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       # taz.de -- Grüner Streit um Kali-Bergbau: Salz in der Suppe
       
       > Im Streit über Abwässer der Kali-Industrie verzetteln sich die
       > Umweltminister der Ökopartei. Es geht vor allem um eine Pipeline für die
       > Abfälle.
       
   IMG Bild: Hier kommt das Salz her: das Kaliwerk Werra in Hessen
       
       KÖLN taz | Die Grünen verkeilen sich in einem Streit über die Entsorgung
       von Salzlauge aus der Kali-Industrie. Der nordrhein-westfälische
       Umweltminister Johannes Remmel greift seine hessische Ressortkollegin
       Priska Hinz wegen ihres Kompromisses mit dem Düngemittelhersteller K+S zur
       Abwassereinleitung in Werra und Weser an. Bei der am Mittwoch beginnenden
       Umweltministerkonferenz will Remmel Druck machen, um die von ihm
       favorisierte Lösung einer Abwasserpipeline in die Nordsee durchzusetzen.
       
       K+S produziert bei der Kaliherstellung Unmengen von Salzabwasser. Ein Teil
       wird in den Untergrund gepresst, ein anderer in Flüsse geleitet. Dagegen
       protestieren Anrainerkommunen und Naturschützer seit Langem. Ministerin
       Hinz hat sich zwar gerade mit K+S auf einen Plan zur Reduzierung der
       Abwässer geeinigt. Danach werden die Einleitungen in den Fluss aber erst
       2075 aufhören – wenn die Kaliproduktion endet.
       
       Der Kompromiss sieht den Bau einer Pipeline vor, allerdings einer kurzen,
       die das Salzwasser nicht in die Nordsee, sondern in die Oberweser leitet.
       Kommunen, Naturschützer und Verbände wie die Allianz der öffentlichen
       Wasserwirtschaft sind empört.
       
       Auch der grüne NRW-Umweltminister Remmel hält nichts davon. Er ist
       überzeugt, dass diese Lösung gegen die EU-Wasserrahmenrichtlinie verstößt
       und deshalb zu hohen Vertragsstrafen führen könnte. Die Richtlinie schreibt
       vor, dass die Qualität des Wassers nicht verschlechtert werden darf,
       sondern deutlich verbessert werden muss.
       
       ## Milliarden für eine Pipeline
       
       Remmel sieht nicht ein, dass NRW für die Abwassereinleitungen aus Hessen
       zahlen soll. Er fordert für die Entsorgung den Bau einer Abwasserpipeline
       in die Nordsee. „Ich kann nicht erkennen, wie die Vorgaben der
       EU-Wasserrahmenrichtlinie ohne den Bau einer Abwasser-Nordseepipeline
       erreicht werden sollen“, sagt Remmel. Bei der Umweltministerkonferenz will
       er die KollegInnen aus anderen Anrainerländern für die Pipeline gewinnen.
       
       Dabei wird er sich vor allem an Parteifreunde wenden: Niedersachsens
       Umweltminister Stefan Wenzel und Bremens Umweltsenator Joachim Lohse sind
       ebenfalls Grüne. Je nach Ausgang der rot-rot-grünen Verhandlungen könnte
       das Ressort auch in Thüringen bald in grünen Händen liegen.
       
       Das ebenfalls von den Grünen geführte hessische Umweltministerium
       bestreitet allerdings, dass bei einer Realisierung der ausgehandelten Pläne
       zur Salzwasserentsorgung EU-Strafen drohen. „Wer an der Forderung einer
       Nordseepipeline festhält, verkennt, dass die Errichtung dieser
       Pipeline-Variante trotz finanzieller Kosten von etwa 2 Milliarden Euro
       nicht durchgängig für einen guten ökologischen Zustand in Werra und Weser
       sorgen würde“, sagt Sprecher Mischa Brüssel de Laskay. „Selbst bei
       sofortiger Einstellung des Kaliabbaus von K+S im hessischen Kalirevier
       würden die weiterhin vorhandenen diffusen Einträge aus den Halden dies
       verhindern.“ Vor diesem Hintergrund sei die Nordseepipeline weder
       ökologisch noch effizient.
       
       21 Oct 2014
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Anja Krüger
       
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