoß von Kohlendioxid in Hamburg verringern. Dazu werde SNH unter
       anderem das Stadtgebiet flächendeckend mit Ladestationen für Elektroautos
       überziehen.
       
       Letztlich sei es das Ziel von Stadt und Stromnetzgesellschaft, „eine
       sichere, preisgünstige, verbraucherfreundliche, effiziente und
       umweltgerechte Energieversorgung“ in Hamburg zu gewährleisten: Also
       eigentlich alles, was Manfred Braasch und die Netz-Initiative sich
       erträumten.
       
       12 Nov 2014
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Sven-Michael Veit
       
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