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       # taz.de -- Die Streitfrage: „Wollust ist eine Todsünde“
       
       > Das Sexproblem der Kirche ist gewollt, glaubt Rosa von Praunheim. Der
       > Papst hingegen findet Sex gar nicht so erschreckend, entgegnet Paula
       > Lambert.
       
   IMG Bild: Papst Franziskus auf dem Weg zur Sondersynode.
       
       Vor einiger Zeit verschickte Papst Franziskus einen Fragebogen an seine
       Schäfchen in aller Welt. Er wollte Dinge wissen wie „Haben junge Menschen
       Geschlechtsverkehr vor der Ehe?“ oder „Sollten Menschen, die nicht
       heterosexuell veranlagt sind, in der Kirche eine Heimat haben?“
       
       Viele Gläubige in Europa würden diese Fragen mit „Ja, natürlich!“
       beantworten. Das weiß der Papst. Aber so einfach ist das ja nicht in der
       katholischen Kirche. Denn wenn sie sich der Lebenswirklichkeit ihrer
       Anhänger anpasst, wirft sie Grundprinzipien über Bord, für die sie seit
       Jahrhunderten steht. Und vergrault die Erzkonservativen. Deshalb
       diskutieren die Bischöfe diese Woche in einer Sondersynode in Rom über die
       Ergebnisse der Umfrage.
       
       „Mein Eindruck ist, dass der Papst Sex an sich gar nicht so erschreckend
       findet. Aber Lust als etwas Natürliches anzuerkennen, wird er natürlich
       nicht schaffen. Schließlich ist die Wollust eine der sieben Todsünden“,
       schreibt die Sex-Kolumnistin der GQ, Paula Lambert in der taz.am wochenende
       vom 11./12. Oktober 2014.
       
       Der Regisseur Rosa von Praunheim glaubt, dass das Sexproblem des Papstes
       gewollt ist. „Er gewinnt an Macht, weil Priester ihre Bedürfnisse im
       Verborgenen ausleben müssen, etwa mit einer Affäre zur Haushälterin. Das
       Zölibat beachtet kaum jemand. Durch diese Bigotterie sind Menschen
       erpressbar.“ Praunheim ist durch Filme wie „Nicht der Homosexuelle ist
       pervers, sondern die Situation, in der er lebt“ zur Ikone der
       Schwulenbewegung geworden.
       
       Hans-Gerald Hödl lehrt Religionswissenschaft an der Universität Wien und
       findet, dass das Problem des Papstes nicht der Sex an sich ist. „Es sind
       die Hirten und Schäfchen, die das Ideal über die konkreten Menschen
       stellen.“
       
       Die Streitfrage beantworten außerdem der Journalist Matthias Matussek und
       die taz-Leserin Anna Schrey – in der taz.am wochenende vom 11./12. Oktober
       2014.
       
       11 Oct 2014
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Laura Backes
       
       ## TAGS
       
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