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       # taz.de -- Die Streitfrage: „Die DDR gehört ins Museum“
       
       > Ossis und Wessis müssen verschwinden, findet Museumsdirektor Rückel. Aber
       > die DDR war nicht nur eine Episode, sagt Katrin Göring-Eckardt.
       
   IMG Bild: DDR in Pforzheim.
       
       Spreewaldgurken und Rotkäppchen-Sekt. „Good Bye, Lenin!“ und „Das Leben der
       Anderen“. Für manche Westdeutsche reduziert sich der Kontakt mit der DDR
       auf Spielfilme und Besuche im Supermarkt. Immerhin 19 Prozent der
       Westdeutschen waren noch nie im Osten.
       
       41 Jahre bestand die Deutsche Demokratische Republik. Was bleibt ein
       Vierteljahrhundert nach dem Mauerfall? War die DDR eine Epoche oder doch
       eher eine Episode? Die taz.am wochenende diskutiert die Streitfrage in der
       Ausgabe vom 8./9. November 2014.
       
       „Wäre die DDR nur Episode, hätten die Worte von Joachim Gauck nicht so
       einen Aufschrei erzeugt“, sagt Katrin Göring-Eckardt, Vorsitzende der
       Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen. Joachim Gauck hatte in einem
       Interview sein Unbehagen darüber geäußert, dass mit Bodo Ramelow erstmals
       ein Politiker der Linkspartei Ministerpräsident werden könnte.
       Göring-Eckardt weiß, dass für viele Menschen in der ehemaligen DDR die
       Erinnerungen an die Diktatur noch frisch und lebendig sind. „Deshalb ist
       auch heute unsere Aufgabe, die Aufarbeitung des Unrechtsstaats weiter
       voranzubringen“, sagt sie.
       
       Die Pop-Band „Die Prinzen“, deren Mitglieder in der DDR aufgewachsen sind,
       halten die Jahre der SED-Diktatur für die Geschichte kaum bedeutend. „Die
       DDR nimmt da eine Marginalposition ein“, schreiben die Musiker. „Für
       persönliche Schicksale handelt es sich aber um eine Epoche, da das Leben in
       der DDR einen Großteil der eigenen Biografie bestimmt hat“.
       
       „Die DDR gehört ins Museum und nicht in den Alltag der Deutschen“ meint
       Robert Rückel, Direktor des DDR Museum Berlin. Er hofft, dass sich die
       Menschen bald nicht mehr als West- und Ostdeutsche bezeichnen. „Die Teilung
       darf für die neuen Generationen keine Rolle mehr spielen“, so Rückel.
       
       „Der Staat, der die Berliner Mauer baute, bleibt weltweit als Schande im
       Gedächtnis. Ein derartiger Staat war nicht nur Episode“, sagt Tilman Mayer.
       Er ist Professor für politische Wissenschaft und Soziologie an der
       Universität Bonn und Vorsitzender der Gesellschaft für
       Deutschlandforschung, die sich wissenschaftlich mit dem Einigungsprozess
       und der Aufarbeitung der DDR-Vergangenheit beschäftigt. „Die Bevölkerung
       war vier Jahrzehnte einem missglückten sozialistischen Experiment
       ausgeliefert. Man hätte den Menschen gewünscht, dass es bei einer kurzen
       Episode geblieben wäre.“
       
       Die Streitfrage der Woche beantworten außerdem Roland Jahn, Leiter der
       Stasiunterlagenbehörde, Wolfgang Tiefensee, Verkehrsminister a. D.,
       Alexandra Hildebrandt, die Vorsitzende des Museum „Haus am Checkpoint
       Charlie“, der SPD-Bundestagsabgeordnete Karamba Diaby, der 1985 aus dem
       Senegal in die DDR kam und dort blieb, sowie die taz-Leserin Grit Maroske -
       in der taz.am wochenende vom 8./9. November 2014.
       
       8 Nov 2014
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Imre Balzer
       
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