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       # taz.de -- Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?
       
       > Daniel Bahr wird „trainee“ bei der Allianz, der MDR zeigt „die zehn
       > unrechtesten Unrechtsstaaten“ und die Bundeswehr sollte uns fürchten.
       
   IMG Bild: Nicht im Bild: Daniel Bahr und die Bundeswehr.
       
       Was war schlecht in der vergangenen Woche? 
       
       Titelbildreigen. Spiegel: Kafka. Stern: HaPe. Focus: Putin.
       
       Und was wird besser? 
       
       Ringtausch?
       
       [1][Günther Oettinger] hat sich beim Hearing vor dem EU-Parlament nicht
       gerade internetfachkundig gezeigt. Ist er der Falsche für den Posten des
       Digitalkommissars? 
       
       Der Fairness halber: Wie man sich vor lauter Digitalkompetenz die
       Buchstaben von der Tastatur schrubbt, führen die Piraten gerade
       eindrucksvoll vor. Scherze über Oettingers No-Nerd-Status lenken von seiner
       durchaus erkennbaren Agenda ab: Beim Ausbau der Technik sprach er von einer
       „Aufholjagd“, bei Datenschutz und Urheberrecht hingegen von „Sorgfalt vor
       Schnelligkeit“ und einer schwammigen „Balance“. Sein Sessionsmotto
       „Wirksamer Datenschutz geht nur europäisch“ lag noch so aus seiner Affäre
       mit der Atomlobby im Rucksack – mit diesem Argument verhinderten Merkel und
       Roettgen den Ausstieg, bis ihnen und allen Fukushima um die Ohren flog.
       
       Ex-Gesundheitsminister [2][Daniel Bahr geht zur Allianz] – ist ja sein
       gutes Recht, solange es kein Gesetz zu Karenzzeiten gibt, oder? 
       
       Ein Jahr ist weniger, als es bräuchte, den Job nicht als Lohn für
       allianzgefällige Politik zu deuten, ja. Allerdings hat Bahr so was
       Ähnliches studiert und betont, nicht Grüßaugust zu werden, sondern
       „operativ tätig“. Eine feine Pointe kichert im Nebensatz der
       Allianz-Mitteilung: der Neue „soll später in den Vorstand aufrücken“. Jetzt
       wissen wir ungefähr, was Versicherungschefs über Bundesminister von der FDP
       denken. Hoffentlich muss er kein „trainee“-Mützchen tragen wie bei
       McDonald’s.
       
       Völliges [3][Desaster bei der Bundeswehr], nix funktioniert. Müssen wir um
       unsere Sicherheit fürchten? 
       
       Nein, im Gegenteil: wir sollen.
       
       Die Internetriesen [4][Zalando und Rocket Internet] sind an die Börse
       gegangen. Haben Sie sich Ihre Anteile schon gesichtert? 
       
       Da wäre man jetzt nicht so gerne Aktionär gewesen. Das Bündel der
       Rocket-Firmen schreibt sämtlich rote Zahlen, und überhaupt würde ich das
       Thema des Unternehmens mögen müssen, um Geld anzulegen. Lassen Sie mich
       noch ein bisschen an meinem Schuhfetisch arbeiten.
       
       [5][Gregor Gysi] sagt, die DDR sei kein Unrechtsstaat gewesen, aber einer,
       in dem es „Unrecht, auch grobes Unrecht“ gab. Haarspalterei? 
       
       Hey … Zeit für eine neue Rankingshow im MDR! „Die zehn unrechtesten
       Unrechtsstaaten“. Wobei man die immerhin allesamt in der deutschen
       Geschichte finden könnte und die DDR wenig Chancen auf den Spitzenplatz
       hätte. Die Krux ist der unklare Begriff „Unrechtsstaat“: Schießbefehl,
       keine freien Wahlen, keine Meinungs- und Reisefreiheit, stark beschränkte
       Berufswahl – ganz klar eine Diktatur. Nur dummerweise im semantischen Sinne
       „Gegenteil von Rechtsstaat“ gab es für alles dies Gesetze und legalistische
       Formen. Die Thüringer Grünen möchten, dass die Linke vor einer gemeinsamen
       Regierung nochmal den Popanz an der Stange grüßt – mit „Diktatur“ wäre das
       Nämliche ohne deutbare Polemik möglich gewesen.
       
       „Legal Highs“ fallen laut BGH nicht unter das Arzneimittelgesetz, der
       Verkauf lässt sich schwer bestrafen. Wäre da die Cannabis-Legalisierung
       nicht gesünder? 
       
       Ja, zumal Haschisch und Gras einigermaßen beforscht sind und Mündige grob
       wissen könnten, was sie sich da einpfeifen. Die getunten Kräuter dagegen
       ändern ihre Wirkstoffe schneller, als man sie verbieten kann. Eklig.
       
       Die „Tagesthemen“ [6][entschuldigen sich öffentlich] für einen Fehler in
       ihrer Ukraine-Berichterstattung. Reicht Putins langer Arm bis in die
       Tagesschau? 
       
       Wenn die Bundeswehr „bedingt einsatzbereit“ ist, warum die Medienlandschaft
       drumherum nicht erst recht? Das jähe Tempo der Remilitarisierung unserer
       Politik trifft auf wenig Routinen, allem zu misstrauen, was man
       friedlicheren Tages noch weniger argwöhnisch durchreichte. Ohne
       Grundausbildung an die Front, und nach der Hohlladung „Im Krieg stirbt als
       Erstes die Wahrheit“ kommen ein paar Nachrichtensendungen humpelnd ins
       Lazarett. Respekt vor „ARD-aktuell“, man räumt Fehler ein, statt sie zu
       einem persönlichen Problem einer linken Fernsehrätin zu verschwurbeln. Es
       wird, günstigenfalls, ein Abschied vom „wir“, dem „wir“ der EU, der Nato,
       des „Westens“ – vom „Wir, die Guten“.
       
       Und was machen die [7][Borussen]? 
       
       Manche weichen vor Kommerz und Heimniederlagen gegen den Tabellenletzten
       zur Drittligavertretung des BVB aus. Muss man nicht mögen, doch den Sticker
       „Ultras von die Amateure“ seh ich gern. 
       
       (Frage: afro)
       
       5 Oct 2014
       
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