# taz.de -- Gasstreit zwischen Ukraine und Russland: Heizperiode gesichert
> Es soll wieder russisches Gas in die Ukraine geliefert werden. Nach
> langen Verhandlungen einigen sich Unterhändler beider Staaten.
IMG Bild: Russischer Gazprom-Angestellter an einer Pipeline nahe der ukrainischen Grenze (Archivbild).
BRÜSSEL ap | Russland wird die Ukraine den gesamten Winter lang mit Gas
versorgen. Die Regierungen der beiden Nachbarländer einigten sich am
Donnerstag trotz der anhaltenden Ukraine-Krise auf ein milliardenschweres
Abkommen, wie EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso bekanntgab.
Demnach wurde nach langen Gesprächen ein entsprechender Vertrag
unterschrieben und auch die Frage ausgeräumt, wie die Bezahlung durch die
Ukraine gewährleistet werde. Das Abkommen könnte darüber hinaus
möglicherweise eine erste Annäherung zwischen den seit Monaten
zerstrittenen Nationen sein.
„Wir können mit Sicherheit eine Versorgung während des Winters
garantieren“, sagte EU-Energiekommissar Günther Oettinger am Donnerstag in
Brüssel. Durch das Abkommen seien auch die Gaslieferungen an die weiteren
EU-Mitgliedsstaaten gewährleistet. Die hatten zuvor befürchtet, ebenfalls
ohne Gas dazustehen, weil die Ukraine das Transitland für Gas nach Europa
ist. Die EU wird der wirtschaftlich angeschlagenen Ukraine bei der
Bezahlung behilflich sein.
Die EU-Kommission hatte monatelang unter Barroso in den Verhandlungen
vermittelt. Der scheidende Kommissionspräsident, dessen Amtszeit an diesem
Freitag offiziell endet, bezeichnete die Übereinkunft als eine „sehr
wichtige Einigung“ zwischen Moskau und Kiew. „Es gibt jetzt keinen Grund
mehr für die Menschen in Europa, diesen Winter in der Kälte zu bleiben“,
sagte Barroso.
## Altschulden werden beglichen
Heftig gestritten wurde bis zum Schluss über die Frage, ob die Ukraine das
Gas bezahlen kann. „Ja, sie können“, sagte Oettinger anschließend
zuversichtlich. Der ukrainische Energieminister Juri Prodan versicherte,
dass es bei der Bezahlung keine Probleme geben werde. „Wir können für die
Mengen, die wir brauchen, zahlen. Diese Frage ist gänzlich geklärt worden.“
Der Vertrag sieht vor, dass die Ukraine ihre Altschulden in Höhe von drei
Milliarden Dollar in zwei Etappen begleicht: 1,45 Milliarden sollen sofort
fließen, 1,65 weitere Milliarden dann bis zum Ende des Jahres. Neues Gas
wird Russland ausschließlich nach Vorauszahlung liefern. Die Ukraine hat
vor, bis Ende Dezember weitere rund 1,5 Milliarden Dollar für Gas
auszugeben.
Die Einigung vom Donnerstag sei vielleicht auch ein erstes Anzeichen dafür,
dass sich die Beziehungen zwischen den beiden Ländern entspannten, sagte
Oettinger. Auch Barroso äußerte die Hoffnung, „dass das Abkommen zu einem
wachsenden Vertrauen zwischen Russland und der Ukraine beitragen kann“.
Die Präsidenten Wladimir Putin und Petro Poroschenko hatten vor einigen
Tagen bereits Grundzüge einer Einigung ausgehandelt. Mit Beginn der
Heizperiode war eine Einigung immer dringender geworden.
Russland hatte die Gaslieferungen in die Ukraine im Juni unterbrochen,
nachdem es zum Streit um die russische Annexion der Krim-Halbinsel im März
gekommen war. Die Ukraine hatte seitdem auf Gas von anderen europäischen
Ländern sowie seine eigenen Reserven vertraut.
31 Oct 2014
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