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       # taz.de -- Kirche überprüft Lehre zur Familie: Öffne dich!
       
       > Auf der Synode in Rom fordert Papst Franziskus von konservativen
       > Bischöfen eine freie Diskussion über Themen wie Ehe, Scheidung und
       > Verhütung.
       
   IMG Bild: Die Stimmung zwischen Papst Franziskus und den Bischöfen ist angespannt. Die Gespräche finden hinter verschlossenen Türen statt
       
       VATIKANSTADT afp | In angespannter Atmosphäre hat die katholische Kirche
       Beratungen begonnen, um angesichts der veränderten Lebensrealität der
       Gläubigen ihre Lehre zur Familie zu überprüfen. Papst Franziskus forderte
       am Sonntag zur Eröffnung der außerordentlichen Bischofssynode in Rom eine
       „offene“ Diskussion zu sensiblen Themen wie der Öffnung der Kirche für
       Wiederverheiratete. Konservative Bischöfe sehen dies kritisch und fürchten
       eine Schwächung der Ehe.
       
       Papst Franziskus appellierte an die versammelten Erzbischöfe und Kardinäle,
       sich für die veränderte Lebensrealität der Gläubigen zu öffnen. Die Synode
       solle den Weg für die Erneuerung der Kirche und der Gesellschaft ebnen,
       sagte der Papst, der dem Thema Familie und Ehe seit seiner Wahl im März
       2013 große Bedeutung zumisst. Das zweiwöchige Treffen in Rom ist die erste
       Synode unter Papst Franziskus.
       
       Rund 200 Erzbischöfe und Kardinäle aus aller Welt sowie einige ausgesuchte
       Laien sollen bis zum 19. Oktober über Ehe, Scheidung und Familie beraten.
       Ein im vergangenen Winter vom Vatikan verschickter Fragebogen hatte
       bestätigt, dass viele Gläubige bei Themen wie dem Umgang mit
       Wiederverheirateten oder Verhütung andere Auffassungen vertreten als die
       katholische Lehre.
       
       Vor Beginn der Synode beteten am Samstagabend zehntausende Katholiken,
       darunter viele Familien mit Kindern, auf dem Petersplatz in Rom mit dem
       Papst für den Erfolg der Beratungen. Das Kirchenoberhaupt bezeichnete in
       seiner Ansprache die traditionelle Familie als „beispiellose Schule der
       Menschheit“ und die Ehe als „Abbild der Liebe Gottes“, aber auch als
       „Handwerksarbeit, die in Euren Händen liegt“.
       
       Der 77-jährige Argentinier vertritt in vielen moralischen Fragen eine
       konservative Haltung, warnte am Sonntag aber vor der Beibehaltung des
       Status quo und forderte die Geistlichen auf, „mit echter Freiheit“ über die
       Streitfragen zu sprechen. In einer Messe im Petersdom erinnerte der Papst
       in einer möglichen Anspielung auf den Umgang mit Geschiedenen an die
       Äußerungen von Jesus, wonach „schlechte Priester den Menschen unerträgliche
       Lasten aufbürden“.
       
       ## Pflege des Weinbergs
       
       Synoden seien nicht dazu gedacht, über „schöne und kluge Ideen zu
       diskutieren oder zu sehen, wer intelligenter ist“, mahnte Franziskus.
       Vielmehr dienten sie dazu, „den Weinberg des Herrn besser zu pflegen“,
       wobei in diesem Fall der Herr verlange, sich um die Familie zu kümmern.
       
       Viele Katholiken erhoffen sich von der Synode Lösungen für
       wiederverheiratete Geschiedene. Die Reformer unter Führung des deutschen
       Kardinals Walter Kasper befürworten, dass Wiederverheirateten die Teilnahme
       an der Kommunion erlaubt wird. Konservative Bischöfe fürchten aber, dass
       die Ehe dadurch geschwächt würde. Auch Zugeständnisse an die zahlreichen
       jungen Katholiken, die unverheiratet zusammenleben, sehen die Konservativen
       kritisch.
       
       In der Öffentlichkeit mehrten sich zuletzt kritische Äußerungen zu Papst
       Franziskus. In der aktuell angespannten Situation erfolgen die Debatten auf
       der Synode hinter geschlossenen Türen. Allgemein wird erwartet, dass
       Franziskus kommendes Jahr eine weitere Synode zur Familie abhält.
       Anschließend könnte er in einem päpstlichen Schreiben eine Anpassung der
       kirchlichen Lehre zu diesem Thema vorstellen.
       
       5 Oct 2014
       
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