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       # taz.de -- Kommentar Steueroase Luxemburg: Sie können nicht anders
       
       > Die Steueroase Luxemburg kostet die anderen EU-Länder Milliarden. Um das
       > Land zum Einlenken zu bewegen, muss man die Luxemburger kaufen.
       
   IMG Bild: Luxemburg ist ein strukturschwaches Land. Außerhalb der Steueroase gleicht die Wirtschaftsleistung eher einer Wüste.
       
       Die Luxemburger sind Diebe. Das muss man leider so hart sagen. Sie stehlen
       das Steuergeld ihrer Nachbarn. Reiche Privatbürger werden zur Steuerflucht
       animiert – und multinationale Unternehmen bei der „Steueroptimierung“
       beraten. Diese Tricks waren lange bekannt, aber nun zeigen neue Dokumente,
       wie aktiv die Luxemburger um internationale Firmen werben.
       
       Empörung ist berechtigt, aber leider wird moralischer Druck nichts ändern.
       Da alle Steuerbeschlüsse in der EU einstimmig fallen müssen, hat Luxemburg
       eine Vetomacht. Es wird jedoch niemals darauf verzichten, sich als
       Steueroase zu betätigen – weil es nichts anderes zu bieten hat. Die
       „Finanzdienstleistungen“ tragen 40 Prozent zur Wirtschaftsleistung bei.
       
       Offiziell gilt Luxemburg als reich, doch faktisch ist es ein
       strukturschwaches Land, das nur ein bisschen Wein und ein bisschen Stahl
       produziert. Luxemburger werden es nicht gern hören, aber ihr Staat ist in
       einer ähnlich schlechten Verfassung wie Griechenland. Beide Länder leben
       von Transfers von außen.
       
       Die Luxemburger werden sich daher nur von ihrer Steueroase verabschieden,
       wenn das Geld aus anderer Quelle fließt. Um es böse zu sagen: Man muss die
       Luxemburger kaufen, indem sie Sondersubventionen erhalten, wie immer die
       dann heißen.
       
       In der EU-Verfassung sind solche Lösungen nicht vorgesehen, aber es wäre
       die kostengünstigste Variante. Es ist eine einfache Rechnung. Die
       Luxemburger erwirtschaften mit ihrem Geschäftsmodell namens Steueroase rund
       24 Milliarden Euro im Jahr. Die Kosten sind aber viel höher: Allein
       Deutschland verliert durch Steuerbetrug und Steuergestaltung mindestens 30
       Milliarden – und andere große EU-Länder wie Frankreich leiden ähnlich. Es
       wäre also eine Win-win-Situation, die Luxemburger zu bestechen.
       
       7 Nov 2014
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Ulrike Herrmann
       
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