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       # taz.de -- Schuhe aus kontrollierter Tierhaltung: Bio-Botten von glücklichen Rindern
       
       > Ein Ökoversand bringt Europas erste Schuhe aus kontrollierter
       > biologischer Haltung auf den Markt. Aber es geht noch nachhaltiger.
       
   IMG Bild: Das ist ein Waschbär. Der Öko-Versand, der die Schuhe ausliefert, trägt seinen Namen.
       
       BERLIN taz | Der Ökoversand Waschbär bringt die ersten Schuhe aus
       kontrolliert biologischer Tierhaltung in Europa auf den Markt. Seit Kurzem
       hat der Versand Lederschuhe von den vermeintlich glücklicheren Rindern und
       ohne chemische Schadstoffe im Sortiment. „Zu wissen, was drinsteckt, gehört
       bei Lebensmitteln längst dazu.
       
       Bei Schuhen hingegen ist es schwierig, gesunde und umweltfreundliche
       Modelle zu erkennen“, sagt Waschbär-Einkäuferin Sabine Leimenstoll. Das
       Unternehmen ist nach eigenen Angaben mit gut 7.000 Artikeln der größte
       Umweltversand im deutschsprachigen Raum.
       
       Von den in Deutschland geschlachteten Rindern stammen nur rund 5 Prozent
       von kontrollierten Biohöfen. Tierhäute gelten als Schlachtabfall – da hört
       normalerweise die Trennung zwischen der kleinen Menge an Biohäuten und den
       konventionellen auf. Für die Waschbär-Schuhe werden Rinderhäute direkt von
       Bauernhöfen des Ökolandbauverbands Biokreis gesammelt. Ein aufwendiges
       Prozedere, bestätigt Ecopell, der Lederlieferant von Waschbär.
       
       Ecopell bezieht ausschließlich Häute von regionalen Höfen in Süddeutschland
       und hat sich auf pflanzlich gegerbtes Leder spezialisiert. Denn: Chemisch
       gegerbtes Leder kann gesundheitsschädigend sein. Das Bundesamt für
       Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit warnt vor den Schadstoffen in
       Schuhen.
       
       So kann das beim Gerben eingesetzte Salz Chrom VI bei Hautkontakt
       allergische Reaktionen auslösen. Einige natürliche Rohölbestandteile, die
       Schuhmaterialien wie Kunststoff und Gummi weicher machen, sind laut
       Bundesamt nachweislich krebserregend. Das Leder von Ecopell hat Gütesiegel
       der Europäischen Stiftung für Allergieforschung und vom Internationalen
       Verband der Naturtextilwirtschaft.
       
       ## Öko, aber nicht bio
       
       Wenn Waschbär die ersten europäischen Bioschuhe verkauft, was ist dann
       Birkenstock? Öko, aber nicht bio: Regionale, fair produzierte und
       pflanzlich gegerbte Lederschuhe wie die von Birkenstock gibt es schon
       länger. Oder rein pflanzliche Fußbekleidung, erhältlich beispielsweise beim
       Onlineshop Avesu.
       
       Mit den Bioschuhen ist es wie mit dem Biofleisch: Den einen sind sie zu
       aufwendig, den anderen wiederum zu inkonsequent. „Es ist ökologischer, ganz
       auf Leder zu verzichten“, sagt dagegen Thomas Reichelt von Avesu. „Der
       Energieaufwand, mit dem Rinder gezüchtet werden, ist immer noch größer, als
       Schuhe aus pflanzlichen Rohstoffen herzustellen.“
       
       Laut Waschbär ist die Nachfrage nach den Bioschuhen, die zwischen 160 bis
       190 Euro kosten, gut. Wie gut, muss sich noch zeigen: „Von unseren ersten
       Bioschuhen haben wir zunächst nur je 75 Paar fertigen lassen“, sagt
       Leimenstoll. „Sollten diese bei den Kunden gut ankommen, wollen wir eine
       funktionierende Handelskette für das Leder aus kontrolliert biologischer
       Tierhaltung aufbauen.“
       
       27 Oct 2014
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Meriem Strupler
       
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