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       # taz.de -- Parkplatz-Apps: Such die Lücke
       
       > Wenn die Zeit besonders knapp ist, sind Parkplätze das oft auch. Können
       > Handy-Apps das ändern – oder ist das alles nur teure Abzocke?
       
   IMG Bild: Oft vergeblich: Autofahrer suchen Parklücken in Innenstädten
       
       Fünf Runden um den Block hat die genervte Autofahrerin nun schon hinter
       sich. Eine Parklücke? Fehlanzeige. Durchschnittlich zehn Minuten suchen
       Deutsche einen Parkplatz. Länger als manche vielleicht überhaupt für die
       Fahrt in die Innenstadt benötigen. Lohnt sich das überhaupt? Nach einer
       [1][Studie] der Unternehmensberatung Roland Berger sind knapp ein Drittel
       des städtischen Verkehrsaufkommens allein auf Autofahrer zurückzuführen,
       die einen Parkplatz suchen.
       
       Für diejenigen, die Android nutzen, ist die [2][„Mobile City ParkApp“]
       //play.google.com/store/apps/details?id=de.mobilecity.mopas_android&hl=de:h
       ttp://https://play.google.com/store/apps/details?id=de.mobilecity.mopas_and
       roid&hl=de(„Smartparking-App“ für Apple-Nutzer) eine von vielen Angeboten,
       die dabei helfen sollen schneller eine Parklücke zu finden. Eine Funktion,
       die anzeigt, ob die Parklücke frei oder belegt ist, gibt es bei dieser App
       aber bislang nicht.
       
       Neben der Parkplatzsuche können Autofahrer mit der App auch bargeldlos
       bezahlen, das heißt über den jeweiligen Handyanbieter, Kreditkarte oder
       PayPal. Zwar rechnet Mobile City die Parkzeit minütlich ab, aber schlägt
       auch eine Servicegebühr von 12 Cent pro Parkvorgang auf.
       
       Ordnungsbeamte prüfen in der Regel mit ihrem Diensthandy, ob Autofahrer
       einen elektronischen Parkschein gelöst haben. Daher müssen Parkende bei
       einer Buchung auch immer ihr Auto-Kennzeichen mit angeben. Zu beachten ist,
       dass Mobile City ausschließlich öffentliche Parkplätze im städtischen Raum
       findet und nicht solche, die sich in privaten Parkhäusern befinden.
       
       Anders ist das bei der App des Kölner Startups-Unternehmens [3][Ampido],
       deren Datenbank bisher vor allem private Parkflächen umfasst. 3000
       Parkplätze in privaten Parkhäusern oder sogar auf Privatgrundstücken können
       Parkplatzsuchende hier finden. Öffentliche Parklücken sind bislang nicht
       inbegriffen, dies könnte sich laut Ampido in Zukunft aber noch ändern.
       
       Wer schon einmal länger eine Parklücke gesucht hat, hat sich möglicherweise
       des öfteren über die „Einfahrt freihalten“-Schilder vor privaten Garagen
       oder Einfahrten geärgert. Wer sich nicht daran hält, riskiert, dass sein
       Auto abgeschleppt wird. Das könnte sich jetzt ändern, da Ampido-Nutzer auch
       Parkplätze auf ihren Privatgrundstücken vermieten, die Parkende wiederum
       mieten können. Kurz gesagt: Parkplatz-Sharing.
       
       ## Wem gehört der öffentliche Raum?
       
       Eigentlich sollten alle Beteiligten von dem Geschäftsmodell profitieren,
       aber in den USA wird auch schon Kritik laut: „Hier in Los Angeles sind
       freie Parkplätze ein knappes Gut und dass Leute daraus Profit ziehen, ist
       falsch“, sagt der Kommunalpolitiker Mike Bonin der [4][Los Angeles Times].
       Die Stadtverwaltung von San Francisco geht sogar noch weiter und hat die
       Apps für eine gewisse Zeit verboten, weil ein Anbieter für öffentliche
       Parkplätze ganze 13 Dollar pro Stunde verlangte. Prinzipiell existiert die
       Gefahr der Überteuerung von gemeinnützigem Parkraum auch in Deutschland.
       
       Mobile City hat nach aktuellem Stand einige zehntausend, Ampido immerhin
       hunderttausend Downloads. Aber die Mehrheit der 60 Millionen Autofahrer
       Deutschlands verzichtet bislang auf Handyparken via App. Diese gibt es im
       deutschen Raum seit rund einem Jahr mit anfänglichen, technischen
       Problemen, die mittlerweile jedoch großteils beseitigt scheinen. Vielleicht
       sind einige Nutzer deshalb verunsichert, andere haben womöglich eine
       Grundskepsis vor Online-Bezahlverfahren oder kennen die Parkplatz-Apps
       schlichtweg noch nicht. Und ein ganz großes Manko vereint beide:
       Kostenlose, freie Parkplätze finden sie bisher nicht.
       
       31 Oct 2014
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] http://www.rolandberger.de/media/pdf/Roland_Berger_TAB_Shared_Mobility_20140716.pdf
   DIR [2] http://www.mobilecity.de/
   DIR [3] http://www.ampido.com/
   DIR [4] http://www.latimes.com/local/california/la-me-parking-disruption-20141028-story.html#page=1
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Nora Pfützenreuter
       
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