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       # taz.de -- Geldinstitute in der Flaute: Der Stress nach dem Stresstest
       
       > Die deutschen Banken gelten als krisenfest – doch die Umsätze der Häuser
       > sinken. Den Finanzinstituten fehlt ein erfolgversprechendes
       > Geschäftsmodell.
       
   IMG Bild: Auch im Frankfurter Bankenviertel ist nicht alles heile Welt.
       
       HAMBURG taz | Ausgerechnet am Weltspartag verkündete die erste Bank
       Strafzinsen. Für größere Sparbeträge müssen Kunden nun 0,25 Prozent Zinsen
       an die Deutsche Skatbank in Thüringen zahlen. Auch Einlagen von Unternehmen
       bestrafen Banken in Frankfurt seit einiger Zeit mit „negativen Zinsen“. Die
       Kreditinstitute wissen nicht, wohin mit dem vielen Geld ihrer Kunden.
       Begründet werden die Strafzinsen mit der Niedrigzinspolitik der
       Europäischen Zentralbank (EZB), die seit der Finanzkrise die Banken mit
       billigem Geld überflutet. Doch in den vergangenen Monaten griffen auch die
       Banken bei der EZB nur noch spärlich zu. Die Gründe dafür sind hausgemacht:
       „Vielen Banken fehlt einfach ein nachhaltiges Geschäftskonzept“, sagt
       Friedrich Thießen, Finanzmarktexperte an der Technischen Universität
       Chemnitz, der taz.
       
       Die Umsätze der Finanzinstitute sinken, weil „Banken ihre Verschuldung
       abbauen, um den neuen Aufsichtsregeln gerecht zu werden“, erklärt das
       Bundesfinanzministerium in einer Studie. Das trifft vor allem auf die
       Landesbanken zu; aber auch der Commerzbank geht es ähnlich.
       
       Ebenfalls wenig Grund zur Freude bietet den Banken ihr Kerngeschäft, das
       Verleihen von Krediten. Es trägt drei Viertel zu den Gewinnen bei – und
       nimmt ab. Machten die Zinserträge früher bis zu 8 Prozent der Bilanzsumme
       aus, liegt der Anteil heute nach Angaben der Bundesbank nur noch bei unter
       3 Prozent: Allein 2013 gingen den Banken so 5,9 Milliarden Euro durch die
       Lappen.
       
       Zudem teilen sich viele Institute den geschrumpften Kuchen: Von den 3.500
       Instituten im Euro-Raum tummeln sich zwischen Freiburg und Flensburg allein
       1.700. Und die Zukunft sieht eher grau aus, auch weil eine
       Investitionslücke klafft: Während Kunden beispielsweise in Frankreich oder
       England an der Supermarktkasse mit dem Mobiltelefon bezahlen können, ist
       dies in Deutschland unmöglich. Inzwischen läuft ein großer Teil des
       Zahlungsverkehrs schon über Onlinebezahlsysteme wie PayPal. Zudem drängen
       neue Akteure wie Apple oder das chinesische Internetauktionshaus Alibaba
       ins Bankgeschäft.
       
       ## Schlechte Zeiten in unruhigem Umfeld
       
       Selbst die soliden Sparkassen, Volks- und Raiffeisenbanken tun sich schwer
       in diesem unruhigen Umfeld. Und setzen auf Zusammenschlüsse: So ging die
       Zahl der Kreditgenossenschaften seit der Finanzkrise um mehr als 100 auf
       1.070 zurück.
       
       Aber auch bei Instituten wie der Deutschen Bank kriselt es: Die
       schweizerische UBS gilt wieder als größter Vermögensverwalter – während der
       Deutschen Bank die Rückstellungen für Rechtsrisiken im dritten Quartal
       einen Verlust von 92 Millionen Euro bescherten. Peanuts angesichts von rund
       6.000 Rechtsstreitigkeiten, die in aller Welt noch ausstehen. Um die
       Megamilliardenrisiken endlich in den Griff zu kriegen, baut das größte
       deutsche Geldhaus kräftig um. Für juristische Altlasten wird ab Januar ein
       eigener Vorstand, Christian Sewing, zuständig sein.
       
       Ab Dienstag wacht die EZB über die 25 „bedeutenden Institute“ in
       Deutschland. „Das kann für Banken, die Altlasten mit sich schleppen und
       sich noch nicht an die neue Niedrigstzinsphase angepasst haben, ein
       bitteres Erwachen werden“, befürchtet Professor Thießen. Vielen fehle ein
       Geschäftskonzept, das mit ausreichendem Eigenkapital und wenigen riskanten
       Aktiva auskomme. „Diese Banken werden Probleme bekommen.“
       
       Auch die Ökonomen des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) bleiben skeptisch:
       „Der EZB-Test wurde zwar bestanden, die Probleme aber bleiben.“ Die
       Gewerkschafter sehen nun die Politik in der Pflicht. Sie müsse Konjunktur
       und damit Kreditnachfrage ankurbeln.
       
       4 Nov 2014
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Hermannus Pfeiffer
       
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