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       # taz.de -- Vorratsdatenspeicherung in Australien: Zwei Jahre Speicherpflicht
       
       > Internetprovider sollen Nutzungsdaten zwei Jahre lang aufbewahren. Der
       > Antiterrorkampf und Kinderpornografie halten als Begründung her.
       
   IMG Bild: Wenn ein Sittenstrolch Dschihad-Musik illegal downloaded, kommen die Jungs der australischen Antiterroreinheit vorbei.
       
       CANBERRA taz | Australiens konservative Regierung hat ein Gesetz vorgelegt,
       mit dem die Anbieter von Internet-Diensten, die Internet Service Provider
       (ISPs), verpflichtet werden sollen, bestimmte Daten ihrer Kunden zwei Jahre
       lang aufzubewahren.
       
       „Der Zugang zu Metadaten spielt eine zentrale Rolle in fast jeder
       Ermittlung bei Terrorismus, Spionage, Sexualverbrechen, Drogenhandel oder
       Geiselnahmen“, sagte Kommunikationsminister Malcolm Turnbull am Donnerstag.
       
       Metadaten umfassen üblicherweise Zeit, Datum, Herkunftsort eines Anrufs
       oder einer Email. Die Gesetzesvorlage, deren Verabschiedung dank der
       Unterstützung der oppositionellen Labor Party praktisch garantiert ist,
       formuliert jedoch nicht explizit, was die Regierung unter dem Begriff
       versteht.
       
       Laut Turnbull würden die ISPs nicht verpflichtet werden, die Inhalte von
       Emails und Anrufen, die Browserverläufe und die Namen von besuchten
       Web-Adressen zu speichern. Die Behörden seien in erster Linie an der
       IP-Adresse interessiert, über die der Besitzer eines Computers
       identifiziert werden kann.
       
       ## Auch gegen Musikpiraterie
       
       Polizei und Geheimdienste streben seit Längerem eine gesetzlichen
       Verankerung der Speicherung von Daten durch ISPs an. Der Zugang dazu sei
       entscheidend bei der Fahndung nach Kriminellen, sagt der Chef der
       australischen Bundespolizei, Andrew Colvin. Die Daten könnten von der
       Polizei auch verwendet werden, um wegen illegalem Herunterladen von Musik
       oder Filmen zu ermitteln.
       
       Bisher waren Internet-Dienstleister nicht verpflichtet, die Daten zu
       speichern. Aus Kostengründen verzichten viele Firmen darauf, umfangreiche
       Speicherkapazitäten einzurichten. In einem Fall habe das Fehlen der
       Besitzerdaten von IP-Adressen angeblich dazu geführt, dass 165 Verdächtige
       in einem Kinderpornoring nicht identifiziert werden konnten. Laut Turnbull
       sollen Internetfirmen mit Steuergeldern kompensiert werden, um die Kosten
       decken zu können. Wie hoch diese sein werden, konnte er nicht sagen.
       
       Mehrere australische Internet-Anbieter lehnen solche Gesetzesvorschläge ab.
       Sie wollen nicht als verlängerter Arm der Strafverfolgungsbehörden gesehen
       werden. Auch argumentieren sie, dass Kriminelle allein die Verwendung
       Proxy-Server ihre Identität verheimlichen können.
       
       30 Oct 2014
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Urs Wälterlin
       
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