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       # taz.de -- Machtwechsel in Burkina Faso: Frühling der Generäle
       
       > Langzeitpräsident Blaise Compaoré ist gestürzt und hat das Land
       > verlassen. Die Machtfrage wird vom bisher loyalen Militär geklärt.
       
   IMG Bild: Der neue starke Mann in Burkina Faso: Yacouba Isaac Zida.
       
       BERLIN taz | Burkina Faso kommt nach dem Rücktritt des langjährigen
       Präsidenten Blaise Compaoré nicht zur Ruhe. Oppositionelle haben für
       Sonntag zu neuen Demonstrationen in der Hauptstadt Ouagadougou aufgerufen,
       nachdem klar geworden ist, dass die Macht vorerst fest in den Händen
       Compaoré-treuer Offiziere bleibt.
       
       In der Nacht zum Samstag hatte sich Oberstleutnant Yacouba Isaac Zida,
       Vizekommandeur der Präsidialgarde, zum Chef einer Übergangsregierung
       erklärt, die die Geschicke Burkina Fasos bis zu neuen Wahlen leiten soll.
       Er schob damit Generalstabschef Honoré Traoré zur Seite, der sich nach
       Compaorés Rücktritt am Freitag nachmittag als erster zum neuen Präsidenten
       ausgerufen hatte. Offensichtlich gab es einen Machtkampf an der Spitze des
       Militärs.
       
       Am Samstag setzte Traoré dem selbst am Ende, indem er eine Erklärung
       verbreitete, wonach Zida nun Übergangspräsident sei. Dies habe die
       Militärführung „einstimmig“ beschlossen. „Alle Offiziere, Unteroffiziere,
       Soldaten und zivilen Mitarbeiter der Streitkräfte begrüßen die Bekräftigung
       der Einheit und des Zusammenhalts der Armee“, hieß es in der Erklärung –
       ein Satz, der nicht nötig wäre, wenn es zuvor kein Problem gegeben hätte.
       
       Zida ist durchaus beliebt bei Teilen der Protestbewegung, die am Donnerstag
       durch Massenproteste in Burkina Faso erst die Rücknahme einer geplanten
       Verfassungsänderung zugunsten Präsident Compaorés erzwungen und dann
       Compaoré schließlich zum Rücktritt gezwungen hatte. Der Oberstleutnant
       hatte sich Berichten zufolge geweigert, die Präsidialgarde das Feuer auf
       Demonstranten eröffnen zu lassen, als diese sich dem Präsidentenpalast
       näherten.
       
       ## Geregelte Übergabe
       
       Zida gilt andererseits als langjähriger Gefolgsmann Compaorés, ebenso wie
       sein Interimsvorgänger Traoré. Es wird vermutet, dass Compaoré vor seiner
       Rücktrittserklärung am Freitag nachmittag selbst zusammen mit den hohen
       Generälen die Nachfolgefrage regelte – in Absprache mit den internationalen
       Verbündeten: Burkina Fasos Militär ist ein wichtiger Partner Frankreichs
       und den USA bei Antiterroroperationen gegen Islamisten in der Sahelzone.
       
       Zivile Oppositionelle haben nun erklärt, sie lehnten eine
       Übergangsregierung unter militärischer Führung ab. Sie fürchten, dass sich
       das Militär nun an der Macht verewigen könnte. Während es zunächst geheißen
       hatte, der Übergang zu Neuwahlen werde höchstens 90 Tage dauern, steht
       jetzt in der Erklärung zur Einsetzung Zidas als Übergangspräsident: „Die
       Dauer und die Form der Übergangsperiode werden später in Absprache mit
       allen Bestandteilen des nationalen Lebens festgelegt.“
       
       Auf den Straßen der Hauptstadt Ouagadougou herrschte derweil am Samstag
       Ruhe. Viele Menschen folgten Aufrufen der Opposition, jetzt nach den
       Plünderungen und Brandschatzungen der vorangegangen Tage die Straßen
       aufzuräumen. Zahlreiche Villen hochgestellter Persönlichkeiten waren
       während der Unruhen geplündert worden, viele Gebäude gerieten in Brand.
       
       ## Exil in der Elfenbeinküste
       
       Blaise Compaoré befindet sich mittlerweile in der Elfenbeinküste, dessen
       Präsident Alassane Ouattara ihm eng verbunden ist – mehrere Millionen
       Menschen burkinischer Abstammung leben in der Elfenbeinküste und ihre
       Diskriminierung war ein Faktor bei den bewaffneten Konflikten in dem Land
       zwischen 2002 und 2011. Von Burkina unterstützte ivorische Rebellen hatten
       2011 dafür gesorgt, Ouattara – dem selbst burkinische Abstammung
       unterstellt wird – in das Amt des Präsidenten zu bringen, nachdem sein Sieg
       bei Präsidentschaftswahlen 2010 vom vorherigen Amtsinhaber Laurent Gbagbo
       nicht anerkannt worden war.
       
       Compaoré war zunächst nach seinem Rücktritt in Richtung der Garnisonsstadt
       Pô nahe der Grenze zu Ghana aufgebrochen. Als die Bevölkerung der Stadt
       dagegen protestierte, bog seine Fahrzeugkolonne ab, Compaoré rief Ouattara
       an und der schickte ihm einen Hubschrauber, berichtet die Pariser
       Zeitschrift „Jeune Afrique“ unter Berufung auf Compaoré selbst. Auch die
       Präsidentenfamilie befindet sich in der Elfenbeinküste - außer Blaise
       Compaorés Bruder Francois Compaoré, einem der reichsten Männer Burkinas,
       der sich nach Benin geflüchtet haben soll.
       
       2 Nov 2014
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Dominic Johnson
       
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