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       # taz.de -- US-Militär wird ökologisch bewusster: Angst vor Klimakriegen
       
       > Das Pentagon warnt vor einer „akuten Bedrohung“ wegen des Klimawandels.
       > Doch zugleich sind die US-Streitkräfte weltweit der größte Ölverbraucher.
       
   IMG Bild: Womöglich fand in Darfur der „erste Klimakrieg“ statt: Wüste in der Nähe eines UN-Flüchtlingslagers (Archivbild von 2005)
       
       BERLIN taz | Das US-Militär hat einen neuen Feind: den Klimawandel. Der
       werde „unsere Möglichkeiten beeinträchtigen, unser Land zu verteidigen, und
       er stellt eine akute Bedrohung für die Sicherheit der USA dar“, heißt es in
       einem Bericht des US-Verteidigungsministeriums, der am Montag
       veröffentlicht wurde.
       
       Zum ersten Mal greift damit die mächtigste Militärbürokratie der Welt in
       die US-Debatte über die Klimapolitik in den USA ein. Und das, obwohl
       Verteidigungsminister Chuck Hagel als republikanischer Senator immer die
       Ratifizierung des Kioto-Protokolls durch Washington hintertrieben hat.
       
       Jetzt hat Hagel seine Meinung geändert. Auf einer Konferenz in Peru, wo im
       Dezember die nächste Klimakonferenz stattfindet, warnte er vor den
       sicherheitspolitischen Gefahren der globalen Veränderungen: „Der Verlust
       von Gletschern wird Wasserprobleme verursachen, die Zerstörungen durch
       Hurrikane bringt Instabilität, Dürren und Missernten können Menschen ihre
       Lebensgrundlage nehmen und massenhafte Migrationswellen auslösen.“
       
       Das Pentagon beobachtet nach diesem Bericht mit Sorge, wie der Klimawandel
       „Bedrohung multipliziert“. Extremwetter könnten soziale Unruhen auslösen
       und Menschen radikalisieren, Fluchtbewegungen anstoßen, die Verbreitung von
       Infektionskrankheiten oder Terrorismus fördern – „wir beginnen diese
       Auswirkungen zu sehen“, heißt es. Außerdem fürchten die Planer im Pentagon,
       dass die Arbeit des Militärs durch den Klimawandel beeinträchtigt wird: Sie
       rechnen mit mehr humanitären Einsätzen, die Menschen und Material
       erfordern.
       
       ## Eigentlich ein alter Helm
       
       Die Planer sorgen sich um die Verlässlichkeit ihrer Nachschubwege und die
       Funktionsfähigkeit ihres Materials; zudem warnen sie vor Schwierigkeiten
       bei militärischen Aktionen durch Stürme, Extremwetter oder gestiegene
       Meeresspiegel. Schließlich sei auch die militärische Infrastruktur bedroht:
       Die größte der weltweit 7.000 US-Basen, der Hafenkomplex Hampton Roads in
       Virginia, sei wegen seiner Lage am Meer bereits heute von häufigen
       Überschwemmungen bedroht. Vor allem im pazifischen Raum und in der
       schmelzenden Arktis müssten die Militärplaner ein genaues Augenmerk auf die
       Folgen des Klimawandels lenken.
       
       Die potenzielle Bedrohung durch den Klimawandel ist für Militärs und
       Geheimdienste eigentlich ein alter Helm. Seit Jahren diskutieren Strategen
       darüber, ob der Konflikt in Darfur der „erste Klimakrieg“ war. Die [1][New
       York Times zitiert einen Experten], für den die Dürre in Syrien dazu
       geführt hat, dass mehr junge Menschen ohne Perspektive in die Städte
       geflohen sind und sich dort leichter radikalisieren lassen.
       
       Doch jetzt bezeichnet das Pentagon den Klimawandel als „akute Bedrohung“,
       die in konkrete strategische Überlegungen einfließen solle. Analysten sehen
       darin den Versuch, das Thema im traditionell konservativen
       Militär-Establishment zu etablieren und wieder hoffähig zu machen. Denn die
       Regierung Obama bemüht sich international, vor allem aber national um eine
       Mehrheit für ein Klimaabkommen im nächsten Jahr.
       
       „Verteidigungspolitiker müssen Teil dieser Debatte sein“, sagte Hagel. Da
       kann er in seinem Ministerium gleich anfangen. Das Pentagon ist nach
       Informationen des Branchendienstes „Daily Energy Report“ der größte
       Ölverbraucher der Welt. Täglich schlucken die US-Jets und Panzer 360.000
       Tonnen Öl. Ihr CO2-Ausstoß ist so groß wie der von Nigeria.
       
       14 Oct 2014
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] http://www.nytimes.com/2013/05/19/opinion/sunday/friedman-without-water-revolution.html?pagewanted=all&module=Search&mabReward=relbias%3As%2C%7B%222%22%3A%22RI%3A18%22%7D
       
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   DIR Bernhard Pötter
       
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