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       # taz.de -- Japanisches AKW darf ans Netz gehen: „Schämt euch!“
       
       > Die letzte Genehmigung ist erteilt: In Japan kann das erste AKW nach der
       > Fukushima-Katastrophe wieder hochgefahren werden. Dagegen wird vor Ort
       > demonstriert.
       
   IMG Bild: Demo gegen Atomkraft in Kagoshima Anfang November
       
       TOKIO ap/afp | Fast vier Jahre nach der verheerenden Katastrophe von
       Fukushima kann das erste Atomkraftwerk in Japan voraussichtlich Anfang 2015
       wieder ans Netz gehen. Der Gouverneur von Kagoshima, Yuichiro Ito, gab
       dafür am Freitag die Genehmigung. Zwei Reaktoren der Anlage im
       südjapanischen Sendai könnten trotz der Bedenken einiger lokaler Anwohner
       wieder gestartet werden, sagte er. Für die Anlage gelten neue, strengere
       Sicherheitsvorkehrungen.
       
       Seit der Katastrophe von Fukushima am 11. März 2011, die ein Erdbeben und
       ein anschließender Tsunami ausgelöst hatten, liegen alle 48 Atomkraftwerke
       des Landes still. Reparaturen und Sicherheitsprüfungen wurden vorgenommen.
       Ministerpräsident Shinzo Abe will trotz heftiger Proteste in der
       Bevölkerung als sicher erachtete Anlagen wieder in Betrieb nehmen lassen.
       Eine verlängerte Stilllegung schade der Wirtschaft, argumentiert seine
       Regierung.
       
       Im September hatten erste Reaktoren die seitdem geltenden verschärften
       Sicherheitstests bestanden. Die Atomaufsichtsbehörde des Landes hatte einen
       entsprechenden Inspektionsbericht über die Atomanlage in Sendai abgesegnet.
       Damit nahm das von der Firma Kyushu Electric Power betriebene Atomkraftwerk
       eine wichtige Hürde, um als landesweit erste Anlage wieder an das Netz
       gehen zu können.
       
       Die Ankündigung vom Freitag ist der letzte Schritt, bevor die Reaktoren
       dann voraussichtlich Anfang kommenden Jahres wieder in Betrieb genommen
       werden können. Einige Einwohner der Stadt Satsumasendai, in der die Anlage
       liegt, waren mit der Entscheidung nicht einverstanden. Rund 200 Menschen
       protestierten dagegen. Sie riefen: „Schützt das Leben der Einwohner“ und
       „Schämt euch“, wie die Nachrichtenagentur Kyodo berichtete.
       
       ## Aktive Vulkane in AKW-Nähe
       
       Sie sind vor allem wegen einiger noch aktiver Vulkane rund um die
       Atomanlage besorgt. Vulkanausbrüche seien nicht vorauszusagen, wie der
       kürzliche Ausbruch eines Vulkans im Norden Japans gezeigt habe,
       argumentieren sie. Wirtschaftsminister Yoichi Miyazawa sagte, es sei sehr
       wichtig, das Verständnis der örtlichen Bewohner zu gewinnen.
       
       Japans Vorgängerregierung hatte unter dem Eindruck der Katastrophe in
       Fukushima die Atomkraft als Energiequelle aufgeben wollen. Damals hatte ein
       Beben der Stärke 9,0 vor der Küste von Tohoku einen verheerenden Tsunami
       ausgelöst, der wiederum zu Kernschmelzen in Fukushima führte. In der
       Atomanlage wurden vier der sechs Reaktoren zerstört, die Umgebung wurde
       verstrahlt. Zehntausende Anwohner mussten die Gegend vorübergehend
       verlassen.
       
       Die Skepsis in der japanischen Bevölkerung gegenüber der Atomtechnologie
       ist durch die Katastrophe stark gestiegen. Erst Ende September
       demonstrierten in Tokio 16.000 Menschen gegen das Wiederhochfahren von
       Reaktoren. Die Regierung von Shinzo Abe befürwortet jedoch die Rückkehr zur
       Atomkraft, um den Energiebedarf des Landes zu decken. Es wird damit
       gerechnet, dass die Atommeiler in Sendai frühestens im nächsten Jahr ans
       Netz genommen werden.
       
       7 Nov 2014
       
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