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       # taz.de -- Randalewarnung in Hamburg: Hool-Mobilisierung läuft schon
       
       > Die „Hooligans gegen Salafisten“ planen nun auch einen Aufmarsch in
       > Hamburg. Die Polizei überlegt, ob sie ein Verbot aussprechen soll.
       
   IMG Bild: Vorbild für Kommendes? Demonstrierende Hooligans und Rechtsextreme werfen am 26. Oktober in Köln ein Polizeiauto um.
       
       HAMBURG taz | Auf Köln soll Hamburg folgen: Am 15. November will das
       Netzwerk „Hooligans gegen Salafisten“ (HoGeSa) in der Hafenstadt eine
       Demonstration ausrichten – unter dem Motto: „Europa gegen den Terror des
       Islamismus“. Angemeldet habe die Aktion eine Privatperson, die bisher nicht
       polizeilich aufgefallen sei, bestätigt der Hamburger Polizeisprecher
       Andreas Schöpflin. Und längst läuft auf rechtsextremen Internetportalen
       sowie über Twitter und Facebook die Mobilisierung.
       
       Am Dienstag haben Polizei und Anmelder ein erstes Gespräch über den Verlauf
       der Demonstration geführt: Beginnen soll die Route im
       alternativ-multikulturellen Stadtteil Sternschanze. Schöpflin zufolge
       wollen die Demonstrierenden Deutschlandfahnen sowie die Fahnen diverser
       Fußballvereine mitführen. Man erwarte derzeit mehr als 500 Teilnehmer, auf
       der „HoGeSa“-Facebook-Seite haben indes mehr als 5.000 Menschen
       angekündigt, dabei sein zu wollen. „Der Kampf um unsere Heimat hat
       begonnen“, heißt es da etwa.
       
       Unterschätzt hatten die Sicherheitsbehörden die Mobilisierungsfähigkeit der
       HoGeSa schon am Sonntag: Am Ende waren in Köln an die 5.000 Hooligans und
       Rechtsextreme an den massiven Ausschreitungen beteiligt – darunter auch
       Hooligans und Rechtsextreme aus Bremen, Hamburg und Niedersachsen.
       
       Vor Ort spielte die Bremer Band „Kategorie C – Hungrige Wölfe“ um Hannes
       Ostendorf. Schon vorab hatte die einschlägig bekannte Band für die
       Mobilisierung musiziert: In dem Song mit dem eindeutigen Titel „Hooligans
       gegen Salafisten“ heißt es: „Die Schattenwelt der BRD wird von Aladins
       bärtigen Männer regiert, Schariapolizei und Ehrenmord, keiner stoppt den
       Wahnsinn, in der Presse kein Wort. Wenn ihr es weiter ignoriert, wenn das
       Messe an der Kehle ist, habt ihr es kapiert“. Und im Refrain: „Hooligans
       gegen Salafisten. Wir wollen keinen Gottesstaat, Hooligans gegen Salafisten
       sonst wird Deutschland ein Massengrab“.
       
       Seit einigen Jahren zeichne sich eine Mischszene aus Fußballfans und
       Rechtsextremisten ab, sagt der Fanforscher Gunter A. Pilz von der
       Universität Hannover. Bereits im Frühjahr 2012 habe der Dortmunder
       Rechtsextremist Siegfried Borchert – bundesweit bekannt als „SS-Siggi“ –
       den Zusammenschluss von 17 Hooligan-Gruppen eingeleitet.
       
       In den 1980er Jahren hatte Borchert selbst die „Borussenfront“ angeführt.
       Unter Berufung auf die „alten Werte“ des Hooligantums – Männlichkeit und
       Kampf etwa – wollte man linke zivilgesellschaftliche Fangruppen
       zurückdrängen. Eben diese Strukturen seien jetzt auch bei den HoGeSa
       involviert, so Pilz. „Indem sie gegen eine demokratiefeindliche Gruppierung
       auf die Straße gingen, stellte sie sich als demokratiefreundliche Gruppe
       dar“, sagt der Sportwissenschaftler über die Kölner Geschehnisse. Im
       Internet hätten die HoGeSa Zuspruch „aus der Mitte der Gesellschaft“
       erhalten – allerdings ist seit dem Wochenende auch Abgrenzung abzulesen:
       „wegen der Gewalt“.
       
       Um die Szene, die wiederholt weitgehend friedlich gegen Salafisten auf die
       Straße gegangen sei, hätten sich längst militantere Rechtsextreme und
       Gewaltfans gruppiert. Von einer Fehleinschätzung der Polizei in Köln will
       Pilz nicht sprechen: „Diese Dimension hat auch mich überrascht“, sagt er –
       und fragt sich, ob am Ende die breite Vorab-Berichterstattung die
       Entwicklung befeuert habe.
       
       Eine Woche vor der geplanten Hamburger Demonstration wollen die HoGeSa in
       Berlin aufmarschieren. „Diese Demonstration wird bei unsere Einschätzung
       auch berücksichtigt werden“, sagt der Hamburger Polizeisprecher Andreas
       Schöpflin. Man werde alle Fakten für die Lageeinschätzung heranziehen. Ein
       Verbot des Hamburger Umzugs sei „nicht auszuschließen“.
       
       Eben danach verlangte am Dienstag Kai Voet van Vormizeele, innenpolitischer
       Sprecher der CDU-Bürgerschaftsfraktion: „Der Senat darf nicht zulassen,
       dass es wieder zu Gewalteskalationen kommt“. Bundesinnenminister de
       Maizière (CDU) habe deutlich gemacht, dass die Rechtslage ausreiche. Für
       den Fall, dass die Hooligans demonstrieren dürfen, ruft eine
       Antifa-Initiative schon zum Protest auf.
       
       29 Oct 2014
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Andreas Speit
       
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