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       # taz.de -- Flüchtlinge auf dem Mittelmeer: Rettung in letzter Sekunde
       
       > Vor den Küsten Spaniens und Griechenlands sind 150 Flüchtlinge gerettet
       > worden. In Italien demonstrierten Tausende gegen die Aktion „Mare
       > Nostrum“.
       
   IMG Bild: Willkommenskultur in der EU: hier im Hafen von Pozzallo in Sizilien.
       
       MADRID/ATHEN afp | Vor den Küsten Spaniens und Griechenlands sind erneut
       dutzende Bootsflüchtlinge gerettet worden. Insgesamt 70 Flüchtlinge in
       mehreren Booten wurden am Samstag vor der Südküste Spaniens aufgegriffen,
       wie die Küstenwache mitteilte. Weitere 79 Menschen wurden vor der
       griechischen Insel Rhodos gerettet, ein Flüchtling gilt seither als
       vermisst.
       
       Die spanischen Rettungskräfte seien in der Nacht zum Samstag zunächst über
       ein Flüchtlingsboot informiert worden, teilte die Küstenwache mit. Auf dem
       Weg dorthin hätten die Einsatzkräfte ein zweites Boot entdeckt. Die 33
       Passagiere der beiden Schiffe seien nach Almería gebracht worden. Die
       mehrheitlich aus Nordafrika stammenden Flüchtlinge seien dann in die Obhut
       des Roten Kreuzes gegeben worden. Zwei weitere Boote stoppten die
       Rettungskräfte vor Málaga und Murcia. Die insgesamt 37 Insassen wurden in
       Sicherheit gebracht.
       
       Bei einer Rettungsaktion vor der griechischen Insel Rhodos wurden nach
       Angaben der örtlichen Hafenpolizei 79 schiffbrüchige Flüchtlinge gerettet.
       Ihr Boot kenterte demnach am Samstagmorgen. Die Schiffbrüchigen, unter
       denen nach Angaben der Behörden auch der mutmaßliche Menschenschmuggler
       ist, seien zunächst von einem Frachtschiff aus dem Wasser gerettet worden.
       
       Beim Besteigen des Frachters ging laut Polizei ein Flüchtling über Bord.
       Nach ihm wurde zunächst vergeblich gesucht. Die übrigen Schiffbrüchigen
       wurden nach Rhodos gebracht, wo Ermittlungen zur Ursache des Bootsunglücks
       eingeleitet wurden. Außerdem wurde versucht, die Identität der Flüchtlinge
       zu klären.
       
       ## Lega Nord gegen „Mare Nostrum“
       
       Die Zahl der Flüchtlinge, die über das Mittelmeer nach Europa gelangen
       versuchen, hat sich in den vergangenen Monaten deutlich erhöht.
       Griechenland, Spanien und Italien zählen zu den Ländern, vor deren Küsten
       am häufigsten Flüchtlinge aufgegriffen werden. Bei den gefährlichen
       Überfahrten mit oft unsicheren Booten kommt es immer wieder zu Unfällen.
       Auch die spanischen Exklaven Melilla und Ceuta an der marokkanischen
       Mittelmeerküste werden immer wieder bestürmt. Die beiden Gebiete haben die
       einzige Landgrenze zwischen der EU und Afrika.
       
       In Mailand gingen am Samstag tausende Menschen gegen eine Fortsetzung des
       italienischen Marine-Einsatzes „Mare Nostrum“ zur Rettung von Flüchtlingen
       im Mittelmeer auf die Straße. Zu der Demonstration aufgerufen hatte die
       rechtspopulistische Partei Lega Nord, die sich nach eigenen Angaben nicht
       gegen Einwanderung an sich, sondern gegen illegale Einwanderung ausspricht.
       Der Einsatz „Mare Nostrum“ fördere die illegale Einwanderung, lautet der
       Vorwurf. Zeitgleich gab es in Mailand eine Gegendemonstration, an der laut
       Polizei etwa 3000 Menschen teilnahmen.
       
       „Mare Nostrum“ war nach dem Tod von 366 Flüchtlingen bei der Überfahrt über
       das Mittelmeer im Oktober 2013 ins Leben gerufen worden. Ab November soll
       der Einsatz durch die EU-Mission „Triton“ abgelöst werden. Italien kündigte
       aber an, weiterhin Suchaktionen im Mittelmeer vornehmen zu wollen. Kritiker
       von „Mare Nostrum“ hatten erklärt, der Einsatz könne einen Anreiz zur
       Flucht nach Europa darstellen.
       
       19 Oct 2014
       
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