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       # taz.de -- Kommentar Streik bei Amazon und Bahn: Lokführer müsste man sein
       
       > Wenn Piloten oder Lokführer streiken, sind die Auswirkungen schnell
       > spürbar. Wenn Paketpacker streiken, kriegt das kaum jemand mit.
       
   IMG Bild: Nichts geht mehr: GDL-Streik am 18.10. in Leipzig.
       
       Lokführer müsste man sein – das wünscht sich wohl manch streikender
       Paketepacker beim US-Internetversandunternehmen Amazon. Wenn ein Lokführer
       streikt, bleibt sein Zug einfach auf dem nächsten Bahnhof stehen – und
       nichts geht mehr. Ein paar Züge, die die Gleise verstopfen, reichen
       allemal, um das System Schiene lahmzulegen.
       
       Von dieser Streikmacht können die Amazonier nur träumen. Fällt ein Packer
       aus, kann er leicht ersetzt werden – etwa durch Aushilfen, deren
       Einstellung durch die Hartz-Reformen erleichtert wurde. Und selbst wenn
       niemand bei Amazon arbeitet, kann es Tage dauern, bis die Kundschaft den
       Ausstand spürt und so ökonomischer Druck auf die Firma entsteht. Ganz
       anders bei Lokführern und Piloten: Ein paar Stunden Streik reichen, um
       große Wirkung zu erzielen – deshalb ist es auch müßig, Streiktage zu zählen
       und so die angebliche Zahmheit der Spartengewerkschaften zu belegen.
       
       Gerecht ist das nicht: Bei Amazon schuften die Beschäftigten für wenig
       Geld, um der Kundschaft allzeit Päckchen zu liefern; und der boomende
       Großkonzern weigert sich, tarifvertraglichen Regeln zuzustimmen. Diese
       hätten die Beschäftigten längst verdient. Aber der Gewerkschaft Verdi fällt
       es schwer, in einem gewerkschaftsfeindlichen Umfeld genügend kampfbereite
       Mitglieder zu gewinnen. Hoffentlich kann sie im Weihnachtsgeschäft genug
       Druck machen.
       
       Ganz anders bei den gut organisierten DB-Lokführern: Sie legen den
       Bahnverkehr an einem ganzen Ferienwochenende lahm, weil ihre
       Gewerkschaftsführung die Macht bei der Bahn ausdehnen will. So macht man
       sich keine Freunde – auch nicht im Betrieb. Irgendwann aber wird jede
       Berufsgruppe (und jede Spartengewerkschaft) auf die Solidarität der anderen
       angewiesen sein. Soll dann „Wie du mir, so ich dir“ gelten?
       
       28 Oct 2014
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Richard Rother
       
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