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       # taz.de -- Man Booker Prize 2014: Ehrung für Richard Flanagan
       
       > Der wichtigste britische Literaturpreis geht dieses Jahr an den
       > Australier Richard Flanagan. Er überzeugte mit „The Narrow Road to the
       > Deep North“.
       
   IMG Bild: Der Preis wurde übergeben von Camilla Parker Bowles.
       
       LONDON dpa | Der australische Autor Richard Flanagan hat den Man Booker
       Prize für englischsprachige Literatur erhalten. Der 53-Jährige überzeugte
       die Jury des wichtigsten britischen Literaturpreises mit seinem Roman „The
       Narrow Road to the Deep North“, der vom Schicksal seines Vaters als
       Kriegsgefangener der Japaner im Zweiten Weltkrieg inspiriert ist. Auf
       Deutsch ist es noch nicht erschienen. Prinz Charles' Frau Camilla
       überreichte die mit 50.000 Pfund (knapp 63.000 Euro) dotierte Auszeichnung
       am Dienstagabend in London dem sichtlich gerührten Flanagan.
       
       Seit diesem Jahr können Schriftsteller aus der ganzen Welt die Auszeichnung
       bekommen – vorausgesetzt, ihr Werk ist im Original in Englisch geschrieben
       und in Großbritannien erschienen. Zuvor war der Preis Autoren aus dem
       Königreich, dem Staatenbund Commonwealth und Irland vorbehalten gewesen.
       Kritiker hatten befürchtet, US-amerikanische Schriftsteller könnten von nun
       an den Preis dominieren.
       
       „The Narrow Road to the Deep North“ handelt vom Bau der berüchtigten
       Thailand-Burma-Eisenbahn, die auch Todeseisenbahn genannt wird. Als
       Kriegsgefangener der Japaner musste Flanagans Vater auf der Baustelle
       schuften. Sein Vater habe ihm die japanischen Wörter für seine
       Gefangenennummer beigebracht, erzählte der Preisträger am Mittwoch dem
       Sender BBC. „Ich wusste, dass ich dieses Buch schreiben muss.“ Es sei aber
       nicht die Geschichte seines Vaters, sondern eine Geschichte über Liebe.
       Fünf frühere Entwürfe des Buchs habe er verbrannt.
       
       Flanagan gilt als einer der führenden Schriftsteller seines Heimatlandes.
       Er wurde auf der zu Australien gehörenden Insel Tasmanien geboren, wo er
       auch lebt. Als 16-Jähriger verließ er die Schule, konnte aber dank eines
       Stipendiums trotzdem einen Abschluss an der renommierten britischen
       Oxford-Universität machen. Bevor er Romane schrieb, verfasste Flanagan
       einige historische Sachbücher.
       
       Ins Deutsche übersetzt wurden die Romane „Am Anfang der Erinnerung“ (1998),
       „Goulds Buch der Fische“ (2002), „Tod auf dem Fluss“ (2004), „Mathinna“
       (2009) und „Begehren“ (2011). Seine eigene Verfilmung von „Am Anfang der
       Erinnerung“ (Original: „The Sound of One Hand Clapping“) nahm 1998 an der
       Berlinale teil.
       
       Im vergangenen Jahr hatte die erst 28 Jahre alte Autorin Eleanor Catton aus
       Neuseeland für „The Luminaries“ den Man Booker Prize als bisher jüngste
       Gewinnerin erhalten. Frühere Preisträger sind unter anderen Salman Rushdie
       („Mitternachtskinder“), Arundhati Roy („Der Gott der kleinen Dinge“) und
       Thomas Keneally („Schindlers Liste“). Sponsor des Preises, der seit 1969
       vergeben wird, ist seit 2002 die Investmentfirma Man Group.
       
       15 Oct 2014
       
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