# taz.de -- Halal in Frankreich: Lebensmitteltest hilft Muslimen
> In Frankreich kommt ein Verbrauchertest für Schweinefleisch auf den
> Markt. Rechte kritisieren die „Islamisierung“ der Gesellschaft.
IMG Bild: Ob er halal ist, sieht man diesem Dönerspieß im französischen Clisson nicht an
BERLIN taz | Ein Strich: negativ. Zwei Striche: positiv. Um einen
Schwangerschaftstest geht es hier nicht, sondern um das Stäbchen des
„Halal-Tests“, den die französische Firma Capital Biotech seit dieser Woche
verkauft.
Der Test weist binnen zehn Minuten nach, ob ein Produkt aus Schweinefleisch
besteht. Der Clou: Er erkennt Serumalbumin, ein Protein, das im Blut und im
Fettgewebe von Schweinen verbreitet ist.
Zielgruppe sind vor allem Käufer, die den Verzehr von Schweinefleisch aus
religiösen Gründen ablehnen. Der Hersteller vertreibt auch Tests für den
Nachweis von menschlichem Blut und für Alkohol. Auf die Idee ist der junge
Unternehmer Jean-François Julien anlässlich des Pferdefleischskandals im
vergangenen Jahr gekommen.
Ein muslimischer Schulkamerad fragte den heute 26-Jährigen aus
Asnières-sur-Seine bei Paris, ob es ähnlich wie beim Pferdefleisch auch
möglich wäre, Schweinefleisch zu identifizieren. „Die Beziehung zwischen
Antigenen und Antikörpern war mir schon bewusst, wir brauchten nur einen
Antikörper für Schweineprotein zu finden“, sagt Julien.
## Unzuverlässig bei hohen Temperaturen
Übliche Tests brauchen viel länger als der Halal-Test. „Es ist eine andere
Testart. Ein Proteinnachweis geht schneller und benötigt weniger Aufwand
als ein dreistündiger DNA-Test“, sagt Wolfgang Hauser,
Tierart-Identifizierungs-Experte beim Berliner Institut für
Produktqualität. Allerdings: Bei hohen Temperaturen ist der Proteinnachweis
weniger zuverlässig. Auch Unternehmer Julien gibt zu, dass der Test nicht
funktioniert, wenn das Produkt stark verarbeitet und dabei zu hoch erhitzt
wurde. Etwa bei Gummibonbons könne das Vorhandensein von porcinem –
schweinischem – Kollagen nicht geprüft werden.
Aus muslimischer Sicht fehlt dem Test ein wichtiger Aspekt. Nach dem Koran
ist ein Tier halal und damit korrekt geschlachtet, wenn sein Kopf in
Richtung Mekka weist und der Schlächter den Namen Allahs ruft. „Kein
wissenschaftlicher Test kann das Ritual nachweisen. Allerdings bringt
dieser Namen mehr Aufmerksamkeit“, sagt Julien.
Reaktionen auf die Markteinführung gibt es längst. Auf Twitter kritisierten
konservative Politiker von UMP und Front National bereits eine „weitere
Islamisierung“ der französischen Gesellschaft.
29 Oct 2014
## TAGS
DIR Schwerpunkt Rassismus
DIR Schwerpunkt Frankreich
DIR Muslime
DIR Pferdefleisch
DIR Vegetarismus
DIR Islam
DIR Polen
## ARTIKEL ZUM THEMA
DIR Turnierpferd in den USA getötet: Lecker Pferd
Unbekannte schlachten in den USA ein sauteures Pferd, wohl weil sie das
Fleisch wollten. Der Verzehr von Pferd gilt dort als Tabu. Wieso
eigentlich?
DIR Stiftung Warentest prüft Hackfleisch: Kolibakterien und Salmonellen
Stiftung Warentest findet bei einer Untersuchung von Hackfleisch bei mehr
als der Hälfte Krankheitserreger und Keime.
DIR Musliminnen in Deutschland: Jenseits des Kalifats
Islam? Seit den archaischen IS-Angriffen im Irak geht es nur um männliche
Themen. Es ist Zeit, über moderne, junge Musliminnen zu reden.
DIR Religiöse Minderheiten in Polen: Schächten bleibt verboten
Parlament lehnt Gesetz ab, das das Schlachten nach den Vorschriften von
Juden und Muslimen wieder erlaubt hätte. Oberrabbíner erwägt seinen
Rücktritt.
DIR Wahlkampf in Frankreich: Gesicht zeigen für Marine Le Pen
Die rechtsextreme Präsidentschaftskandidatin scheitert vor dem
Verfassungsgericht. Die Namen ihrer Unterstützer müssen veröffentlicht
werden.
DIR Tierschutz gegen Religionsfreiheit: Die Sache mit dem Kehlenschnitt
In Jork muss ein muslimischer Metzger Strafe zahlen, weil er Schafe ohne
Betäubung geschächtet hat. Kein Einzelfall, sagen Tierschützer. Befürworter
des Schächtens berufen sich dagegen auf wissenschaftliche Studien.
DIR Niederlande verbietet Schächtung: Tierschutz vor Religionsfreiheit
Weder koscher noch halal. Das rituelle Töten nicht betäubter Tiere ist in
den Niederlanden zukünftig verboten. Juden und Muslime sind empört.