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       # taz.de -- Asylpolitik in Deutschland: Sogenannter „Sog-Faktor“
       
       > Das Bundesinnenministerium fordert eine konsequente Abschiebepraxis. Es
       > gebe ein Vollzugsdefizit. Sogar Schleuser rieten zu einem Asylantrag
       > hierzulande.
       
   IMG Bild: Sie hoffen noch auf Asyl. Andere wurden bereits abgelehnt. Laut Innenministerium bedeutet dies jedoch nicht gleich Abschiebung.
       
       BERLIN kna | Deutsche Behörden schieben nach Ansicht der Bundesregierung zu
       wenig abgelehnte Asylbewerber ab. Ein Sprecher des Bundesinnenministeriums
       sagte der Tageszeitung Die Welt: „In der Durchsetzung der Ausreisepflicht
       besteht derzeit ein erhebliches Vollzugsdefizit.“ Viele Menschen würden
       „dauerhaft im Bundesgebiet verbleiben, auch wenn sie unter keinem
       Gesichtspunkt - auch nicht humanitär - für ein Aufenthaltsrecht infrage
       kommen“. In Deutschland sind die Bundesländer für den Vollzug der
       Aufenthaltsbeendigung zuständig.
       
       Die geringe Zahl der Abschiebungen ist nach Angaben des Ministeriums ein
       wesentlicher Grund für die stark angestiegenen Flüchtlingszahlen. In
       Übereinstimmung mit Erkenntnissen auf EU-Ebene gehe man davon aus, dass das
       „bestehende Vollzugsdefizit im Bereich der Aufenthaltsbeendigung ein
       wesentlicher Sog-Faktor nach Deutschland ist“. Auch Schleuser rieten, einen
       Asylantrag in der Bundesrepublik zu stellen, weil Abschiebungen hierzulande
       „oftmals nicht durchgesetzt“ würden.
       
       Ende Juni hielten sich nach Angaben des Sprechers rund 143.000
       Ausreisepflichtige in der Bundesrepublik auf, obwohl ihr Asylantrag bereits
       abgelehnt wurde. Laut Statistik der Bundespolizei wurden im ersten Halbjahr
       2014 dagegen nur etwa 5.700 Personen abgeschoben. Nach Angaben des
       Innenministeriums werden in Deutschland in etwa so viele Personen
       abgeschoben wie in Norwegen. In Großbritannien erfolgten hingegen mehr als
       doppelt so viele Abschiebungen als hierzulande.
       
       Das Bundesinnenministerium macht für die Diskrepanz die Länder
       mitverantwortlich: „Es liegt nahe, dass diese enorme Lücke ihre Gründe auch
       in der Vollzugspraxis der Länder hat“, so das Innenministerium. „Besonders
       problematisch“ seien pauschale Winterabschiebestopps in einigen
       Bundesländern sowie das Fehlen von Abschiebehaftanstalten, so der Sprecher.
       
       22 Oct 2014
       
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